Sehen, lernen und verstehen
Anne Schmitz legt bei Ihrer Famulatur auch selbst Hand an
Ihre vierte Famulatur hat Anne Schmitz gerade beendet. Für die Suche einer geeigneten Stelle empfiehlt sie, Praxen oder Kliniken mit sympathischen Radiologen zu suchen, die das breite Spektrum der Radiologie abdecken. Mindestens genauso wichtig: Die Kollegen bringen Zeit für die Famulanten auf. Hier schildert Anne Schmitz ihre aktuellen Erfahrungen.
Professor Weins Leidenschaft für die Radiologie hat mich überzeugt
Jeder Medizinstudent muss im Laufe des Studiums insgesamt vier Monate Famulatur in einer Klinik oder einer Praxis durchlaufen. Für mich stand schon lange fest, dass ich später einmal als Radiologin arbeiten möchte und ich entschloss mich dazu, meine erste Famulatur nach dem 4. Semester in der Radiologie zu machen. Ich wollte so meine Motivation für das harte und manchmal auch trockene Studium wieder aufleben lassen und etwas machen, was mir Freude bereitet. Nun stellte sich mir allerdings die Frage: Wo sollte ich das Praktikum absolvieren? In Aachen gibt es viele Möglichkeiten: das Uniklinikum, das Luisenhospital und das Marienhospital. Außerdem gibt es natürlich auch noch einige Praxen. Meine Wahl fiel auf die Radiologische Gemeinschaftspraxis im Kapuzinerkarree. Professor Dr. Berthold Wein ist dort tätig und hält außerdem während des Semesters Vorlesungen. Schon in den Vorlesungen ist mir aufgefallen, mit welcher Leidenschaft er Radiologe ist. Er schaffte es sogar, meine Kommilitonen, die sich eigentlich weniger für das Fach interessieren, während der Vorlesungen für die Radiologie zu begeistern. Außerdem wirkte er sympathisch. Meine Hoffnung: möglichst viel zu lernen und dabei noch Spaß zu haben.
Frühes Bewerben nicht vergessen
Wichtig zu wissen ist, dass man
sich sehr früh um einen Platz bei ihm bemühen muss. Meist ist er schon für ein
Jahr ausgebucht. Gute Lehre und eine nette Atmosphäre sprechen sich schnell herum
und viele nutzen diese Praxis für die sogenannte Praxisfamulatur. Es ist
ausreichend, ihm eine E-Mail zu schreiben und dort nach einem Platz zu fragen. Meine
Famulatur – meine erste – absolvierte ich im Sommer für 30 Tage. Mit jedem
näher rückenden Tag wuchs meine Nervosität.
Dann der erste Tag. Er verlief
etwas chaotisch. Viele Mitarbeiter wurden mir vorgestellt und die
Arbeitsabläufe waren noch fremd. Schnell gewöhnte ich mich jedoch an die
Arbeitszeiten und an die Kollegen. Die Praxis gehört 10 Ärzten (Radiologen,
Neuroradiologen, Nuklearmediziner) und ist teilweise – etwa für die
MRT-Untersuchungen bis 22 Uhr geöffnet.
Ich bin jeden Dienstag bis fast
24 Uhr dort gewesen, habe bei den MRT-Untersuchungen zugesehen und bei den
Befunden geholfen. Professor Dr. Wein hat mich – wenn es ging – in die
Befundungen eingebunden. Ich markierte Pathologien auf den Bildern und half ihm
beim Zusammensuchen der Unterlagen. Außerdem konnte ich Zugänge legen, wenn den
Patienten Kontrastmittel gespritzt werden musste.
Beeindruckend: die Mammadiagnostik
Durch die vielen Bereiche – MRT,
CT, Röntgen und Mamma-Diagnostik – war meine Arbeit sehr abwechslungsreich. In
der Praxis herrschte immer rege Betriebsamkeit und eine Mittagspause gab es
praktisch nicht – vermisst habe ich sie allerdings auch nie. Es gab immer so
viel zu sehen und zu lernen, dass das Essen nebensächlich wurde.
Mich beeindruckte besonders die
Mamma-Diagnostik. Die Praxis macht täglich um die 70 Mammographien, die jeweils
doppelt befundet werden. Es ist leicht vorstellbar, dass man nur einen halben
Tag an diesem Arbeitsplatz bleiben kann; sonst ist man kaum noch aufnahmefähig.
