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Uroradiologie

von Katja Hüper, 14.09.2015

Uroradiologie ist abwechslungsreich, radiologisch herausfordernd und interdisziplinär-kollegial!“ - meint PD Dr. Matthias Röthke, Vorsitzender der AG Uroradiologie der DRG. Warum, das erklärt er im Interview.


Mit welchen Krankheitsbildern befasst sich die uroradiologische Diagnostik?

Die uroradiologische Diagnostik ist der bildgebende Begleiter der Urologie, aber auch der Gynäkologie bei Fragestellungen im weiblichen Becken. Darüber hinaus gibt es viele interessante kinderurologische Fragestellungen. Ein Hauptgebiet der Uroradiologie stellen die Erkrankungen der Niere und Nebenniere sowie des harnableitenden Systems  (Ureter, Harnblase und Urethra) dar. Auf urologischer Seite kommen Erkrankungen der Prostata, des Penis und der Hoden dazu. Gynäkologisch wichtig ist die Bildgebung onkologischer Erkrankungen von Zervix und Vagina, Vulva, Uterus sowie Adnexen und Ovarien. In letzter Zeit kommen auch vermehrt dynamische Beckenuntersuchungen zur Abklärung von Inkontinenz dazu.

Welche Modalitäten werden in der uroradiologischen Diagnostik eingesetzt?

Es kommt das gesamte radiologisch-diagnostische Spektrum zum Einsatz:
-    Bei der Niere ist dies z.B. der Ultraschall, der eine wichtige Rolle einnimmt.
-    Bei Fragen des harnableitenden Systems kommen auch konventionelle Röntgendurchleuchtungsuntersuchungen zum Einsatz.
-    Bei schwierigeren Fragestellungen wird natürlich die Schnittbilddiagnostik mit CT und MRT eingesetzt.
-    Bei onkologischen Fragestellungen nimmt die Bildgebung mittels funktioneller PET/CT und PET/MR weiter zu.

Abb.: Multiparametrische MRT der Prostata: Prostatakarzinom rechts peripher 7 Uhr SSL mit Ausdehnung nach zentral.

Wie sieht das typische Tagesgeschäft der Uroradiologie aus?

Ein wesentlicher Bestandteil sind natürlich Nierenabklärungen bei Verdacht auf Nierentumoren, aber auch die Diagnostik von symptomatischen Harnleitersteinen und Nierensteinen. In letzter Zeit wird zunehmend die multiparametrische MRT der Prostata von Urologen nachgefragt. Peniskarzinome oder Hodentumoren kommen in der uroradiologischen Diagnostik nur selten vor. Auf gynäkologischer Seite steht das Staging, also die Feststellung des onkologischen Stadiums von Erkrankungen von Vulva, Vagina, Zervix, Uterus und Ovarien im Vordergrund, insbesondere die Detektion von Lymphknotenmetastasen oder einer Peritonealkarzinose. Der Uroradiologe kann aber auch ein wichtiger Partner sein, wenn es darum geht, Verletzungen des harnableitenden Systems nach Traumata wie z.B. schweren Autounfällen zu detektieren. Die erhobenen Befunde werden interdisziplinär mit den beteiligten Kollegen der unterschiedlichen Fachdisziplinen besprochen, was eine wirklich spannende und vielseitige Arbeit ist. Durch die große Anzahl an Organen, mit denen sich die Uroradiologie beschäftigt, und die Anwendung sämtlicher radiologischer Modalitäten, können in unserem Unterfachgebiet sämtliche Prinzipien der allgemeinen Radiologie angewendet und erlernt werden. Die Weiterbildung stellt daher natürlich einen wichtigen Teil unserer Arbeit dar. Wir sind immer sehr daran interessiert, junge Kolleginnen und Kollegen für dieses kleine, aber wie ich finde, sehr feine Fach zu gewinnen und zu begeistern.

Was macht für Sie die Uroradiolgie so spannend?

