PJ-Bericht: Radiologie am Klinikum Mutterhaus der Borromäerinnen (Trier)
Boris Schnorbus berichtet über seine Erfahrungen und Eindrücke, die er beim Radiologie-Tertial in Trier in seinen verschiedenen Einsatzgebieten – von der Durchleuchtung über die Interventionelle Radiologie hin zur Strahlentherapie – gesammelt hat.
Ich
begann mein PJ im Februar 2010 im Klinikum Mutterhaus der Borromäerinnen in
Trier. Nach meinem Chirurgie-Tertial wechselte ich zum 2. Tertial
in die Abteilung für Radiologie. Durch die Arbeit in der Chirurgischen Ambulanz
hatte ich bereits regelmäßigen Kontakt zu den Ärzten aus der Radiologie. Ich
habe die Möglichkeit genutzt und mir bei chirurgischen Patienten aus der
Ambulanz die Notfall-CTs vor Ort angeschaut oder radiologische Befunde erklären
lassen. Aufgrund der sehr kollegialen Atmosphäre, die ich im chirurgischen
Tertial bereits kennengelernt hatte, war die Vorfreude auf die Radiologie sehr
groß. Die Einteilung auf die verschiedenen Bereiche war weitgehend frei wählbar.
Ich habe mir das Tertial wie folgt eingeteilt:
- ein
Monat Interventionelle Radiologie / Röntgenbefundung / Durchleuchtung
- ein
Monat Strahlentherapie
- zwei
Monate CT, MRT, Röntgen, Mammographie und Interventionelle Radiologie
Interventionelle Radiololgie
Für mich war die interventionelle Radiologie eines der Highlights des PJs. Es gab einen Katheterplatz mit angeschlossener Auswerteeinheit. Personell wurde das Katheterlabor von dem leitenden Oberarzt geführt, der von einem jungen Assistenzarzt unterstützt wurde. Das Behandlungsspektrum umfasste v.a. die Diagnostik und Behandlung der pAVK, welche in enger und kollegialer Abstimmung mit der Gefäßchirurgie stattfand. Des Weiteren wurden interventionell z.B. Carotis- oder Nierenarterienstenosen behandelt oder perkutane transhepatische Cholangiographien und Drainagen (PTCD) durchgeführt.
Der Arbeitstag begann um 8 Uhr. Davor gab es noch jeden Morgen eine Angio-Besprechung gemeinsam mit den Gefäßchirurgen. Hier wurden die Angiographien des Vortages besprochen und Therapien hinsichtlich interventioneller vs. gefäßchirurgischer Vorgehens entschieden. Es gab auch eine enge Zusammenarbeit mit den Internisten. So wurden z.B. auch transarterielle Chemoembolisationen (TACE) bei Lebertumoren oder venöse Stufenkatheter-Untersuchungen bei endokrinen Tumoren durchgeführt. Auch Notfälle, wie z.B. eine Blutung nach einer Whipple-OP, wurden interventionell z.B. mittels Coilling erfolgreich behandelt. Als PJler war es fast immer möglich – und auch gern gesehen – dem Oberarzt oder dem Assistenzarzt zu assistieren. Meine Aufgabe bestand in der Vorbereitung des Patienten auf dem Kathetertisch mit sterilem Abdecken, Vorbereitung der Schleusen und Katheter und während der Intervention mit dem Anreichen bzw. Wechseln der Katheter etc. Des Weiteren habe ich einige Patienten selbst punktieren dürfen und unter Anleitung eine Angioplastie bzw. eine Stentfreisetzung durchführen dürfen. Es war sogar einige Male möglich, unter Aufsicht eine komplette Angiographie von der Lokalanästhesie, Punktion, Erstellen von DSA- Bildern bis zur Angioplastie durchzuführen. Das war natürlich ein echtes Highlight für mich. Zudem durfte ich unter Aufsicht einmal eine PTCD mit Einbringen einer externen Drainage durchführen.
Da
ich mich besonders für die interventionelle Radiologie interessiere, war dieser
Teil des Tertials eines der Besten. Interessante Fälle haben die anderen PJler
und ich regelmäßig in der PJ- Röntgenbesprechung vorstellen können. Gerade die
hervorragende Betreuung durch den leitenden Oberarzt und des Assistenzarztes
machte diese Zeit für mich sehr lehrreich und interessant.
