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European Congress of Radiology - zum ersten Mal dabei

Dr. med Hannah HentschelHannah Hentschel ist im vergangenen Jahr mit Ihrem Promotionsstudium fertig geworden. Als junge Assistenzärztin in der Radiologie des Amalie Sieveking Krankenhauses in Hamburg fuhr sie im März das erste Mal zum europäischen Röntgenkongress (ECR) in Wien - und das nicht nur als Teilnehmerin, sondern auch gleich als Referentin. Für hellste-koepfe.de berichtet sie, wie sie die internationale Kongressbühne erlebt hat.  


Ich hatte soeben in Eppendorf über die Wertigkeit der Ganzkörper MRT promoviert.  Jetzt sollte ich nach Wien fahren  und auf dem Kongress vortragen, da das Thema dort Interesse gefunden hatte.

Sieben Minuten bzw. exakt 420 Sekunden! Das macht bei 7 Folien je eine Minute. So etwas war mir bis dato neu. Bei der Vorbereitung versuche ich den Ratschlägen meines Chefs zu folgen: Klares Logo, klassische Farbgebung, passende Ein-Wort-Überschriften. Einfache Wortwahl, knappe Sätze. Motto: Keep it simple!  Das internationale Publikum soll das Wesentliche schnell erfassen können.

Sind die Folien erstellt und ist der Text ausformuliert, dann ist der Vortrag fertig. Irrtum, sagt mir ein guter Freund. Denn jetzt komme es noch darauf an, den verbalen Anteil mit dem non-verbalen Anteil der Kommunikation in Einklang zu bringen, dies erst erziele die Wirkung. Dabei machen Körperhaltung und Stimmlage den Bärenanteil aus. Eigentlich bin ich empört. Wenig später stehe ich aber doch vor dem Spiegel, stelle mir ein imaginäres Publikum vor und versuche mit Begeisterung meine Ergebnisse zu präsentieren. Ende Februar habe ich meinen Vortrag den erfahrenen Kollegen aus der hiesigen Universität vorzutragen. 6 Minuten und 47 Sekunden – Ich darf fahren!

Schon Wochen zuvor ist das Kongressprogramm im Internet bereits in übersichtlicher Form abrufbar. Man hat die Möglichkeit, online seinen individuellen Kongressplaner zu erstellen. Wirklich großartig und sicherlich auch sinnvoll. Was mich betrifft – als Mutter von drei lebhaften Mädchen  – ist die Zeit einfach zu knapp, um das Programm vorab in Ruhe zu studieren. Ich entscheide mich stattdessen für Freestyle - einfach alles auf sich zukommen lassen.

Am 1.März komme ich in Wie an.  Die Sorge, ob man im schönen Wien auch das Kongressgelände findet stellt sich als unbegründet heraus. An allen Haltestellen hängen Plakate – Wien hat sich vorbereitet. Die U-Bahn ist voller Kongressteilnehmer, Erkennungszeichen: Band mit Badge. Ich folge dem Besucherstrom und erreiche mühelos das Kongressgelände. In der Eingangshalle zeige ich mein Ticket vor und erhalte eine schwere Tasche. Nach einem flüchtigen Blick hinein (aha Werbung) entscheide ich mich dafür, diese Tasche mit dem Mantel an der Garderobe abzugeben. Fehler! Nach einigem Herumirren zwischen versierteren Kongressteilnehmern wird mir klar: Die Tasche enthielt das Programmheft mitsamt den Floor Plans. 

Eine halbe Stunde später habe ich das ausgeklügelte Programmheft durchschaut und stelle mir mein eigenes Programm zusammen. Meinem Ausbildungsstand gemäß wähle ich Mini- und Categorial- Kurse. Die Scientific Sessions suche ich nur im Zusammenhang mit meiner eigenen Studie am Vormittag meines Vortrages auf.

Eine gute Entscheidung. In den Mini Kursen bewundere ich, wie in jeweils eineinhalb Stunden didaktisch vorzügliche Überblicke gegeben werden. Vor Augen ist mir noch jetzt der Vortrag über Prostate Cancer – selten habe ich ohne Ermüdungserscheinungen so  viel gelernt. Ein kleiner Trick der Referenten ist leicht durchschaut: alle 7 Minuten eine Karikatur, ein Spot oder ein Witz, nachfolgend -  Saalgelächter. Entspannt und gespannt konnte man weiter dem strukturierten Vortrag folgen. Ergebnis: Der Wissensstand ist aktualisiert.

