Wir planen Wartungsarbeiten am 12. April 2010 in der Zeit von 11 bis 18 Uhr.

1. Staffel: Forschen ist wie Häuser bauen Interview mit Dr. Peter Bannas

Forschen ist wie Häuser bauen

(08.10.2010) Ein ganzes Wochenende lang molekulare Bildgebung – Dr. Peter Bannas, Radiologe am Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf, besuchte das erste Seminar der neuen Reihe „Forscher für die Zukunft“ (FFZ) der Deutschen Röntgengesellschaft. Im Gespräch mit hellste-koepfe.de berichtet er von seinen Eindrücken.

 

 

Herr Dr. Bannas, raucht Ihnen noch der Kopf vom Wochenende?

Ja, trotz eigener Erfahrungen mit der molekularen Bildgebung wurden viele auch für mich neue interessante Anwendungen und Techniken sowie deren Vorteile und Nachteile vorgestellt. Insgesamt wurden meine Kenntnisse deutlich erweitert und vertieft, was insbesondere an den hochkarätigen, national und international bekannten Referenten lag.

Welches der referierten Themen hat Sie besonders gefesselt?

Neben den Vorträgen zur optischen Bildgebung, mit der ich mich selber schon beschäftigt habe, haben mich insbesondere die Vorträge von Prof. Bernd Pichler und Prof. Uwe Haberkorn fasziniert: Sie haben die Möglichkeiten der nuklearmedizinischen Bildgebung wie SPECT, PET und deren Tracer vorgestellt. Diese Methoden weisen eine unglaubliche Sensitivität auf – die Menge an radioaktivem Tracer, die für die Detektion von Tumoren im Menschen eingesetzt wird, entspricht im Verhältnis einem Stück Traubenzucker, das in den Bodensee geworfen wird! Hochinteressant fand ich auch den Vortrag über die sehr innovative Methode der photo-akustischen Bildgebung, mit der erforscht wird, inwieweit man die geschickte Kombination von Ultraschall und Licht für die molekulare Bildgebung einsetzen kann. Besonders gefallen hat mir dabei das selbstkritische Fazit von Dr. Daniel Razansky: „What we know we don`t know – what we don’t know we don’t know“.

In welchen der Themen sehen Sie das größte Potenzial für die klinische Anwendbarkeit?

Sicher haben die nuklearmedizinischen Methoden mit ihrer hohen Sensitivität das höchste Potenzial für die klinische Anwendung, teilweise werden sie ja jetzt schon klinisch eingesetzt. Die bisher nur an wenigen Zentren experimentell eingesetzte Hybrid-Bildgebung der MRT-PET wird in den nächsten ein, zwei Jahren zunehmend etabliert werden, hier werden im Laufe des nächsten Jahres kommerziell erhältliche Geräte auf dem Markt sein. Auch die anderen Methoden der molekularen, optischen oder sonographischen Bildgebung werden – vielleicht nicht eins zu eins – aber doch in abgewandelter Form zum Einsatz kommen.

Worin unterscheidet sich die neue Reihe ‚FFZ‘ von anderen Fort- und Weiterbildungsangeboten der Deutschen Röntgengesellschaft?

Ich denke das Besondere an der FFZ-Weiterbildung ist, dass hier ausschließlich junge Radiologen angesprochen werden mit dem ganz klaren Ziel, den Forschungshorizont ihres jeweiligen Instituts auf intensive Weise zu erweitern. Es ist also keine Fortbildung z.B. in einer speziellen Technik, sondern es werden verschiedenste Methoden vorgestellt, welche gemeinsam hinterfragt und diskutiert werden können. Da ist es natürlich besonders spannend, dass die Teilnehmer selbst verschiedene Forschungshintergründe haben – das macht Diskussionen sehr lebhaft!

Wurden Ihre Erwartungen an das Seminar erfüllt?

Ja, insbesondere hat mich gefreut, dass sich die Möglichkeit ergab, die bekannten Experten einmal in kleinerer Runde kennenzulernen und gemeinsam mit ihnen zu diskutieren. Das heißt auch, dass eventuelle Schwächen einzelner Bildgebungstechniken nicht heruntergespielt, sondern offen angesprochen wurden.

Was zeichnet Ihres Erachtens ein Forschertalent in der Radiologie aus?

Ich denke es gibt viele unentdeckte „Forschertalente“, das heißt junge, motivierte Radiologen, welche noch gar nicht gemerkt haben, dass sie ein Talent haben. Um ihr Interesse zu wecken sind solche Veranstaltungen wie FFZ wichtig. Aber auch die Chefs sollten diese Kollegen früh fördern, damit die Talente nicht brachliegen. Meiner Meinung nach benötigt jeder zunächst eine Anleitung zum Forschen – zum Beispiel von seinem Doktorvater – und dabei stellt sich dann heraus, ob er tatsächlich ein Talent zum Forschen hat. Um ein talentierter Forscher zu sein, muss man die bisher etablierten Techniken erlernen, die bisherige Literatur kennen und aus diesem vorhandenen Wissen neue Ideen generieren. So wie es der Mathematiker, Physiker und Philosoph Henri Poincaré formuliert hat: "Science is facts; just as houses are made of stones, so is science made of facts; but a pile of stones is not a house and a collection of facts is not necessarily science." Einem talentierten Forscher gelingt das „Hausbauen“ eben einfacher als einem anderen. Ich denke, das richtige Wort hierfür ist „kreativ“, wie auch in der Kunst oder Architektur.

Was macht gerade die Radiologie für Nachwuchswissenschaftler interessant, und wie beurteilen Sie die Bedingungen in Ihrem Fach für den forschenden Nachwuchs?

Die Radiologie ist insbesondere aus zwei Aspekten interessant für Nachwuchswissenschaftler: Einerseits gibt es eben das neue Feld der molekularen Bildgebung – hier  müssen die Erkenntnisse der Molekularbiologie der letzten Jahrzehnte für die spezifische Bildgebung nutzbar gemacht werden, und das ist ein Weg, auf dem man sich zwar schon befindet, aber der noch lange nicht zu Ende ist.

Der zweite Punkt ist, dass von der Industrie immer bessere Geräte zur Verfügung gestellt werden, deren neue Möglichkeiten im Rahmen von experimentellen oder klinischen Forschungsprojekten durch Radiologen erforscht werden können.

Ich meine, dass die Möglichkeiten für den forschenden Nachwuchs im Allgemeinen gut sind, allerdings gibt es da sicher an den verschiedenen Standorten starke Unterschiede. Ich würde jedem raten, sich vorher zu informieren, ob und wie die Möglichkeiten für die Forschung an einem Klinikum gegeben sind. Die Deutsche Röntgengesellschaft fördert den forschenden Nachwuchs zielgerichtet, zum Beispiel durch das Programm „Die Hellsten Köpfe für die Radiologie“, das Medizinstudierenden den kostenfreien Besuch des Röntgenkongresses inklusive einem hochinteressanten Begleitprogramm ermöglicht.

Vielen Dank für das Gespräch!

 

 

X KommentareNeuer Kommentar