Strahlentherapie
Die Strahlentherapie ist im Klinikum Mutterhaus der Borromäerinnen eine eigenständige Abteilung, die aus einem medizinischen Versorgungszentrum und der Hauptfachabteilung Strahlentherapie inklusive einer eigenen radioonkologischen Station besteht. Es werden hier alle möglichen Therapien angeboten, u.a. die Brachytherapie von HNO-, Cervix- und Prostata-Karzinomen.
Nach der morgendlichen
Besprechung bestand meine Aufgabe aus Dingen der täglichen Stationsarbeit auf
der radioonkologischen Station: Blut abnehmen, Braunülen legen, die Visite mit
vorbereiten, Visiten, Aufnahme von Patienten und das Schreiben von
Entlassungsbriefen. Es gab auch jederzeit die Möglichkeit sich die Therapien an
den verschiedenen Geräten anzuschauen oder eine komplexe CT-Planung mit zu
verfolgen. Da die Station fast immer voll belegt war und die ärztliche
Besetzung recht „dünn“ war, habe ich den Großteil meiner Zeit auf der Station
verbracht. Neben den verschiedenen Therapien und Therapieplanungen war für mich
vor allem die Betreuung der Patienten etwas Besonderes. Wie auf keiner anderen
Station wurden die Patienten hier, trotz des Personalmangels, besonders intensiv
und einfühlsam betreut. Dementsprechend lang waren manchmal auch die Visiten.
Für mich war und ist die Strahlentherapie ein besonders komplexes Fach. Durch
die Zeit dort konnte ich jedoch einen kleinen Einblick in die Möglichkeiten der
Strahlentherapie gewinnen. Aber auch die intensive Betreuung der oftmals
palliativen Patienten machte diese Zeit für mich sehr wertvoll.
Konventionelles Röntgen / Durchleuchtung
Im konventionellem Röntgen bestand meine Aufgabe in der Befundung von Röntgenbildern aus allen Abteilungen des Hauses (u.a. HNO, Innere, (Kinder-) Chirurgie, Onkologie, Gynäkologie). Die digitalen Bilder wurden in einem Auswerteraum mit drei Auswertestationen ausgewertet. Meist saß man jedoch allein in diesem Auswerteraum. Anfangs überforderte mich diese Situation ein wenig. Die Möglichkeit jederzeit einen Oberarzt anrufen und nach Rat fragen zu können, machte die Arbeit jedoch lehrreich. Nachdem man sich das Bild aufgerufen hatte, diktierte man den Befund und die Beurteilung digital. Bereits nach wenigen Minuten wurde dieser Befund durch das Schreibzimmer getippt und ein Oberarzt konnte den Befund dann ggfs. korrigieren und (digital) unterschreiben. Interessante Bilder oder fehlerhafte Befundungen wurden dann fast immer direkt mit dem Oberarzt besprochen. Dieses System aus “learning by doing“ mit persönlicher Befundbesprechung bei Bedarf fand ich ausgesprochen effektiv und lehrreich – auch, wenn man in manchen Situationen (viele Bilder, wenig Personal, viele Anrufe, wo der Befund denn bleibt…) lieber einen direkten Ansprechpartner gehabt hätte.
Die Zeit
in der Durchleuchtung war ebenfalls sehr interessant. Ich habe nicht den ganzen
Tag dort verbracht, sondern man wurde zu interessanten Untersuchungen /
Befunden gerufen. Ich fand v.a. die Befunde am operierten Magen (BI, BII) und
die Kontrolle nach Schlauchmagen oder Gastric Banding (das Klinikum Mutterhaus der
Borromäerinnen ist ein Adipositaszentrum) sehr lehrreich. Auch kleinere
interventionelle Therapien, wie z.B. Drainagen bei Abzessen, wurden durchgeführt
und man konnte praktische Erfahrungen sammeln.
