PJ in der Schweiz - Teil 2
Ankommen und Loslegen
Anne Schmitz berichtet im zweiten Teil ihrer Reihe darüber, wie sie in Aarau angekommen und im Kantonspital aufgenommen wurde, und welchen Aufgaben sie sich in den ersten vier Wochen gegenüber sah.
Endlich konnte es
losgehen: Packen und ab mit dem Auto nach Aarau! Nun bin ich schon vier Wochen
hier und habe viel erlebt. In meinem ca. 13 qm großen kleinen Zimmer im
Personalwohnheim ist im Grunde alles Wichtige vorhanden: ein Bett, ein
Kleiderschrank, ein Schreibtisch, ein Schreibtischstuhl, ein Sessel, ein
Clubtisch, ein Regal und ein Waschbecken. Auf jedem Flur gibt es ein
Gemeinschaftszimmer, Duschen, Toiletten und eine kleine Küche. Es ist
ungewohnt, aber absolut zweckmäßig und man kann gut vier Monate zurechtkommen. Ich
fühle mich hier schon ganz wohl. Das Krankenhaus liegt direkt am Bahnhof, und dort
beginnt auch schon die Innenstadt, so dass die Läden für den täglichen Bedarf
in unmittelbarer Nähe liegen.
Nun zum wichtigsten: die
Arbeit! Ich wurde sehr freundlich begrüßt und ins Team integriert. Es ist
erstaunlich, aber die meisten der Assistenten hier kommen aus Deutschland.
Viele haben in der Schweiz ihr PJ absolviert und wollten dann hier arbeiten,
weil ihnen das Arbeitsklima so gut gefällt.
Es stellte sich heraus, dass es für mich ein Vorteil war, dass deutsche Kollegen
mit dabei waren, denn das Schweizerdeutsch ist erst einmal nicht besonders
leicht zu verstehen! Mittlerweile verstehe ich natürlich auch die Schweizer
Kollegen, aber anfangs musste ich oft nachfragen oder verstand einfach nicht,
was von mir verlangt wurde. PD Dr. Haueisen ist für mich zuständig und teilte
mich zuerst dem konventionellen Röntgen, dem so genannten Befundungsflur zu.
Dort werden Thoraxes, Knochen und Durchleuchtungen befundet. Er erzählte mir,
es sei ungewöhnlich, dass Studenten so lange in der Radiologie seien. Ich würde
in der Zeit, die ich dort sei, durch die verschiedenen Bereiche rotieren.
Zuerst sollte ich also einen Monat im Befundraum zusehen und auch selber
Befunde diktieren. Im Anschluss daran würde ich ins CT kommen. Nun war ich erst
einmal im Befundungsflur und es war sehr interessant.
Das Krankenhaus ist ein
Kantonspital und daher relativ groß. Die Radiologische Abteilung hier steht
einem Haus der Maximalversorgung um nichts nach und die Assistenten dürfen
vieles selber machen. Somit war es für alle klar, dass ich schon nach knapp
einer Woche selber Befunde diktieren sollte. Ich schaute in der ersten Woche zu
und eignete mir Formulierungen an, danach begann ich Bilder zu befunden und
diese, bevor ich sie diktierte, mit dem Oberarzt zu besprechen. Bei den
Besprechungen lernte ich sehr viel. Es ist nicht immer einfach, Überlagerungen
und Artefakte von wirklichen Pathologien zu unterscheiden, aber der Oberarzt
gab mir Tipps und machte mich auf Techniken aufmerksam, wie man ein Bild
richtig beurteilt. Es machte sehr viel Spaß und ich habe in dieser Zeit knapp
200 Befunde selber diktiert.
Im Befundungsflur habe ich gelernt, Bilder systematisch anzuschauen ohne etwas zu vergessen. Ich habe ein Gespür dafür bekommen, wie Bildeindrücke interpretiert werden und wie man Pathologien von Artefakten unterscheidet. Alle waren sehr bemüht mir etwas beizubringen. Diese Einstellung ist der Grundtenor in der ganzen Abteilung. Die Assistenten machen die Punktion und Durchleuchtungen selber um möglichst früh diese Fertigkeiten zu trainieren. Es ist immer ein Oberarzt in der Nähe um zu helfen, aber die Assistenten werden schon früh zur selbstständigen Durchführung von Interventionen herangeführt. Das Arbeitsklima ist insgesamt sehr entspannt. Die Arbeit beginnt um 8 Uhr, und um 12 Uhr gehen alle gemeinsam zum Mittagessen – bis auf eine/n, der für den Mittagsdienst in der Abteilung bleibt. Anschließend findet um 12:45 Uhr ein 30 minütiges Assistenten-Teaching statt. Hier können alle (auch Assistenten) die Assistenten anhand von Fällen, die besonders eindrücklich oder auch schwierig sind, unterrichten. Hierbei steht der Lerneffekt der Assistenten im Vordergrund, es geht nicht um eine Prüfung.
Mittwochs gibt es in der Zeit, die sonst für das Assistenten-Teaching vorgesehen ist, eine Fortbildung, die sowohl für die Ärzte als auch für die MTRAs ausgelegt ist. Es werden Themen wie „Überkopfverletzungen“ oder „Leave alone lesions“ besprochen. Donnerstags findet ein Studenten-Teaching statt und freitags halten die Radiologen kurze Vorträge im Kreis der Kollegen. Zusammenfassend kann man sagen, dass der Lehrauftrag hier sehr ernst genommen wird und jeder bemüht ist, dem anderen etwas beizubringen. Ich habe bisher viel gelernt und bin sicher, dass ich auch im nächsten Monat im CT viel lernen werde!