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Das Expertenforum im März: Kardiale Bildgebung
wie schauts nun aus mit dem Schrittmacher?

Sehr geehrter Prof. Gutberlet,

zuerst vielen Dank, dass Sie Rede und Antwort stehen zu diesem interessanten Thema.
Habe eine Frage zur MR-Diagnostik bei Patienten mit implantierten Herzschrittmacher: Häufig liest man, dass das eine absolute Kontraindikation ist. Manchmal, unter "bestimmten" Umständen auch eine relative Kontraindikation (z.B. bei nicht-kontinuierlich-Schrittmacher-abhängigen Patienten). Die kritischen Punkte sind ja die mögliche Erhitzung des Myokards und die (Zer-)Störung des Schrittmacheraggregats.

Ich erinnere mich an einen Vortrag auf dem Röntgenkongress vor ein paar Jahren, wo die Temperaturerhöhung an der Elektrodenspitze im Phantom (oder Tierpräparat?) untersucht wurde und nur eine Erhitzung um wenige Grad Celsius gefunden wurde. Bezüglich des Aggregats gibt es ab und zu Meldungen, dass es eventuell bald MR-kompatible Aggregate geben würde.

Wie machen Sie das denn im Herzzentrum mit einer wahrscheinlich höheren Rate an Schrittmacher-Patienten?
Und wie ist das bei Patienten mit temporären externen Schrittmachersonden (wo die Antennenwirkung ja eigentlich noch größer ist)?
Für Patienten mit tiefer Hirnstimulation gibt es extra "low-SAR"-Sequenzen - am Herzen auch?

Vielen Dank für Ihre Antwort,
Martin Reiss-Zimmermann
Diskussion erstellt von Martin Reiss-Zimmermann am 03.03.2011 um 19:26 Uhr
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  • Lieber Herr Reiss-Zimmermann,

    vielen Dank für Ihre Frage, die ein wichtiges Thema anspricht, aber gar nicht so einfach zu beantworten ist. Ich versuche es trotzdem.

    Es gibt tatsächlich mittlerweile sogenannte \\\"MR-kompatible\\\" Schrittmacher.

    Der erste ist der Medtronic EnRhythm MRI SureScan. Hierzu wurde 2006 eine erste Studie initiiert und die ersten Ergebnisse sind mittlerweile von Wilkoff BL et al. in Heart Rhythm 2011 publiziert worden.

    In dieser Studie wurden, wie eigentlich in den meisten Studien zu SM im MRT, allerdings keine Herz-MRTs durchgeführt, sondern die Funktionstüchtigkeit und Sicherheit des SM-Systems untersucht nach Kopf- und Wirbelsäulen-MRTs.

    Unsere eigene Erfahrung und zahlreiche Studien, u.a. von Prof. Sommer, ehemals Uni-Bonn, zeigen, dass man natürlich auch Patienten mit nicht MRT kompatiblen SM im MRT bei sorgfältiger Auswahl und Bedingungen untersuchen kann, nämlich unter folgenden Voraussetzungen:

    1. Relevante Indikation für das MRT, außerhalb des Herzens, welches nicht adäquat auch mit einer Alternativmethode untersucht werden kann. In der Regel präoperative Schädel- und WS-MRTs.

    2. Patient ist nicht SM-abhängig.

    3. Erfahrener Rhythmologe ist bei Untersuchung für evtl. Komplikationen anwesend, programmiert den SM um und kontrolliert die Funktion nach der MRT-Untersuchung.

    Dieses Vorgehen bleibt auch mit dem neuen \\\"MR-kompatiblen\\\" SM bestehen, wobei das theoretische Risiko für den Patienten niedriger ist, da soviele nicht MR-kompatible Teile wie möglich ersetzt wurden.
    Somit sind z.B. theoretisch zu erwartende und auch gemessene Wärmeentwicklungen an der Elektrode minimiert.

    Dieser Effekt der Wärmeentwicklung an einer im Blutstrom befindlichen Elektrode ist aber durch einen möglichen \\\"Wärmeabtransport\\\" über den Blutstrom sicher gering.

    Auslöschungsartefakte macht das \\\"MR-kompatible\\\" Aggregat trotzdem noch, weil es nicht vollständig ohne metallische Teile auskommt.

    Für die Untersuchungen am Herzen sind aus unserer Sicht neben Sicherheitsaspekten, vorallem Artefakte bei linksthorakal implantierten SM das größte Hinderniss für eine adäquate Herz-MRT.

    Hier sollte versucht werden überwiegend eine rechtsthorakale Implantation anzustreben.

    Im Falle einer notwendigen MRT-Untersuchung des Herzens oder Thorax, kann evtl. durch Untersuchung mit nach hinten angehobenen Armen die Artefaktgröße aus der relevanten Untersuchungsregion verlagert werden.

    D.h. auch jetzt schon sind bei strenger Indikationsstellung und unter Berücksichtigung der Limitationen durch Auslöschung durch das Aggregat Herz-MRT Untersuchungen mit \\\"nicht MRT-kompatiblen\\\" SM- oder ICDs möglich und an zahlreichen erfahrenen Einrichtungen, u.a. auch am Herzzentrum in Leipzig, ohne Schaden für den Patienten oder das Aggregat durchgeführt worden.

    MRT-Untersuchungen mit SM bleiben allerdings auch mit dem neuen \\\"MR-kompatiblen\\\" Systemen keine Routineuntersuchung, sondern gehören in die Hände eines erfahrenen interdisziplinären Teams aus Radiologen und Rhythmologen.

    Ich hoffe, ich konnte einen Teil Ihrer Fragen beantworten.

    Ihr
    Matthias Gutberlet



    Matthias Gutberlet am 08. März 2011 um 16:25 Uhr