Endlich Assistenzärztin - Teil 3
von Punktionen und Drainagen
Für unsere Korrespondentin Anne Schmitz steht schon lange fest, dass sie Radiologin werden möchte. Anfang Februar 2012 hat sie ihre Stelle als Weiterbildungsassistentin an der Universitätsklinik Heidelberg angetreten. In einem „Weiterbildungs-Tagebuch“ berichtet sie für uns über Ihre ersten Monate als angehende Fachärztin.
Ich kann kaum glauben, dass ich die Hälfte meiner Rotation im CT schon
vorüber ist! Bis Ende Juni bin ich noch am chirurgischen CT eingeteilt, und
dann wechsel ich für die zweite Jahreshälfte in die Kinderklinik zum
Ultraschall.
In diesem Monat habe ich gehäuft diagnostische Punktionen durchgeführt und Drainagen gelegt. Zugegeben – bei meiner ersten Punktion war mir nicht ganz wohl. Aber der Oberarzt ist immer dabei um mich zu korrigieren, falls ich etwas falsch machen sollte. Es kommen täglich Patienten in die Klinik, bei denen beispielsweise Leberläsionen oder Nierenrundherde punktiert werden sollen. Hierbei geht es in erster Linie um die Gewinnung von Proben zur histologischen Untersuchung.
Die Patienten werden bei uns einterminiert und nach der Aufklärung über die Punktion im CT punktiert. Die Durchführung einer Punktion ähnelt der einer Drainageanlage. Zu erst wird der Patient so auf dem CT-Tisch gelagert, dass man einen geeigneten Zugangsweg zur Läsion bzw. dem Verhalt erhält. Wichtig ist, dem Patienten vorab zu erklären was auf ihn zukommt, denn nur so verliert er seine Angst und kann ausreichend mitarbeiten.
Der Patient muss möglichst ruhig liegen und sich nicht bewegen, da sich sonst
in den folgenden Kontroll-Scans die Position der zu punktierenden Läsion ständig
verändert. Die Planung der Intervention erfolgt mittels CT-Scan und eines
Koordinatensystems, welches in Form eines Gitters auf den Patienten aufgelegt
wird. Anhand der gewählten Schicht und der Stelle am röntgendichten Gitter wird
die Einstichstelle eingezeichnet. Wenn dies erfolgt ist, mache ich mich steril mit
Kopfbedeckung, Mundschutz, Kittel und Handschuhen und beginne die
Punktionsstelle abzuwaschen und mit einem sterilen Tuch abzudecken. Der Patient
bekommt vor der Intervention von uns Dormicum und Dolantin zur Schmerzreduktion
und Abschirmung.
Zuallererst wird die Einstichstelle subcutan und bis zum Muskel mit
Lokalanästhetikum betäubt, damit der Eingriff nicht so schmerzhaft für den
Patienten ist. Die Nadel für die Lokalanästhesie wird bereits für die ersten
CT-Kontrollen genutzt. Da sie röntgendicht ist, lässt sich bei Kontrollscans
leicht beurteilen, ob man in der richtigen Ebene und Richtung sticht, oder die
Stichrichtung korrigiert werden muss. Sobald das Unterhautfettgewebe und die
Muskulatur betäubt sind, kann auf die Punktionsnadel gewechselt werden. Hier
unterscheiden sich die Nadeln für die Punktion von denen für die
Drainageanlage, dennoch ist das Prinzip des Vorgehens ähnlich.
Ich steche nun mit der Nadel kontrolliert immer wenige Zentimeter vor und mache wiederholt Kontrollscans, um die Lage der Nadel zu beurteilen. Sobald ich mit der Nadel vor Ort bin, entnehme ich Proben bzw. lege eine Drainage. Wir schicken im Anschluss an die Intervention die gewonnenen Stanzzylinder (meist sind es drei) in Formalin gebettet zur Pathologie. Dort werden die Proben untersucht und die Diagnose bezüglich der Dignität stellt.
Bei einer Drainagenanlage wird zuerst eine Flüssigkeitsprobe mittels Aspiration in eine sterile Spritze gewonnen. Diese wird im Anschluss für die weitere mikrobiologische Untersuchung auf die Station mitgegeben. Nach der Anlage einer Drainage erfolgt eine Kontrolle in der Durchleuchtung. Ziel der Kontrolle ist es, das Ausmaß des Verhaltes zu dokumentieren und festzuhalten, ob der Verhalt Anschluss zum Darmlumen hat. In der Durchleuchtung wird durch die Drainage Kontrastmittel in den Verhalt gespritzt und währenddessen Bilder gemacht. Die dynamische Untersuchung ermöglicht die Darstellung des Ausbreitungsverhaltens vom Kontrastmittel im Verhalt, sowie einen möglichen Übertritt ins Darmlumen.
Meine ersten Drainagen und Punktionen waren sehr aufregend. Auch jetzt bin ich jedesmal nervös, doch mit der Zeit werde ich sicherer und kenne die Abläufe. Interessant ist es natürlich auch, im Anschluss zu verfolgen, welche Diagnosen die Pathologen aufgrund der von mir gewonnenen Stanzzylinder stellen.