Endlich Assistenzärztin – Teil 6
Zurechtfinden in der Neuroradiologie
von Anne Schmitz, 10.09.2012
Für unsere Korrespondentin Anne Schmitz steht schon lange fest, dass sie Radiologin werden möchte. Anfang Februar 2012 hat sie ihre Stelle als Weiterbildungsassistentin an der Universitätsklinik Heidelberg angetreten. In einem „Weiterbildungs-Tagebuch“ berichtet sie für uns über Ihre ersten Monate als angehende Fachärztin.
Seit zwei Monaten bin ich nun
bereits in der Neuroradiologie und habe mich so langsam an die Abläufe der
Abteilung gewöhnt. Ich lerne die Kollegen der anderen Fachdisziplinen kennen,
und ich lerne auch, den Namen am Telefon Gesichter zuzuordnen, wenn sie wegen
der Befunde anrufen. Ich reagiere auch nicht mehr panisch, wenn ich das Diensttelefon
übernehmen muss und jemand anruft.
Den ganzen Monat war ich alleine
eingeteilt und muss im Nachhinein sagen, dass ich besonders am Anfang noch
viele Schwierigkeiten hatte.
Zu Anfang war ich am MRT
eingeteilt. Hier hat man den Vorteil, dass die Termine für den kommenden Tag
schon frühzeitig vergeben sind und man so bereits am Vortag überlegen kann,
welche Fragestellung man wie untersucht. Für Fragestellungen wie
Tumorverlaufskontrolle, Multiple Sklerose oder Halstumoren sind am Gerät
bereits festgelegte Protokolle hinterlegt, was natürlich sehr hilfreich ist. So
reicht es zu sagen, man wolle einen „Schädel mit Kontrastmittel“ machen, und
schon wissen die MTRA Bescheid. Mir hat das besonders am Anfang sehr geholfen,
denn ich konnte mir nicht alle Sequenzen gleich merken. Das wichtigste ist
jedoch, keine Sequenzen zu vergessen, denn sonst kann die Befundung unmöglich
werden, oder es können auch mehrere mögliche Diagnosen im Raum stehen.
Die Aufklärung der Patienten
ist hier ähnlich wie in der allgemeinen Radiologie, dementsprechend musste ich
mich nicht umgewöhnen. Die Befundung der MRT-Bilder wurde ebenfalls zunehmend
leichter. Anfänglich fand ich mich in den verschiedenen Sequenzen nicht zurecht
und musste immer wieder nachlesen, wie sich Blut oder Ödeme in den
verschiedenen Sequenzen darstellen. Inzwischen geht es schneller und ich lerne
mehr und mehr über die unterschiedlichen Sequenzen.
Gut zu wissen: Auch wenn man den Spätdienst alleine fährt, ist immer ein Oberarzt telefonisch erreichbar.
In der Neuroradiologie lernt
man viel über die Tumoren des Gehirns und lernt auch, dass es wichtig ist
bildmorphologisch zu unterscheiden, ob es sich um Metastasen oder hirneigene
Tumoren handelt. Außerdem ist die Lokalisation entscheidend, denn Tumoren
außerhalb des Parenchyms (und des Knochens) sind in der Regel Meningeome und
wachsen nur sehr langsam. Hier kann es jedoch wichtig sein eine CT-Untersuchung
zu verlassen und die Arrosion des angrenzenden Knochens zu beurteilen.
Jetzt gerade habe ich zum ersten Mal Spätdienst am CT und versuche, möglichst keine Fehler zu machen. In dieser Zeit kümmert man sich um die Notfälle und muss z.B. erkennen, ob es sich um einen Schlaganfall handelt oder nicht bzw. ob man die Frühzeichen eines Schlaganfalls im CT sieht oder nicht. Es ist gut zu Wissen, dass noch zwei weitere Kollegen bis 19 Uhr da sind, die die beiden MRT-Geräte betreuen. So bin ich nicht ganz alleine und kann im Notfall nachfragen. Trotzdem ist es ein komisches Gefühl, abends ganz alleine am Gerät zu sitzen und Patienten zu untersuchen. Die Oberärzte sind dann meistens irgendwann auch zu Hause, können aber bei Fragen angerufen werden. Natürlich versuche ich zunächst alles selber zu klären oder Kollegen zu fragen. Einmal aber habe ich die Möglichkeit bereits nutzen müssen, meine Oberärztin zu Hause anzurufen, und ich war froh, dass sie von ihrem Computer die Bilder abrufen konnte. Es ist gut zu wissen, dass niemand sauer ist, wenn man abends anruft.
In der Neuroradiologie zu arbeiten macht sehr viel Spaß. Worauf ich mich aber jetzt erst einmal freue, ist mein erster Urlaub nach sieben Monaten. Die drei freien Wochen werde ich dazu nutzen, den Kopf einmal wirklich frei zu bekommen. Es ist schwer abzuschalten, wenn man auch in der Forschung eingebunden ist. Gleichzeitig ist es aber auch sehr wichtig, dass man sich zwischendurch auch erholen kann, denn nur so kann man danach erfrischt und neu motiviert weiterarbeiten.