Für mich macht zum einen das breite Spektrum mit den vielen unterschiedlichen Organen den Reiz aus, denn dadurch ist die tägliche Arbeit abwechslungsreich. Darüber hinaus kann ich als Radiologe vom Ultraschall bis zum PET/MR sämtliche Modalitäten anwenden, was für mich täglich neue Herausforderungen, aber auch eine Begeisterung bereithält. Der Kontakt mit den unterschiedlichen an der uroradiologischen Diagnostik beteiligten Fachdisziplinen sowohl persönlich als auch im Rahmen von klinischen Konferenzen ist immer erfrischend und bereichert den Arbeitsalltag. Um es auf einen Punkt zu bringen: Uroradiologie ist abwechslungsreich, radiologisch herausfordernd und interdisziplinär-kollegial. Ein besonders spannendes Feld ist momentan die Prostatadiagnostik. Hier hat sich in den letzten Jahren viel getan Mittlerweile sind wir einer der wichtigsten Partner der Urologen bei der Detektion von Prostatakarzinomen im Frühstadium. Dieses wird mit der sogenannten multiparametrischen MRT erreicht, die die normale morphologische Bildgebung um neue funktionelle Techniken wie die diffusionsgewichtete Magnetresonanztomographie (DWI) und die Kontrastmittel-Perfusions-MRT (DCE), aber auch die MR-Spektroskopie (MRSI) ergänzt. Des Weiteren liefern wir Uroradiologen einen Beitrag zur Planung von MR-gesteuerten Biopsien und zur MR-gesteuerten fokalen Therapie der Prostata z.B. mittels fokussierten Ultraschalls oder flüssigem Stickstoff.

Welches Ziel hat die AG Uroradiologie und Urogenitaldiagnostik in der Deutschen Röntgengesellschaft? Welche konkreten Projekte sind in nächster Zeit geplant?

Unsere AG ist eine verhältnismäßig kleine Arbeitsgemeinschaft mit ca. 100 Mitgliedern. Wir haben ein relativ junges und dynamisches Vorstandskollegium, das als wichtigstes Ziel die Gewinnung von interessierten jungen Kolleginnen und Kollegen für die Uroradiologie hat. Das Begeistern und Fortbilden von unserem radiologischen Nachwuchs steht deshalb mit an erster Stelle. Darüber hinaus erarbeiten wir Fort-und Weiterbildungskonzepte für fortgeschrittene Uroradiologen, die bis zu einer Zertifizierung weitergetrieben werden können. Wir formulieren Statements zur Anwendung von Kontrastmitteln wie jodhaltigem CT-Kontrastmittel oder gadoliniumhaltigem MR-Kontrastmittel als Hilfestellung für niedergelassenen Kollegen. Wir sind stets dabei Untersuchungsprotokolle nach dem Stand der aktuellen Forschung weiter zu entwickeln. Dazu wird gerade unser Internetauftritt weiter ausgebaut. Und natürlich treffen wir uns auch persönlich im Rahmen von jährlichen Symposien zum aktuellen Meinungsaustausch und geselligem Beisammensein, da sich die Mitglieder in einer so kleinen AG natürlich gut kennen.

Was bringt mir eine Mitgliedschaft in der AG?

Ein fachliches Plus ist der Kontakt zu gleichgesinnten Kollegen und damit einer Vertiefung des eigenen Wissens. Dies setzt sich fort in der strukturierten Fort- und Weiterbildung (Q-Stufen) in der Uroradiolgie. Wir versuchen darüber hinaus, uns bei der Vermittlung von Hospitationen für interessierte junge Kolleginnen und Kollegen zu engagieren. Der Eintritt in die AG ist für sämtliche DRG-Mitglieder kostenlos. Grundsätzlich gilt, dass die Möglichkeit zum persönlichen Engagement bei uns sehr gut gegeben ist, da wir eine kleine AG sind. Die Teilnahme und Mitarbeit an der Organisation von Symposien wie in diesem Oktober in Hamburg ist natürlich auch willkommen.
Ich möchte noch kurz darauf hinweisen, dass wir uns auch in der Europäischen Gesellschaft für Urogenitale Diagnostik (ESUR) engagieren. Abschließend möchte ich für weitere Informationen auf den Link der AG im Internet hinweisen:

AG Uroradiologie und Urogenitaldiagnostik

Herr Dr. Röthke, vielen Dank für das Interview!

 
PD Dr. Matthias Röthke (Heidelberg)

ist Vorsitzender der AG Uroradiologie und Urogenitaldiagnostik

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