In den Pausen blättere ich weiter in den drei Programmheften: Final Programme, Book of Abstracts und in den Informationen zur Industrieausstellung. Ich interessiere mich für die Scientific Session, zu der auch ich meinen Beitrag leisten soll. Besonders interessiert mich natürlich, wer  noch zum Thema Whole body MRI vorträgt. Dann schaue ich nach dem Ort des Geschehens - Raum A. Arglos blättere ich zurück zu den Floor Plans und erstarre. Hatte man mir vorher gesagt, ich dürfe mit Räumen von maximal 50 Teilnehmern rechnen, die nur zur Hälfte besetzt seien, so blicke ich jetzt auf ein riesiges rotes Feld, der größte Raum  von allen. Kurzfristig steigt die Herzfrequenz. Vielleicht war es gut, dass ich mich nicht schon Wochen vorher mit dieser Dimension auseinandersetzen musste.    

Im Kongressalltag jedoch ist kein Platz für große Sorgen. Stattdessen erlebe ich gelungene Abwechslung. Z.B. die Face Off Session, in der unterschiedliche State of the art processing tools vorgestellt werden. Simuliert ist ein realer Befundungsarbeitsplatz. In einem spannenden Wettkampf kann man hautnah miterleben, wie Experten unterschiedlicher Anbieter mit Hilfe ihrer Hard- und Software klinisch relevante Daten und Parameter zu vorgegebenen Fällen in jeweils 5 Minuten präsentieren. Jeder Mausklick ist für den Zuschauer nachvollziehbar. 3 D – Technik, die begeistert. Später erfolgt der Showdown mit dem Abgleich der Ergebnisse. Resultat: Vergleichbare Werte für die gesuchten Parameter, letztlich also reine Geschmackssache. Bei dieser Session war ich nicht einmal versucht, auf die Uhr zu schauen.

Später besuche ich die Industrieausstellung:  Faszinierte, vorwiegend männliche Besucher. Neue Gerätetypen in Originalgröße oder auch als Modell. Fachkundige, die den Umgang mit den ausgestellten C-Bögen, Röntgengeräten, CTs oder MRTs erläutern. Informationsbroschüren für jeden, der danach fragt. Ich lasse mir einige bis dato unbekannte Funktionen der Software zeigen, mit der ich täglich arbeite. Die Vorteile der neuesten Version werden mir im Zeitraffer allerdings auch noch erklärt.


Am letzten Tag dann bin ich mit meinem Vortrag dran. Heute deswegen für mich nur ein kleines Frühstück. Die Fahrt zum Kongressgelände erscheint mir kürzer als sonst. Im Saal suche ich zunächst den freundlichen Mitarbeiter mit der roten Weste auf. Einweisung am Rednerpult (wenigstens überrascht mich jetzt die Stoppuhr nicht mehr!). Ich bekomme noch ein paar Tipps für den Anfänger. Inzwischen füllt sich der Saal und ich warte auf den Moderator. Sympathie auf beiden Seiten, dafür zu meinem Bedauern keine abgesprochenen Diskussionsfragen. Egal, nach ein paar aufmunternden Worten gehe ich entspannt auf meinen Platz. Irgendwann in der Session höre ich meinen Namen und betrete die Bühne…

Am Rednerpult angelangt, registriere ich noch, dass bereits 17 Sekunden meiner Zeit verstrichen sind. Einen kurzen Moment werde ich unsicher. Ich weiß jetzt, warum alle anderen Presenter sich nach vorne gesetzt haben. Ich beginne meinen Vortrag. Das gibt Sicherheit, denn das was jetzt kommt, kann ich und kenne ich. Und noch viel besser: Endlich hört mal jemand zu! Ich lüge nicht, wenn ich sage, es hat mir Spaß gemacht.  

Zu einem Kongress gehört natürlich auch der inoffizielle Teil. Stadtbummel in Wien und gemeinsames Abendessen mit Kollegen. Die Stimmung bei allen natürlich deutlich gelöster als im Arbeitsalltag. Eine tolle Atmosphäre.

Mein Fazit: lehrreich, spannend, erfreulich! Ich werde gern wieder an diesem Kongress teilnehmen. Ein großes Lob an dieser Stelle vor allem an die Organisatoren.

 

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