Countdown zur Assistenzarztstelle
Robin Bülow berichtet über seinen Weg zur ersten Assistenzarztstelle.
Robin Bülow, 27 Jahre. Als Assistenzarzt hat er im Juni 2010 eine Stelle am Institut für Diagnostische Radiologie und Neuroradiologie des Universitätsklinikums Greifswald aufgenommen. Hier berichtet er über seine Eindrücke und Erfahrungen bei der Entscheidungsfindung und Stellensuche.
Nach dem PJ naht das Ende des Studiums. Die freie Zeit nach der letzten Prüfung vergeht geradezu wie im Zeitraffer. Zu allem „Zeitverfluss“ verbrachte ich, wie viele andere Kommilitonen, einen nicht unerheblichen Teil des Post-Prüfungssemesters mit dem finalen Schreiben der Doktorarbeit. Nach den ersten Auslandserfahrungen im Rahmen der Famulaturen und des PJ freute ich mich auf die ersonnenen Weltumreisepläne. Wollte ich in 80 Tagen um die Welt oder doch lieber „Medical Work and Travel“ – dann mit längerem Engagement? Es kam alles anders: zunächst private Gründe, dann finanzielle Überlegungen; aber wahrscheinlich hatte ich es einfach nur versäumt innerhalb der 100 Tage bis zum Staatsexamen ein Flugticket zu buchen!
Die Neugier und Verlockung, die erste ordentliche Stelle anzunehmen und mich als Arzt und Berufsanfänger in ein neues Team einzugliedern und etwas zu bewegen, wurde am Ende stärker. Ich freute mich auf die Gewissheit, nicht mehr nur als Student ständig neue, meist gestresste, zeitarme Assistenten kennenzulernen und möglicherweise das nächste Seminar nur wegen der Unterschrift wahrzunehmen. Stattdessen darf es jetzt heißen: Hier bin ich und hier bleibe ich – in guten wie in schlechten Zeiten!
Irgendwann las ich das Ärzteblatt und fragte mich: Was für Stellen gibt es eigentlich? Die Antwort ist schnell gefunden: Viele von solchen, die es nicht auf die Favoritenliste schaffen. Dagegen weniger von denen, bei welchen man die eigenen Vorstellungen verwirklicht sieht. Man darf daher nach wie vor froh sein, einen guten Arbeitgeber und die Stelle mit dem richtigen Profil zu finden! Dabei war mein allgegenwärtiger Eindruck bei der Suche: Der wahrscheinlichste Grund, nicht genommen zu werden, ist der, nicht schon gestern oder morgen angefangen zu haben.
Alles scheinbare Probleme, die sich lösen ließen. Nach einem Kurzurlaub am Mittelmeer entdeckte ich zufällig eine Anzeige mit der Möglichkeit, die Assistenzarztzeit in der Radiologie mit dem wissenschaftlichen Arbeiten an einem MRT zu verbinden! Es folgte eine grundlegende Recherche nach den Gepflogenheiten des Bewerbens, bei der ich wenig über die Bewerbung speziell als Arzt erfuhr. Dagegen sah ich mich mit vielen kleinen Bewerbungs-Nichtigkeiten anderer Berufe konfrontiert. Als Mediziner freue ich mich einer Berufsgruppe anzugehören, welche während des Vorstellungsgesprächs ohne Assessment-Center-Atmosphäre auskommt! Und so war nach dem ersten Kennenlernen der verantwortlichen Chefs der konkrete Plan geboren, die Stelle anzunehmen.
Nach zahlreichen Formalien in der Welt der Büros beginnen nun die ersten Arbeitstage. Die Einarbeitungsphase geht gut voran; die wissenschaftlichen Fragestellungen sind greifbar nahe und alle wichtigen Befunde der MR-Untersuchungen kann ich zeitnah mit einem fachkundigen Radiologen besprechen. Auch die anderen Mitarbeiter sind hoch motiviert, der Workload angemessen und ich bin mir sicher, es bleibt in Zukunft genug Spielraum mich fachlich zu entfalten. Ach ja – da war noch was! Nach Dienstschluss mache ich mir nun Gedanken ob es die Ärzteversorgung ohne Riesterrente oder einfach nur eine riesternde Rentenversicherung sein soll. Wahrscheinlich wird die Zeit es mir zeigen. Ich bin mir zumindest sicher, am richtigen Ort angekommen zu sein!
Mit freundlichen Grüßen, R.B.