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Das Expertenforum im April: HNO-Bildgebung
cCT, DVT oder fpCT?

Sehr geehrter Prof. Habermann,

seit einer etwas längeren Zeit gibt es in der Zahnheilkunde die Kegelstrahltomographen. Zunehmend halten diese als digitale Volumentomographen nun auch Einzug in die HNO/-Radiologie. Es gibt viele Arbeiten, die die DVT der "konventionellen" CT als überlegen in Bezug auf Dosis und Auflösung bewerten. Eine aktuelle Arbeit aus Erlangen (Kyriakou et al. RöFo 2011) wiesen eine geringe Überlegenheit des aktuellsten Siemens-CTs gegenüber mehreren DVTs nach. Und dann gibt es ja noch die flatpanel-CT (oder Dyna-CT).
Wie schauts denn nun Ihrer Meinung nach aus? Welchem Gerät gehört denn die Zukunft? Oder braucht man ein DVT wnn man ein modernes CT hat? Dies sollen natürlich überspitzte Fragen sein.

Vielen Dank für Ihre Antwort,
Stephan Jankowicz
Diskussion erstellt von Stephan Jankowicz am 09.04.2011 um 20:43 Uhr
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  • Sehr geehrter Herr Jankowicz,

    auch Ihnen ein herzliches Dankeschön für Ihre Frage zum Thema HNO-Bildgebung.

    Die von Ihnen gestellten Fragen sind von sehr hohem aktuellem Wert. Die digitale Volumentomographie (DVT) oder in einigen Arbeiten auch als dentale Volumentomographie bezeichnet, ist derzeit auch ein Politikum. Im Rahmen diese Forums möchte ich mich jedoch auf die technischen und medizinischen Aspekte beschränken.

    In der HNO-Bildgebung ist die DVT erst ein neueres Verfahren, während die Zahn-, Mund- und Kieferchirurgen die DVT nicht nur in der präoperativen Planung, sondern insbesondere auch im Rahmen der intraoperativen Navigation schon über einen längeren Zeitraum nutzen (Arai Y. Dentomaxillofacial Radiology 1999; 28: 245–48).

    Natürlich ist die DVT in der Lage im Rahmen der Darstellung der Knochen und der umgebenden Strukturen, im Sinne einer Hochkontrastdarstellung, sehr gute Ergebnisse zu liefern. Insbesondere im Vergleich zu den Multi-Detektor-Computertomographen (MDCT) mit Vierzeilendetektor und Sechzehnzeilendetektor konnte hier auch eine Überlegenheit im Strahlenschutz (Faktor 10) gezeigt werden (Schulze D. J Cranio-Maxillofac Surg 2005; 33: 19-23 oder Heiland M. Dentomaxillofac Radiol 2003; 32: 21-25).

    Bei der von Ihnen zitierten neuen Arbeiten aus dem Jahre 2011 ist auch zu berücksichtigen, dass hier DVT-Geräte mit einem neuen Dual-Source CT mit 128 Zeilen verglichen wurden (Kyriakou Y. Fortschr Röntgenstr 2011; 183: 144–53). Diese Art der CT zeigt gegenüber der Single-Source CT deutlich niedrigere Dosiswerte und kann somit bei besserer Auflösung auch in diesem Kriterium die DVT offensichtlich unterbieten.

    Aus technischer Sicht ist natürlich auch zu berücksichtigen, dass die Kontrastdifferenzierung mittels der DVT bei den genutzten Detektoren (meißt Caesiumiodid) bei ca. 10 Houndsfieldeinheiten (HE) liegt, während diese in der CT bei einer HE anzusiedeln ist. Allein dies beantwortet Ihre Frage nach dem Einsatz der verschiedenen Geräte. So sind zum Beispiel bei verunfallten Patienten nicht nur die knöchernen Strukturen und hier dann die Frakturen, sondern auch die Weichteilverletzungen unbedingt darzustellen, wobei dann die MDCT diese nicht nur besser darstellt, sondern auch die Diagnostik weitere Verletzungen im Bereich des Thorax und des Abdomens schnell und sicher erlaubt.

    Gerade durch die Schwäche in der Darstellung von Weichgewebsstrukturen, wird die DVT in der HNO-Bildgebung, nach meiner Meinung, nur eine untergeordnete Rolle spielen. Somit also für die Diagnostik der Nasennebenhöhlen vorbehalten bleiben.

    Ich hoffe, dass ich Ihre Fragen habe zufriedenstellend beantworten können.

    Mit den besten Grüßen aus Hamburg,

    Christian Habermann Christian R. Habermann am 11. April 2011 um 21:19 Uhr
  • Sehr interessant! Thema und Antwort. Die unterschiedliche Kontrastdifferenzierung war mir neu.
    Eine kleine Anmerkung habe ich noch: Im Rahmen der HNO-radiologischen Weiterbildung von Frau Prof. Kösling am vergangenenen Wochenende (Thema: Schläfenbein) wurden auch DVT-Bilder von Cochlea-Implantaten und Stapes bzw. der Gehörknöchelchenkette gezeigt, die ziemlich überzeugend wirkten - aber auch das ist letztendlich natürlich Hochkontrastgebiet und passt in die hervorragenden Ausführungen von Prof. Habermann. Martin Reiss-Zimmermann am 12. April 2011 um 13:42 Uhr