Ich habe in dieser Zeit sehr viel über Mammographien und Ultraschall gelernt.
In allen Bereichen war ich
herzlich willkommen, um zuzusehen. So kam es, dass ich auch einen Tag in der
Nuklearmedizin verbrachte und bei Sentinell-Untersuchungen und
Schilddrüsen-Ultraschall dabei war. Der Tag war sehr interessant und auch dort
waren die Ärzte sehr freundlich und bemüht mir viel beizubringen.
Von Tag zu Tag konnte ich mehr
mithelfen und verstand mehr von der Diagnostik des MRT oder bei der
Mammographie. Es dauert ein paar Tage bis man sich eingearbeitet hat, aber dann
war ich erstaunt, wie viel ich bereits nach kurzer Zeit aus den Bildern lesen
konnte.
Mein Fazit: Insgesamt kann man
sagen, dass es sich anbietet, in der Radiologischen Gemeinschaftspraxis am
Kapuzinerkaree die erste Famulatur in der Radiologie zu absolvieren. Man muss
nicht schon besonders viel vorher wissen und die Ärzte dort sind sehr nett. Man
lernt eine Menge und bekommt direkt Einblicke in die Tätigkeit eines
Niedergelassenen.
Abwechslung in der Famulatur
Die nächsten Famulaturen habe
ich nicht in der Radiologie abgeleistet, aber es kam der Tag und es war mir
möglich erneut dort zu famulieren. Meine letzte Famulatur im Studium, die
Wahlfamulatur, wollte ich noch einmal in der Radiologie machen – diesmal in einer
Klinik.
Mittlerweile war ich im 9.
Semester und hatte einiges dazugelernt. Mein Plan war, meine radiologischen
Kenntnisse zu vertiefen und noch einmal zum Abschluss der Praktika mein
Lieblingsfach zu machen.
Ich wählte dafür das Marienhospital Aachen und es zeigte
sich im Laufe der Zeit, dass das genau die richtige Wahl sein würde. Ich
schrieb eine E-Mail an den Chefarzt, Dr. med. Rainald Bachmann, und wurde zum
Vorstellungsgespräch eingeladen. Das klingt schlimmer als es war, denn ich
sollte lediglich einmal persönlich vorbeikommen. Dr. Bachmann machte schon dort
einen sympathischen Eindruck und ich freute mich auf meinen ersten Tag.
Endlich selbstständig schallen
Dieses Mal war die Nervosität
nicht mehr so groß, da man im Studium routinierter wird und ständig irgendwo
zum ersten Mal ist.
Ich wurde zuerst den Kollegen
vorgestellt. Das Marienhospital in Aachen ist ein kleineres Krankenhaus und das
Team der Radiologie besteht aus einem Chefarzt, zwei Ober- und vier weiteren Fachärzten,
wobei zwei davon in Teilzeit arbeiten. Ich wurde zum Anfang Dr. Sieberg
zugeteilt und folgte ihm überall hin. Er nahm sich viel Zeit, um mir alles zu
erklären und beizubringen. Ich bekam die Möglichkeit, im Laufe der Famulatur
selbstständig zu schallen und bei Phlebographien zu helfen. Außerdem konnte ich
bei Interventionen wie Stentimplantationen oder Gelenkinfiltrationen zusehen.
Die Klinik deckt alle Bereiche der Radiologie ab und ist doch nicht zu groß.
Das heißt: Man kann viel lernen, weil die Ärzte die Zeit und auch die
Motivation haben, den Studenten etwas beizubringen.
Die Zeit dort war sehr gut! Ich
kann jedem empfehlen dort eine Famulatur zu machen. Das Universitätsklinikum Aachen
ist zwar reizvoll, dennoch muss man bedenken, dass dort viele Studenten auf den
Stationen sind und die Assistenzärzte oft keine Zeit haben, weiteren Studenten
etwas zu erklären. In kleineren Häusern ist das besser und man lernt sehr viel.
Es war insgesamt eine gute
Entscheidung am Anfang und am Ende noch einmal eine Radiologie-Famulatur zu
machen. Auf diese Weise habe ich die Motivation für das Studium
aufrechterhalten und gegen Ende noch mal gefestigt.