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Das Expertenforum im März: Kardiale Bildgebung
Cardio-CT und TRO und Selektion

Sehr geehrter Prof. Gutberlet,

der technische Fortschritt in der Radiologie ist enorm. Mittlerweile sind die Zeilenangaben bei den meisten Herstellern dreistellig. Zudem steigen auch die Rotationsegschwindigkeiten und somit sinken die Akquisitionszeiten. Auch in der Literatur spiegelt sich das wieder.
Wieviel "höher schneller weiter" ist denn nun für die CT-Herz-Diagnostik notwendig? Kann ich das überhaupt noch mit einem 16-Zeiler (oder weniger) mit ruhigem Gewissen machen?

Habe auch noch zwei weitere Fragen:
a) Was halten Sie vom sog. "Triple-Rule-Out"-Protokoll? In einem Herzzentrum gibt es da bestimmt ein größeres Patientengut und somit mehr Erfahrung.
b) Wie selektieren Sie die Patienten für ein Cardio-CT? In der Literatur wird ja immer von mittleren Drittel der Vortestwahrscheinlichkeit gesprochen, aber wie wählt man die nun aus?

Vielen Dank für Ihre Antworten,
Stephan Jankowicz
Diskussion erstellt von Stephan Jankowicz am 13.03.2011 um 11:01 Uhr
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  • Sehr geehrter Herr Jankowicz,

    vielen Dank für Ihre Anfrage.
    Für eine hochwertige kardiale Bildgebung und eine hohe Akzeptanz der Methode sind geräteseitig vor allem die folgenden Faktoren erforderlich: eine hohe räumliche Auflösung, eine schnelle Abdeckung des Untersuchungsvolumens, eine hohe zeitliche Auflösung und eine niedrige Dosis.
    Geräte mit 16-Zeilen habe zwar eine hohe räumliche Auflösung, die Untersuchungszeiten sind jedoch zu lang, so dass man häufig mit Herzfrequenzanstiegen zu kämpfen hat, die zeitliche Auflösung ist grenzwertig, die Dosis sehr hoch. Unserer Erfahrung nach ist diese Methode für den Routineeinsatz zur KHK-Diagnostik nicht robust genug, obwohl Untersuchungen bei guter Patientenvorbereitung (Betablocker, Nitro) durchaus gut werden können.
    Geräte mit 64-Zeilen eignen sich für die KHK-Diagnostik, neben der hohen räumlichen Auflösung sind die Untersuchungszeiten ausreichend kurz. Die zeitliche Auflösung ist geringfügig besser und bei niedriger HF ausreichend. Die meisten Scanner dieser Generation ermöglichen eine prospektive Triggerung, die man aus strahlenhygienischen Gesichtspunkten wenn möglich anwenden sollte.
    Unserer Erfahrung nach macht aber erst der Einsatz der Scanner der aktuellen Generation die kardiale CT zu einer wirklich robusten, alltagstauglichen Methode, wir verwenden einen Dual-Source-Scanner der zweiten Generation (Flash-CT). Hier werden hohe räumliche Auflösung, sehr kurze Untersuchungszeiten, sehr hohe zeitliche Auflösung und – bis zu einer HF von 65/ min – extrem niedrige Dosiswerte von weniger als 1 mSv vereint.
    Zu Ihren weiteren Fragen:
    a) Triple-Rule-Out: Verwenden wir nur selten, da wir eine fokussierte Untersuchung (Lungenarterien, Aorta, Koronarien) aufgrund der höheren diagnostischen Qualität vorziehen, wann immer die klinische Symptomatik eine ausreichende Eingrenzung zulässt. Wir kombinieren aber regelmäßig die Untersuchungen der Koronarien (EKG-getriggert) und der Aorta, welches unserer Kenntnis nach allerdings nur am Flash-CT möglich ist.
    b) Wir orientieren uns bei der Patientenselektion an den aktuellen Leitlinien (Scientific Statement der American Heart Association (AHA), 2008 und Appropiateness Criteria der American College of Cardiology Foundation (ACCF) und des American College of Radiology (ACR), 2006).
    Als Indikationen können gelten: Ausschluss einer KHK, Akuter Brustschmerz, Koronaranomalien, Koronaraneurysmata/ -fisteln und komplexen angeborenen Herzfehlern, Koronarbypassdarstellung, Radiofrequenzablation und Schrittmacherimplantation.
    Die Vortest-Wahrscheinlichkeiten wird in den Leitlinien beschrieben und kann tabellarisch abgelesen werden (s.u.). Einen Übersichtsartikel aus unserem Hause, der die Indikationen zusammenfasst, finden Sie im Anhang (Lehmkuhl et al., DMW 2009).



    Matthias Gutberlet am 15. März 2011 um 16:50 Uhr