ESTI 2011 in Heidelberg
Kaum vom Röntgenkongress aus Hamburg zurück, ist unsere „rasende Reporterin“ Anne Schmitz auch schon auf dem Weg nach Heidelberg, um dort den ESTI-Kongress zu besuchen und uns davon zu berichten. Dort macht sie sich „fit für den Facharzt“, lauscht vielen hochkarätigen Rednern und schüttelt die bald klingelnden Ohren schnell ab, um spontan noch ein Filmteam als Interviewerin zu unterstützen…
Heute berichte ich vom diesjährigen gemeinsamen Meeting der European Society of Thoracic Imaging (ESTI) und der Fleischner Society in Heidelberg, zu dem ich dank einer wunderbaren Zusammenarbeit von DRG und ESTI fahren durfte. Der Kongress fand vom 23. bis 25. Juni 2011 statt, und stand in diesem Jahr unter dem Motto „airway disease“ und „lung cancer“.
Zuallererst musste das Hindernis Deutsche Bahn mit ihren Verspätungen überwunden werden. Entgegen aller Vermutungen gestaltete sich meine Anreise jedoch komplikationslos und ich erreichte alle Anschlusszüge, um so am Mittwoch mitten im Regen nach Heidelberg zu gelangen. Den Start meiner Reise hatte ich mir zwar etwas anders vorgestellt, dennoch konnte mich der Regen - mit Tendenz zum Gewitter - nicht abschrecken. Schnell bezog ich das Hostelzimmer und die Freude auf den Kongress am folgenden Tag stieg.
Das wissenschaftliche Programm versprach sehr interessant zu werden, und eine Auswahl zu treffen fiel mir nicht leicht. Ich beschloss, den Donnerstag erst einmal für die „Fit für den Facharzt“-Programmpunkte zu nutzen, denn diese sind besonders auch für mich als Studentin vor dem Examen lehrreich! In der Mittagszeit würde es dann eine große Pause geben, in der sich allen Teilnehmern die Möglichkeit bot, die Eröffnungsvorträge im großen Hörsaal der Kopfklinik anzuhören.
Donnerstags morgens machte ich mich nun früh auf den Weg zur Kopfklinik auf dem Gelände der Uniklinik in Heidelberg. Dort begann alles mit meiner Registration und meinem ersten richtigen Presseausweis! Anfänglich war es ein komisches Gefühl, niemanden zu kennen, doch es stellte sich heraus, dass Kontakte zu anderen Assistenzärzten schnell geschlossen wurden. So machten wir uns letztendlich gemeinsam auf den Weg zum „Fit für den Facharzt“ im Vorlesungssaal der Medizinischen Klinik. Für den ersten Vortrag über die Anatomie der Lunge und deren Korrelat in der Bildgebung konnten sich noch nicht so viele Zuhörer begeistern, doch im Verlauf des ersten Teils der Vortragsreihe füllten sich die Sitzreihen. Die Vorträge zum FFF wurden auf Deutsch gehalten, wohingegen in allen anderen Sitzungen des Kongresses Englisch gesprochen wurde– schließlich handelte es sich um einen internationalen Kongress mit Gästen aus aller Welt. Verschiedene Dozenten aus Deutschland und den Niederlanden referierten zu den Themen „Stellenwert der Projektionsradiographie“, „Noduläre Muster“, „Retikuläre und lineare Muster“ und weiteren bildmorphologischen Veränderungen der Lunge.
Die Reihe „Fit für den Facharzt“ zum Thema Lunge besteht insgesamt aus drei Modulen, die alle innerhalb eines Jahres in verschiedenen, ausgewählten Städten in Deutschland angeboten werden. Sie sind darauf ausgelegt, das Wissen für die Facharztprüfung zu vermitteln und den Blick für die wichtigen Diagnosen zu schärfen. Eingebettet in den ESTI-Kongress in Heidelberg passte das Modul III über Lungenerkrankungen gut in den Kontext der Thoraxbildgebung. „Fit für den Facharzt“ füllte meinen gesamten ersten Tag bis auf die Zeit für die Eröffnungsveranstaltung am Vormittag. Nachdem die acht Referenten sich mit den relevanten Themen abgewechselt hatten, und ständig mit Begriffen wie Kerley-Linien, Milchglasinfiltrat und UIP jonglierten, schwirrte mir am Abend der Kopf. Die Diagnosen, welche am Anfang noch vermeintlich leicht zu stellen waren, wurden mit zunehmender Informationsflut doch immer verschwommener und schlussendlich ziemlich unsicher. An den Abstimmungsergebnissen mittels TED war erkennbar, dass sich gegen Ende der Sitzung nun niemand mehr sicher war, ob er je den Durchblick in den verschiedenen Veränderungen haben würde.
