„Hammerexamen“ im Herbst 2011 – wer Radiologie kann, war gut dran
Anne Schmitz, Medizinstudentin in Aachen, hat sich schon vor langer Zeit die Radiologie als ihr Steckenpferd auserkoren. Als freie Mitarbeiterin bei hellste-koepfe.de hat sie schon oft über ihre Erfahrungen in der Radiologie berichtet – ob als Famulantin, im PJ oder als ausländische Studentin in der Schweiz. In diesem Herbst wurde es auch für sie ernst – das Staatsexamen stand vor der Tür. Für uns berichtet sie, wie sie die Lernphase gemeistert und schließlich auch das Examen über- und bestanden hat, und warum sie es am Ende fast aus dem Ärmel schütteln konnte.
Endlich ist
es soweit – ich mache Examen. Seit sechs Jahren arbeite ich auf dieses Ereignis
hin. Die Frage ist nur, was erwartet mich? Kann es wirklich schon zu Ende sein?
Was genau wird passieren? Wird mein Wissen in der Radiologie das Unwissen in
anderen Bereich ausgleichen?
Mir war schon lange klar, dass es nicht einfach werden würde. Sechs lange Jahre arbeitete ich darauf hin, dass ich endlich mit dem Medizinstudium fertig und Radiologin werden konnte. In dieser Zeit musste ich viele Hürden nehmen und versuchen, auch die vielen anderen Fächer „liebzugewinnen“. Fünf lange Monate des Lernens trennten mich noch vom Examen. Nun musste ich es nur noch schaffen, auch so lange zu lernen und zwar nicht nur große Fächer, sondern auch jedes kleinere wie Augenheilkunde, HNO und Co. durchzuarbeiten. Insgesamt waren es 32 Fächer, von denen ich nur genau ein Fach richtig mochte. Dank dem 100-Tage-Lernplan von Medilearn (zu finden unter www.medi-learn.de) wusste ich an jedem Tag, was zu lesen und lernen war. Ich hangelte mich an den Tagen entlang und freute mich tatsächlich auf die Zeit, in der ich Radiologie lernen konnte, weil mir das leichter fiel.
Die Zeit verflog, und schneller als uns allen lieb war kam der Tag der Wahrheit. Schlaf wurde ohnehin schon seit einiger Zeit zur Mangelware, und so schleppte ich mich mit meinen Kommilitonen am ersten Tag der schriftlichen Prüfung zum Prüfungsort. Ich betete, dass möglichst viele Fragen zur Radiologie drankämen, oder wenigstens Bilder im Zusammenhang mit orthopädischen Fragestellungen gezeigt würden.
Endlich war es so weit: Punkt neun Uhr durften wir die Prüfungsfragen öffnen. Erfreut stellte ich fest, dass mein „Flehen“ erhört worden ist. Tatsächlich stellte sich einmal mehr heraus, dass Radiologie ein allumfassendes Fach ist. Ohne die unterschiedlichen bildgebenden Verfahren ist es heute kaum mehr möglich, in einem klinischen Fach zu arbeiten. Die Bildbeilage des ersten Tages dieses Examens bestand fast ausschließlich aus konventionellen Röntgenbildern, CT-Schnitten und MRT- Darstellungen. Meine Freude war groß, doch um mich herum stöhnten meine Mitstreiter fassungslos auf. Ich grinste in mich hinein, und der erste Examenstag gestaltete sich einfacher als gedacht. Ich konnte die Fragen leicht beantworten und hatte auch kein Problem zu entscheiden, ob es sich um die Ruptur des vorderen oder des hinteren Kreuzbandes handelte. Erleichtert konnte ich nach Hause gehen, denn mir war klar, für 60% hatte es an diesem Tag gereicht. Meine Freunde konnten es nicht glauben, ihnen war klar, dass ich an diesem Tag im Vorteil war. Zum ersten Mal waren sie neidisch darauf, dass ich mich für dieses Fach begeistern konnte!
Guter Dinge konnte ich ins Bett gehen und fand sogar etwas Schlaf in der Nacht. Der zweite Prüfungstag war leider weniger „radiologielastig“. Es konnte natürlich auch nicht immer so gut für mich laufen. Mit steigender Panik versuchte ich trotzdem die Fragen zu MRSA und Co. zu beantworten. Dieses Vorhaben stellte sich schwerer dar als gedacht, da ich noch nie Sympathien für Bakterien gehegt habe. Die zweite Nacht war dementsprechend auch weniger erholsam und wieder mehr von Angst geprägt. Erneut betete ich, dass Radiologie am dritten Tag meine Rettung sein würde - und wurde erhört!
Es fühlte sich an wie am ersten Tag…. Ich schlug die Bildbeilage auf und auch das histologische Bild von - wie sich im Nachhinein herausstellte - der Endometriose der Appendix konnte mich nicht schocken, denn es gab genügend konventionelle Bilder einer Skoliose (prä- und postoperativ). Wie schon am ersten Tag fing ich panische Blicke meiner Kommilitonen auf und wusste, ich würde das Examen bestehen. Nie hätte ich gedacht, dass so viele radiologische Bilder im Examen vorkommen würden! Das nennt man wohl Glück!
Meine Kommilitonen fanden diesen Umstand weniger erfreulich, aber ich empfand eine gewisse Genugtuung darüber, dass die Radiologie augenscheinlich eine so zentrale Bedeutung hat in der Medizin. Ich habe bestanden und das nicht zuletzt, weil die Fragen viel mit Bildgebung zu tun hatten. Es hätte auch anders kommen, dessen bin ich mir bewusst. Ich freue mich, dass nun auch meinen Mitstreitern klar geworden ist, dass die Radiologie allgegenwärtig ist und man ohne sie nicht auskommt. Auch das Institut für medizinische und pharmakologische Prüfungsfragen (IMPP) hat das erkannt, und in das Hammerexamen in diesem Herbst viele radiologische Bilder in den Fragenkatalog aufgenommen.
Insgesamt stellte sich heraus, dass mit einem guten, fundierten Wissen im Bereich Radiologie in diesem Hammerexamen viel gewonnen war!
Hinweise der Redaktion:
Alle Bilder und Fragen des diesjährigen Examens (und auch vergangener Jahre) finden Sie unter http://www.thieme.de/viamedici/schwarzereihe/hammerexamen/2010-2014.html
Panische Blicke beim Staatsexamen vermeiden - Die Akademie für Fort- und Weiterbildung in der Radiologie bietet am 13. und 15. Februar 2012 eine zweiteilige Online-Fortbildung zum Thema „Keine Angst vor Röntgenbildern im Hammerexamen“ an. Die Referenten Prof. Dr. Michael Uder und Dr. Rolf Janka aus Erlangen diskutieren und analysieren alte Prüfungsfragen im Dialog und geben Tipps, wie man in der Prüfung am besten an das radiologische Bildmaterial herangeht. Mehr Informationen finden Sie zeitnah unter http://www.drg.de/akademieonline und auch hier auf www.hellste-koepfe.de.
Nachtrag 19.12.2011: Die Anmeldung ist ab sofort freigeschaltet - fordern Sie am besten bis zum 06.02.2012 Ihren persönlichen Zugangslink an unter https://www1.gotomeeting.com/register/177592001
(für den 13.02.) und unter https://www1.gotomeeting.com/register/984568729
(für den 15.02.). Die Teilnahme ist für Studenten und PJler kostenlos.