Kongressbericht von Alexandra Jost (Frankfurt) Wie war's? Die Stipendiatin Alexandra Jost berichtet von ihren Eindrücken und Erfahrungen beim Röntgenkongress in Hamburg.
92. Deutscher Röntgenkongress
von Alexandra Jost, Frankfurt
Die Abreise zum Deutschen Röntgenkongress
naht und die leidige Frage, was pack ich nur ein, kreist in meinem Kopf umher.
Wie schick ist man auf einem solchen Kongress? Für Männer ist das zumeist eine
einfache Frage, mit einem Anzug kann man nie falsch liegen. Was kann ich bei
dem schönen Sommerwetter anziehen, dass schick genug für den Kongress ist und
trotzdem luftig? Nun ja, bei dieser Frage ist man dann doch froh, kein Mann im
Anzug zu sein.
Als ich dann am Mittwochvormittag schlussendlich im Zug nach Hamburg sitze, kommt es mir so vor, als sei der ganze Zug voller Radiologen, die daran zu erkennen sind, dass sie das DRK-Programm durchblättern, am Laptop ihre Vorträge vollenden oder radiologische Zeitschriften lesen. Ob alle in diesem ICE zum DRK nach Hamburg wollen? So erscheint es mir zumindest. Einige Stunden später im Hostel angekommen, ergattere ich noch einen Platz im Mehrbettzimmer und nach der Bekanntmachung mit meinen Mitbewohnern auf Zeit, heißt es dann auch schon schick machen für den Eröffnungsabend in der Fischauktionshalle.
Zum Glück war es so organisiert, dass alle Stipendiaten gemeinsam in Mehrbettzimmern untergebracht waren, sodass auch keiner alleine zur Feier aufbrechen musste. Bei der nächtlichen Rückkehr von der großartigen Eröffnungsfeier direkt an der Elbe mit Blick auf den Hafen (für Bürger aus der Mitte Deutschlands unvorstellbar schön) kommt das Jugendherbergsgefühl auf: Mehrbettzimmer, in denen man mit bis vor Kurzem noch wildfremden Menschen rumalbert, ständig gestörter Schlaf, da die Bewohner zu unterschiedlichen Zeiten nach Hause kommen und wieder aufstehen sowie ein Badezimmer, das man sich zu acht teilen lernt. Aber trotz aller Umstellungen war es eine grandiose und vor allem spaßige Erfahrung. Man fühlte sich ein wenig wie auf der ersten Klassenfahrt und man lernte so einfach neue Leute kennen.
Der 92. Deutsche Röntgenkongress stand dieses Jahr unter dem Motto „Radiologie ist Vielfalt“ und dies konnten wir Stipendiaten in jeder Hinsicht spüren: Sei es auf dem Kongress selbst, diese Vielfalt an fächerübergreifender Themen, die sich uns bot, von der Prävention über die Diagnostik und auch die interventionellen Therapiemöglichkeiten, von Röntgen über CT bis hin zur komplexen MRT Diagnostik, von physikalischer Grundlagenforschung bis hin zur rasanten Umsetzung modernster technischer Fortschritte. Oder sei es im Hostel, wo verschiedenste Charaktere aufeinander trafen, verschiedenste Beweggründe, Radiologe werden zu wollen, deutlich wurden, Studenten unterschiedlicher Universitäten aus Deutschland und Österreich, die sich sonst vermutlich nie begegnet wären (oder erst als spätere Kollegen), ihre Erfahrungen in der Radiologie, die sie im PJ oder während der Promotion sammelten, austauschten. Bei den wenigsten der 180 Stipendiaten war der Besuch auf dem DRK der Erstkontakt mit dem Fach Radiologie. Bei den meisten hingegen ist die Radiologie der ernsthafte Berufswunsch. Der Facettenreichtum des Faches Radiologie wurde auch in unseren Studentenseminaren am Samstag abermals deutlich, als die interventionelle Radiologie, die Kinderradiologie sowie die experimentelle Radiologie und die molekulare Bildgebung innerhalb weniger Stunden vorgestellt wurden.
Auch die „Fit für den Facharzt“ Veranstaltungen wurden rege von uns Stipendiaten besucht und sollten an dieser Stelle einmal besonders gelobt werden. Es ist wirklich toll, wie in dieser jeweils knapp bemessenen Zeit von den Referenten ein ganzes Organgebiet systematisch und nachvollziehbar aufgearbeitet wird und wie dieses gerade erlernte Wissen anhand von Fallbeispielen und vor allem interaktiv mittels TED Abstimmung abgerufen und damit gefestigt wird. Eine tolle Idee und sehr lehrreich. Einige der Referenten führten auch die TED-Frage auf, in welchem Ausbildungsstand die Anwesenden seien, da der Vortragsinhalt laut DRG wohl dem Stand im 3. Ausbildungsjahr entsprechen solle. Das Resultat konnte sich jedoch in Bezug auf fleißige wissbegierige Stipendiaten sehen lassen: Über 40% gaben an, noch Studenten zu sein bzw. sich im ersten Ausbildungsjahr zu befinden.
Das Lehrangebot, dass sich uns auf dem Kongress bot, haben wir bewusst genutzt und vieles Spannende dabei gelernt, das uns noch mehr für die Radiologie begeistert hat.
Auch die Stadt Hamburg ist eine tolle Stadt für einen solchen Kongress, da sie viel Kultur und Charme bietet. Am Stipendiatenabend am Donnerstag konnten wir vom wunderschönen Balkon des Elbwerkes aus wieder den grandiosen Elbe-Hafen-Blick genießen und das Wetter war gerade zu gemacht dafür, um abends in einem der modernen Beachclubs an der Elbe zu entspannen. Auch für eine obligatorische Hafenrundfahrt sowie den heiß ersehnten Musicalbesuch blieb Zeit und die Messehallen lagen perfekt am „Planten un Blomen“ Park, in dem in den Sommermonaten allabendlich ein herrliches Wasserspiel stattfindet, das auch auf unserem straffen Sightseeing Programm nicht fehlen durfte.
Gekrönt wurde der Aufenthalt noch durch den letzten Abend, zu dem der Chef unserer Abteilung uns Stipendiaten in eine Cocktailbar einlud, um dort den Kongress sowie die Forschungsergebnisse der letzten Monate Revue passieren zu lassen. Die Tatsache, dass der Chefarzt nur uns Studenten einlud, hat gezeigt, wie viel ihm am Nachwuchs gelegen ist und dies ist mir während des gesamten Kongresses aufgefallen: Die Radiologie ist eine Disziplin, die sich wirklich um Nachwuchs bemüht und die Radiologen lassen einen die Begeisterung, die sie auch nach vielen Berufsjahren noch für ihr Fach haben, deutlich spüren und stecken damit einfach an.
Wir „hellsten Köpfe“ erlebten einen ausgezeichneten, lehrreichen und im wahrsten Sinne des Wortes vielfältigen 92. Deutschen Röntgenkongress und bedanken uns hiermit für die Einladung in die erlebnisreiche Gastgeberstadt Hamburg.