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Paper des Monats August 2017
kommentiert von PD Dr. Diane Renz, Universitätsklinikum Jena

Titel: "White Paper: Interventionelle MRT: Status Quo und Entwicklungspotenzial unter ökonomischen Perspektiven, Teil 1: Generelle Anwendungen"


Autoren: Jörg Barkhausen, Thomas Kahn, Gabriele A. Krombach, Christiane K. Kuhl, Joachim Lotz, David Maintz, Jens Ricke, Stefan O. Schönberg, Thomas J. Vogl, Frank K. Wacker

Fortschr Röntgenstr, Juli 2017, Band 189, Seiten 611-623

„Eine hervorragende systematische Übersicht über den aktuellen Stellenwert und Entwicklungsperspektiven MR-gestützter Interventionen"

Kurzbeschreibung:

Diese Übersichtsarbeit liefert eine hervorragende Zusammenfassung über den aktuellen Stellenwert interventioneller Eingriffe unter Verwendung der Magnetresonanztomografie (MRT). Dabei liegt ein Fokus der Veröffentlichung auf in der klinischen Routine etablierten Anwendungen der interventionellen MRT; darüber hinaus präsentieren die Autoren ausgiebig den Benefit und die Herausforderungen MR-gestützter Eingriffe sowie zeigen interessante Entwicklungsperspektiven – unter anderem für vaskuläre Interventionen – auf.

Hintergrund und Inhalt:

Kurz nach der Einführung der MRT in der klinischen Routine in den 1980er Jahren wurden die ersten MR-gestützten interventionellen Eingriffe durchgeführt. Wesentliche Vorteile der MRT sind neben des exzellenten Weichteilkontrastes und der fehlenden Strahlenexposition die Möglichkeiten einer multiplanaren Schichtführung und einer Detektion von Läsionen mittels multiparametrischer Bildgebung, welche teilweise dadurch nur in der MRT, nicht mittels anderer Bildmodalitäten abgebildet werden können. Das starke magnetische Grundfeld und die elektromagnetischen Wechselfelder stellen jedoch besondere Anforderungen an die eingesetzten Überwachungsgeräte und Instrumentarien dar. Neben der MR-Sicherheit spielen hier auch Artefaktbildungen eine Rolle; die Instrumentenspitze sollte für eine optimale Planbarkeit und Bildkontrolle möglichst scharf und in einer Schicht abgebildet sein. Um ein CE-Zertifikat zu erhalten, besteht neben der MR-Sicherheit die Forderung, dass die Instrumente auch unter Durchleuchtung sichtbar sein müssen, um im Falle eines notwendigen Abbruchs der MR-Interventionen auf eine Durchleuchtungs- bzw. Angiografieanlage ausweichen zu können. Die Lehrstuhlinhaber für Radiologie in Deutschland verweisen in ihrem detaillierten Review auf eine Vielzahl von Eigenentwicklungen von MR-kompatiblem Equipment, wobei aktuell nach ihren Angaben ein verstärktes kommerzielles Engagement zu verzeichnen ist.