CT / MRT
Auch wenn es verwundern mag, aber die Radiologie des Klinikums Mutterhaus der Borromäerinnen verfügte zu meiner PJ-Zeit nur über ein Einzeiler-CT. Die Bildqualität ließ zu wünschen übrig, dem gegenüber war die souveräne Befundung durch die Assistenzärzte / Fachärzte umso erstaunlicher. Eigenständig haben die PJler eine CT-Untersuchung nicht befundet. Neben dem Legen von Braunülen und der Gabe von rektalem Kontrastmittel habe ich mir jedoch nach Möglichkeit die Bilder vor der Befundung angesehen und ausgewertet. Eine anschließende Besprechung mit dem Assistenzarzt / Facharzt war vor der eigentlichen Befundung fast immer möglich und man konnte so sein Wissen überprüfen bzw. erweitern. Regelmäßig wurden auch CT-gesteuerte Punktionen durchgeführt oder Drainagen gelegt. Auch hier konnte man praktische Erfahrungen sammeln und bei einigen Punktionen assistieren, z.B. bei einer Lungenpunktion oder Fisteldrainage.
Die
Zeit in der MRT war ähnlich der im CT. Aufgrund der komplexen Methode versuchte
ich in Gesprächen mit den Assistenten, Fach- und Oberärzten etwas mehr über die
methodischen Hintergründe zu erfahren. Vor allem die Oberärzte konnten eine
Menge hierzu verständlich erklären. Für mich ist die MRT ein weites Feld und es
war mir vorher nicht so bewusst, dass es jenseits der T1 und T2- Sequenzen
viele weitere Möglichkeiten der Auswertung gibt.
Mammographie
Als eines
von zwei Teams ist die Radiologie des Klinikums Mutterhaus der Borromäerinnen Teil
des Mammographie-Screening Programms Rheinland-Pfalz. Somit werden dort jede
Menge Untersuchungen und Biopsien durchgeführt. Die Befundung wird nur von
erfahrenen und besonders zertifizierten Ärzten durchgeführt. Besonders interessant
war im Zuge eines PJ-Unterrichtes die selbstständige Befundung und Einteilung
nach BI-RADS von einigen Patientinnen in Kleingruppen – dieser interaktive
Unterricht war nicht nur für die Radiologie-Wahlfach-PJler interessant und sehr
lehrreich.
Zusammenfassung
Bereits vor dem PJ stand für mich fest, dass ich nach meiner Ausbildung im Bereich der Kardiologie arbeiten möchte. Radiologie als Wahlfach habe ich zum einen gewählt, weil ein grundsätzliches Verständnis dieses Faches und eine gewisse Erfahrung in der Befundung in jedem Bereich der Medizin sehr wertvoll ist – und auch sicherlich zur Grundausbildung eines jeden Arztes gehören sollte. Zum anderen habe ich durch eine Infoveranstaltung an der Universität sehr positive Berichte, v.a. aus der interventionellen Radiologie und zur Arbeitsatmosphäre gehört. Da ich später gerne in der interventionellen Kardiologie arbeiten möchte, habe ich mich v.a. wegen der Radiologie für das Klinikum Mutterhaus der Borromäerinnen in Trier entschieden. (Es gab auch Lehrkrankenhäuser, die etwas näher bei der Uni lagen.)
Vor allem die Zeit in der interventionellen
Radiologie und in der konventionellen Befundung haben mich besonders
beeindruckt und waren für mich auch am lehrreichsten. Besonders gut hat mir
gefallen, dass man jederzeit einen kompetenten Ansprechpartner hatte und die
regelmäßige PJ-Röntgenbesprechung zu einer der bestbesuchtesten Veranstaltungen
zählte. Negativ sei anzumerken, dass der Personalmangel auch vor der Radiologie
nicht halt macht. Dies trat v.a. dann zu Tage, als die Urlaubszeit anbrach und
somit die Arbeit von Wenigen geschultert werden musste. Als PJler konnte man
jedoch gerade davon auch profitieren, z.B. in Form von eigenen Befundungen oder
stärkerer Einbindung in der interventionellen Radiologie. Der Inhalt der regelmäßig
stattfindenden Abteilungsbesprechungen war meist gar nicht fachlich, es ging
mehr um Organisatorisches, z.B. EDV-Probleme, Abrechnungen etc. Ich hätte mir
hier gewünscht, dass zumindest zwischen den Ärzten (mehr) interessante Fälle
vorgestellt worden wären.
Aufgrund eines interessanten Falls in der Inneren
Abteilung, in der ich anschließend war, ergab sich für mich die Möglichkeit
einen Case-Report zu schreiben. Auch hier erwiesen sich v.a. die
Verantwortlichen der Radiologie als kollegiale und kompetente Partner und
trugen so wesentlich zur Entstehung des Case-Reports bei.