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Strichlisten gehören der Vergangenheit an – Über Richtzahlen in der Weiterbildungsordnung und die Facharztprüfung

Marco Dollinger, Regensburg, sprach mit Frau Dr. med. univ. Barbara Greiner über ihre kürzlich bestandene Facharztprüfung in der Radiologie

 

Sehr geehrte Frau Dr. Greiner, herzlichen Glückwunsch zu Ihrer bestandenen Facharzt-Prüfung! Wie kamen Sie zu dem Entschluss, Fachärztin in der Radiologie zu werden?

Einerseits bin ich sozusagen erblich vorbelastet, mein Vater war ebenfalls Radiologe. Andererseits konnte ich damit meine breit gefächerten Interessen in einem diagnostisch sowie therapeutisch sehr vielfältigen und interessanten Fach verknüpfen. Nach den vielen Famulaturen auf Station sah ich zudem den Vorteil, dass der Radiologe nur ein Minimum an bürokratischem und organisatorischem Aufwand erfüllen muss und letztlich oft „klinischer“ arbeiten kann als so mancher Kollege. Und – vor allem als Frau nicht unwichtig – der Beruf ist relativ familienfreundlich.

 

Haben Sie vor bzw. während Ihrer Weiterbildung in der Radiologie auch in einem klinischen Fach gearbeitet?

Ja. Nach meinem Studium in Österreich wollte ich die „Turnusplatzwarteliste“ umgehen und bewarb mich in Deutschland, wo ja im Gegensatz zu Österreich ein Ärztemangel besteht. Ich arbeitete knapp eineinhalb Jahre als ÄiP in einer Inneren Abteilung.

 


 

Inwieweit hilft Ihnen diese Tätigkeit in Ihrem radiologischen Alltag?

Ich kann jedem jungen Kollegen raten, vor der radiologischen Weiterbildung eine Zeit lang in einem anderen Fach zu arbeiten! Es hat z.B. den Vorteil, dass man die klinische Arbeit aus einem ganz anderen Blickwinkel und den täglichen Umgang mit Patienten kennenlernt. Als Radiologe kann man die Relevanz und Folgen radiologischer Befunde für den Patienten und betreuenden Arzt und die Dringlichkeit von Untersuchungen viel besser einschätzen.

 

Doch nun zu Ihrer Weiterbildung zur Fachärztin für Radiologie: Die Bayerische Landesärztekammer (BLÄK) fordert in ihrer Weiterbildungsordnung für Radiologie u.a. 1000 Ultraschalluntersuchungen, über 11.000 radiologisch-diagnostische Verfahren für verschiedene Körper-/Skelett-/Organsysteme und 250 interventionelle und minimal-invasive Verfahren.

Wie kann ich mir die Dokumentation dieser gewaltigen Mengen von Untersuchungen vorstellen? Sitzt man da mit einem kleinen Heftchen und trägt nach jedem Röntgen-Thorax einen weiteren Strich in eine Strichliste ein, bis man auf die geforderte Anzahl kommt?

Sofern man die Ausbildung in einem Haus mit ausreichend großem Spektrum bzw. vollständigen Weiterbildungsmöglichkeiten absolviert und sich regulär an den Diensten beteiligt, stellen diese sogenannten Richtzahlen kein Problem dar. Sie werden dann mit Ende der Weiterbildungszeit vom Weiterbildungsermächtigten bestätigt. Da die Befunde alle elektronisch gespeichert sind, muss man auch keine Strichlisten führen.

Das einzige Problem ist vielerorts die Mammografie, da die geforderten Zahlen in der neuen Weiter­bildungs­ordnung angehoben wurden, gleichzeitig aber die Mammadiagnostik immer mehr nur in bestimmten Zentren durch­geführt wird bzw. werden wird. Viele Kliniken können die Weiterbildung hier nur durch Kooperationen aufrecht erhalten.

 

Als Sie dann eine genügend große Anzahl der geforderten Verfahren und das dadurch erwor­bene radiologische Wissen hatten, meldeten Sie sich für die Facharztprüfung an? Wie ging die Anmeldung von statten?

Bei der BLÄK muss man alle Zeugnisse und ausgefüllten Dokumentationsbögen von den jeweiligen Weiterbildnern einreichen (hierfür gibt es ein spezielles Onlineportal). Zusätzlich benötigt man die Fachkunde im Strahlenschutz für das gesamte Gebiet, die man auch bei der Landesärztekammer beantragen kann. Man sollte jedenfalls peinlichst genau auf die Richtigkeit bzw. Übereinstimmung aller Angaben achten! Mein Antrag zum Beispiel wurde zunächst abgelehnt, da das Ausstellungsdatum des Arbeitszeugnisses nicht exakt mit dem Ende der Diensttätigkeit übereinstimmte.

 

Wie ließ sich Ihre ÄiP-Tätigkeit anrechnen?

Ein klinisches Jahr kann nach der neuen Weiterbildungsordnung für den Facharzt angerechnet werden.

 

Wann erfuhren Sie von Ihrem Prüfungstermin?

Bereits etwa sechs Wochen nach Anmeldung bekam ich den Prüfungstermin mitgeteilt, der noch einmal knapp drei Monate darauf war.

 

Für die Prüfung ist ja das gesamte Spektrum der Radiologie relevant. Wie bereiteten Sie sich auf dieses große Gebiet vor?

Ich hatte glücklicherweise während meiner gesamten Ausbildung viel gelernt, z.T. durch Kollegen, auch in vielen Diensten oder durch fallbezogenes Lesen von Fachliteratur. In Erlangen besuchte ich relativ kurz vor der Prüfung den Technikkurs der DRG, in Regensburg einen MR-Physik-Kurs. Vor der Prüfung empfiehlt sich meiner Ansicht nach am ehesten das Durchgehen von Fallsammlungen, online oder im Buchformat. Und – Mut zur Lücke, man fällt nicht durch, weil man ein seltenes Krankheitsbild nicht erkennt.

 

Dann kam der Tag der Prüfung… Wie lief die Prüfung ab?

Die Prüfungen für Bayern finden in den Prüfungsräumen der BLÄK in München statt. Zuerst muss man sich im Sekretariat vorstellen und ausweisen, dann darf man warten…. Leider schaffte der Kollege vor mir die Prüfung nicht, und ich wurde richtig nervös. Die Prüfung dauerte eine knappe Stunde, die Atmosphäre war angenehm-gespannt. Etwas ungewohnt war, dass die Bilder z.T. mit dem Beamer, z.T. am Schaukasten gezeigt werden mussten, denn eine Konsole stand leider nicht zur Verfügung.

 

Wie ging es Ihnen danach?

Sehr erleichtert. Biergarten.

 

Auf welche Art hat sich durch Ihren Facharzttitel Ihr beruflicher Alltag verändert?

Man arbeitet eigenständig und ohne Aufsicht. Finanziell macht der FA-Titel im Krankenhaus nur einen sehr geringen Unterschied. In vielen (aber bei weitem nicht allen) Kliniken bekommt man auch zügig eine Oberarzt-Stelle angeboten.

 

Wie sieht ihr zukünftiger Karriereplan aus?

Da ich schwanger bin, werde ich die Weiterbildung zur Kinderradiologin zunächst für die Elternzeit unterbrechen. Mittelfristig sehe ich mich in der Klinik, weil ich die Arbeit hier momentan einfach spannend finde. Und wer weiß, vielleicht sieht mich irgendwann doch die alte Heimat wieder!

 

Vielen Dank für das Interview, und alles Gute für Ihre Facharzttätigkeit!

 

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