Ein weiteres Highlight an diesem ersten Tag stellte die Eröffnungssession dar, in der die Kongressteilnehmer vom Kongresspräsidenten Prof. Dr. med. Hans-Ulrich Kauczor (Direktor der Radiologischen Abteilung an der Uniklinik Heidelberg) und Prof. Massimo Pistolesi, dem Präsidenten der Fleischner Society, begrüßt wurden. Sie wünschten dem Auditorium einen interessanten und bereichernden Kongress mit vielen wertvollen Anregungen für Forschung und Klinik. Beiden Präsidenten sah man die Freude über den Kongress sichtlich an, dennoch schwang eine letzte Ungewissheit über den weiteren Verlauf in beider Stimmen mit. Ich für meinen Teil war allerdings zuversichtlich und stellte im Verlauf fest, dass die Teilnehmer in der Mehrheit sehr zufrieden mit dem Kongress und dem Rahmenprogramm waren.
Im Anschluss
an die Eröffnungsrede begannen die Vorträge von Jeff Galvin, MD (USA), David
Hansell, MD (UK) und Talmadge Kind, MD (USA). Wer diese Vorträge gehört hatte, fragt sich
anschließend, wer je behaupten konnte, Radiologen hätten keinen Sinn für Humor.
Diese drei Herren bewiesen mit viel Witz und Charme das Gegenteil! Es war eine
Freude, den Dozenten zuzuhören und ihren manchmal auch etwas komplizierten
Ausführungen über Lungenfibrose und Co. zu folgen. Zwischen den jeweiligen
Sitzungen wurden im Foyer Finger-Food und Getränke angeboten, und es bestand
die Möglichkeit, die Industrieausstellung zu besuchen. Eine elektronische
Poster-Ausstellung, welche in extra eingerichteten PC-Räumen besucht werden
konnte, rundete das Kongressprogramm ab.
Auch die
Abendgestaltung ließ keine Wünsche offen, denn am ersten Abend fand ein
Willkommensumtrunk mit Finger-Food in der Medizinischen Klinik statt. Es gab
reichlich kleine Häppchen und auch an Getränken fehlte es nicht. Ich lernte an
diesem Abend das Film-Team kennen, welches Eindrücke vom Kongress einfangen
sollte. Die Firma „Ihr-Trailer.de“ wurde mit dieser Aufgabe betreut und ich
wurde gebeten, sie zu unterstützen. Die Idee fand bei mir sofort die gewünschte
Zustimmung und so begannen wir den kommenden Tag zu planen. Die
Eindrücke des Kongresses konnten sie gut ohne meine Hilfe einfangen, doch für
die Interviews mit einigen Referenten benötigten sie meine Unterstützung. Meine
Aufgabe sollte es sein, die Dozenten anzusprechen und mit Ihnen kurze Interviews
zu vorab besprochenen Themen zu führen. Anfänglich dachte ich noch, es sei kein
Problem für mich, doch schon am Freitagmorgen stellte sich heraus, dass mich
die Vorstellung etwas nervös machte.
Noch guter Dinge traf ich auf dem Kongressgelände ein, wo ich das Filmteam traf. Meine erste Aufgabe war es natürlich, die Interviewpartner zu identifizieren, was sich nicht als trivial herausstellte. Sobald ich jemanden von unserer Liste gefunden hatte, den Namen seines Namensschildes mit meiner Liste verglichen und mich auch mittels meiner eigenen Menschenkenntnis seiner Identität vergewissert hatte, sprach ich ihn an und führte anschließend das Gespräch. Anfänglich war mein Englisch noch etwas holprig und meine Hand zitterte beim Festhalten des Mikrophones, doch schon nach einiger Zeit wurde ich sicherer. Insgesamt war es eine wunderbare Erfahrung, mit den hochkarätigen Radiologen der Welt zu reden. Ich fühlte mich jedesmal geehrt und freute mich, in Kontakt mit ihnen zu kommen, denn es geschieht nicht so oft, dass sich die Gelegenheit bietet mit solchen Persönlichkeiten wie Tomas Franquet, MD (Barcelona/ES), Martine Remy-Jardin, MD (Lille/FR), Prof. Dr. med. Claus-Peter Heussel (Heidelberg/DE), Johny Verschakelen, PhD, MD (Leuven/BE) oder Geoffrey Rubin, MD (Durham/US) zu sprechen. Die Aufregung legte sich nach einiger Zeit und ich hatte viel Spaß dabei. Die Video-Clips werden in Kürze auf der ESTI-Internetseite zu sehen sein, worauf ich sehr gespannt bin (www.esti2011.org).
Mein Besuch in Heidelberg auf der Jahrestagung von ESTI und der Fleischner Society war ein voller Erfolg und ich blicke nach einer Woche voller Wehmut auf die Zeit dort zurück. Eine solche Möglichkeit bekommt man nicht oft und ich bin froh, dass ich sie hatte! Ich hoffe, dass ich in meiner weiteren beruflichen Laufbahn noch viele solcher schöner und interessanter Erfahrungen machen und inspirierenden Menschen kennenlernen kann!
Mein besonderer Dank gilt an dieser Stelle auch der DRG und Herrn Prof. Dr. Kauczor, die mir die Reise und die Teilnahme am Kongress möglich gemacht haben!
Anne Schmitz, 01.07.2011