Wir planen Wartungsarbeiten am 12. April 2010 in der Zeit von 11 bis 18 Uhr.

Das Expertenforum im April: HNO-Bildgebung
Phonationsuntersuchung im CT?

Sehr geehrter Prof. Habermann,

vielen Dank, dass Sie diesen Monat als Experte dem Forum zur Verfügung stehen. Ich möchte mit einer ziemlich einfachen Frage beginnen: Wann verwenden Sie Phonations-CT-Untersuchungen? Wo sehen Sie den großen Vorteil und haben sie Tipps für die tägliche Routine?

Vielen Dank für Ihre Antwort und beste Grüße aus Leipzig,
Martin Reiss-Zimmermann
Diskussion erstellt von Martin Reiss-Zimmermann am 06.04.2011 um 06:19 Uhr
2 AntwortenJetzt antworten
Text
 
Antwort speichern
  • Sehr geehrter Herr Dr. Reiss-Zimmermann,

    haben Sie herzlichen Dank für die Eröffnung der Diskussionen in diesem Monat zum Thema HNO-Bildgebung.

    Entgegen der Literatur verwenden wir Phonations-CT-Untersuchungen nicht zur Diagnostik von Störungen der Stimmbandbeweglichkeit. Dies ist zwar immer wieder in der Literatur beschrieben (z.B. Kim S. B. AJR 2008; 190:1376–1379), aber mit einer eigenen Phoniatrischen Abteilung im Haus, ist die Diagnose der Bewegungsstörung der Stimmbänder sicherlich sinnvoller, schneller, präziser und strahlensparender mit der Stroboskopie und der direkten fiberoptischen Endoskopie durchzuführen.

    Ein interessanter Ansatz ist allerdings die Tumordiagnostik. Wie schon das Valsalva Manöver sich als sehr hilfreich bei Hypopharynxtumoren zur genaueren Lokalisationsdiagnostik, insbesondere im Sinus piriformis, gezeigt hat, scheint die Phonations-CT-Untersuchung für Larynxtumore und deren T-Staging sehr hilfreich zu sein. Herr Stadtler aus Wien hat 2002 in seiner Arbeit nachgewiesen, dass die Phonations-CT-Untersuchung (Phonation des „i“) signifikant bessere Ergebnisse in Bezug auf das T-Staging hervorbringt, als eine CT des Halses unter freier Atmung (J Comput Assist Tomogr. 2002 Mar-Apr;26(2):279-84). Dabei kam es insbesondere zu einem korrekten Downstaging der Tumore durch die Phonations-CT-Untersuchung.

    Gänzlich divergierende Ergebnisse haben Gilbert und Kollegen 2010 publiziert (AJNR 2010 Feb;31(2):251-6). Im Vergleich eines Hals-CT unter freier Atmung und eines larynxfokussierten CT´s während einer Atemanhaltephase und während des Atmens durch einen Strohhalm, schnitt das fokussierte CT bei supraglottischen Tumoren schlechter ab und war bei glottischen Tumoren nur geringgradig besser.

    Obgleich die Literatur immer wieder nachgewiesen hat, dass es durch die Phonation nicht zur Bewegungsartefakten kommt (z.B. Wear V.V. et al AJNR 2009 Jun;30(6):1102-6), hat uns die Routine gelehrt, dass dies im Alltag eben doch passiert, so dass wir weder das Valsalva Manöver bei Hypopharynxtumoren noch die Phonations-CT-Untersuchung bei Larynxtumoren regelhaft benutzen. Dies erfolgt in unserer Klinik nur bei dezidierter Fragestellung. Für die Larynxdiagnostik haben wir mittlerweile allerdings fast gänzlich das Pferd gewechselt und die Diagnostik in das MRT verlegt.

    Mit freundlichen Grüßen aus Hamburg,

    Christian Habermann Christian R. Habermann am 10. April 2011 um 19:50 Uhr
  • Sehr geehrter Prof. Habermann,

    vielen Dank für die ausführliche Antwort. Die Bewegungsartefakte wären auch meine Gegenfrage gewesen, denn selbst mit mittlerweile sehr schnellen CT-Geräten ist dies doch ab und zu problematisch. Aber auch im MRT ist das ein Balanceakt - viele Patienten sind respiratorisch eingeschränkt, haben einen Reizhusten oder es gibt "normale" Schluckartefakte, welche die Beurteilbarkeit beeinflussen.

    Mit besten Grüßen aus Leipzig,
    Martin Reiss-Zimmermann Martin Reiss-Zimmermann am 12. April 2011 um 13:37 Uhr