MR-gestützte Interventionen, für die bereits MR-kompatible Systeme verschiedener Hersteller mit Planungssoftwareprogrammen zur Verfügung stehen, sind Biopsien der Prostata und MR-gesteuerte Interventionen an der Mamma – darunter die präoperative Markierung einer Läsion und die perkutane, meist vakuumassistiert durchgeführte Biopsie. Dabei ist die MR-gestützte Intervention von Mammaläsionen, die in anderen Modalitäten nicht abgebildet werden können, bereits seit längerem etabliert und anerkannt. Aktuell wird die MR-geführte Biopsie der Prostata zunehmend in die klinische Routine eingeführt, wobei sie eine gezieltere Erfassung von Zielläsionen gegenüber der weiterhin als Standardverfahren geltenden transrektalen, ultraschallgeführten (TRUS) Fächerbiopsie ermöglicht. Die folgenden MR-Interventionen werden als vielversprechende Alternativverfahren als eine Auswahl ebenfalls an mehreren Zentren in der klinischen Routine angeboten: der hochfokussierte Ultraschall, etwa zur Therapie von Uterusmyomen, die periradikuläre Therapie oder lokale Tumorablationen, wobei ein gezieltes MR-Monitoring der erzielten Temperaturerhöhung möglich ist. Die Übersichtsarbeit präsentiert darüber hinaus zahlreiche Entwicklungsperspektiven der interventionellen MRT, darunter vaskuläre und kardiale Eingriffe. Nach Angaben der Autoren befinden sich aktuell mindestens zwei Hersteller in der Endphase der CE-Zertifizierung für MR-kompatible Führungsdrähte für vaskuläre Interventionen. Für die Visualisierbarkeit von Führungsdrähten und Kathetern in der MRT stehen im Prinzip zwei verschiedene technische Verfahren zur Verfügung: kleine Sendespulen im Verlauf oder an der Spitze der Instrumente („aktives Tracking“) oder Markierung der Instrumente mit Eisen oder anderen paramagnetischen Metallen mit konsekutiven Suszeptibilitätsartefakten („passives Tracking“). Kardiovaskuläre MR-Interventionen konnten für die Behandlung von angeborenen Herzfehlern und für kardiale Ablationen bereits erfolgreich an Patienten durchgeführt werden. Entwicklungspotenzial für vaskuläre/ kardiale Eingriffe bieten Hybridsysteme in Form einer Kombination von MR-Scannern mit Angiografieanlagen, die darüber hinaus über die Möglichkeit einer Rotations-Computertomografie verfügen. Eine weitere Zukunftsoption stellt die routinemäßige intraoperative Anwendung der MRT im Rahmen neurochirurgischer Operationen mit dem Ziel dar, unter Bildkontrolle Tumorgewebe möglichst vollständig zu entfernen und gesundes Hirnparenchym zu schonen.

Konzeption und Benefit:

Das breite Gebiet der interventionellen MRT wird in dem Reviewartikel detailliert und umfassend dargelegt. Anhand von 84 Publikationen aus sämtlichen Gebieten der MR-gestützten Interventionen werden Benefit, Herausforderungen und Limitationen kritisch gegenübergestellt, wobei auch der relativ hohe technische Aufwand und ökonomische Aspekte der MR-Interventionen explizit beleuchtet werden, wodurch sich als ein Fazit der Autoren nur solche Eingriffe als sinnvoll erweisen, welche den Eingriff überhaupt erst ermöglichen oder entscheidend verbessern. Ausgewählte Bildbeispiele veranschaulichen die hervorragende Übersicht. Darüber hinaus liefert das „White Paper“ klare Empfehlungen, wobei am Ende eines jeden Kapitels die wesentlichen Fakten zusammengefasst werden.

Fazit:

Die Übersichtsarbeit erörtert detailliert Herausforderungen, Benefit und Limitationen MR-gestützter Interventionen. Wesentlicher Benefit des Reviewartikels sind die Gründlichkeit und die Vollständigkeit, mit der das vielversprechende Gebiet dargelegt wird, sowie die klaren Empfehlungen und die Präsentation künftiger interessanter Perspektiven.

   

Bildlegende:

Das Bildbeispiel stammt aus dem Universitätsklinikum Jena, Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie. Die T1-gewichtete Subtraktionsaufnahme 1 min nach i.v. Kontrastmittelapplikation (li) zeigt einen maximal 10 mm großen hochgradig malignomsuspekten Herdbefund in der linken Mamma dorsal. Dieser Herd wurde mittels MR-gestützter Drahtmarkierung direkt präoperativ markiert (re), wobei die postinterventionell durchgeführte T1-gewichtete Aufnahme den Draht mit Projektion der Drahtspitze auf die Läsion zeigt.

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