Fit für Radiologie im schriftlichen Hammerexamen
Vielen Medizinstudenten graut es vor radiologischen Bildern im schriftlichen Hammerexamen. Der kostenlose zweiteilige Online-Kurs „Keine Angst vor Röntgenbildern im Hammerexamen“ der Deutsche Röntgengesellschaft soll Studenten
helfen, auch diese Hürde mit Bravour zu meistern. Fatih Seker, Medizinstudent im fünften Studienjahr an der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg,
hat an dem Online-Kurs teilgenommen und berichtet für hellste-koepfe.de davon.
Die Anmeldung
Die Anmeldung zum Online-Kurs war kinderleicht: Über einen
zuvor per Mail angeforderten Link ließ sich das sogenannte „Webinar“ starten. Um die Referenten deutlich zu verstehen, sollten jedoch die Soundeinstellungen zuvor überprüft werden. Beim Start des Webinars öffnete sich ein neues Fenster,
in dem der Bildschirminhalt der Referenten, also
eine Präsentation mit den Examensfragen und zugehörigen Bildern,
angezeigt wurde. Per Monitor sowie über Lautsprecher oder Kopfhörer konnten die Teilnehmer mitverfolgen, wie die beiden Referenten die Fragen analysierten und lösten.
Die Referenten
Prof. Dr. Michael Uder, Direktor des Radiologischen Instituts des Universitätsklinikums Erlangen, und PD Dr. Rolf Janka, leitender Oberarzt desselben Instituts, führten als Referenten die Studenten durch zahlreiche Prüfungsfragen. Während der zwei zweieinhalbstündigen Kurse konnten so mehrere hundert
Fälle besprochen werden. Moderiert wurde die Veranstaltung von Dr. Florian Mayer. Ihm konnte man bei Unklarheiten über die Chat-Funktion Fragen stellen, die
er entweder direkt per Chat beantwortete oder an die beiden Referenten weitergab.
Der Online-Kurs
Der Kurs diente explizit zur Vorbereitung für das schriftliche Examen. Hierzu besprachen die Referenten viele verschiedene Multiple-Choice-Fragen mit radiologischem Bildmaterial. Abgedeckt wurden Themengebiete wie z. B. Thorax, Neuroradiologie, Angiographie, Urogenitaltrakt und mehr. Passend zur entsprechenden Röntgen-, CT- oder MRT-Aufnahme erklärten die Radiologen, welche Informationen sich aus den bildgebenden Modalitäten gewinnen lassen und natürlich auch, auf welchem Weg man die Examensfrage lösen kann.
Ich sehe was, was du nicht siehst... oder: Keine Angst vor Röntgenbildern im Hammerexamen
„Ich seh' nur weiß!“
Die Referenten begannen den Kurs mit der Befundung einer Thorax-Röntgenaufnahme. Sie erklärten, dass eine „symmetrisch weiße Lunge“ eher auf ein kardiales Problem als auf ein Entzündungsprozess in der Lunge hinweist. Dieser Tipp vereinfacht deutlich die Entscheidungsfindung bei so manch einer Multiple-Choice-Frage. Auch die Grenzen einer Röntgenaufnahme erläuterten sie den Zuhörern. Im Röntgenbild ließe sich beispielsweise nicht beurteilen, ob es sich bei freier Flüssigkeit in der Lunge um einen Pleuraerguss, ein Pleuraempyem oder einen Hämatothorax handelt.
Weiterhin sei die Röntgen-Seitaufnahme des Thorax, welche Studenten in Vorlesungen kaum zu Gesicht bekommen, nicht etwa unnötigen Spielerei, sondern hätte durchaus praktische klinische Relevanz. Denn im Gegensatz zur geläufigeren p.a.-Aufnahme lasse die Seitaufname eine bessere Beurteilung der Interlobien der Lungen zu.
Logisch vorgehen
Häufig zeigten die Referenten, wie sich falsche Antwortmöglichkeiten allein mit logischem Denken ausschließen lassen. Eine Jejunalstenose könne beispielsweise in einem Röntgenbild nicht vorliegen, wenn der Colon luftgefüllt ist.
Hilfreiche Tipps für die zukünftige klinische
Tätigkeit, die meist in keinem Lehrbuch zu finden sind, verliehen so dem Kurs
einen großen praktischen Wert. So sei Achtung geboten bei einer doppelten
Kontrastierung der Darmschlingen. Normalerweise sei im Abdomen-Röntgen nur die
innere Darmwand zu sehen. Freie Luft im Abdomen führe aber dazu, dass
zusätzlich die äußere Darmwand sichtbar werde - für den Chirurgen eine klare
OP-Indikation.
Der Schädel brummt!
Auch die Neuroradiologie blieb nicht außen vor! Jeder Medizinstudent mit radiologischen Grundlagenkenntnissen weiß, dass akute Hirnblutungen in CT-Schnittbildern hyperdens bzw. weiß sind. Zu beachten sei allerdings, dass sie mit der Zeit hypodenser, also dunkler, werden. Differentialdiagnostisch kämen bei solchen älteren Blutungen auch ein Ödem, ein alter Schlaganfall und ein Tumor ohne Kontrastmittelaufnahme in Frage.
Auch in Sachen kranielle Tumoren haben die
beiden Radiologen für die mündliche Prüfung einen wertvollen Tipp auf Lager:
Sieht man im MRT eine Raumforderung mit ringförmiger Kontrastmittelaufnahme,
sei „Lymphom“ im Zweifelsfall eine gute Antwort. Denn Lymphome ahmten
verschiedene Entitäten wie Gliablastome, Metastasen und Abszesse nach und seien
daher nicht ausgeschlossen.
„Eine sensationelle Show“
Humorvolle Kommentare und eine engagierte Präsentation der Referenten ließen die zweieinhalb Stunden alles andere als langweilig werden. Auch Prof. Dr. Martin Mack, Moderator
der Reihe „Akademie Online“, war am Ende begeistert von der „Performance“ und bedankte sich für die „sensationelle Show“.
Fazit
Der zweiteilige Online-Kurs war definitiv eine gelungene Veranstaltung. Dass man die Referenten selbst nicht sieht, sondern nur hört, war anfangs ungewohnt, stellte aber kein Problem dar. Der Lerneffekt eines Online-Kurses ist keineswegs geringer als der eines klassischen Vortrages, sondern macht Geschmack auf mehr!
Anmerkung der Redaktion:
Da die ersten beiden Termine im Februar sehr schnell „überfüllt“ waren, bieten das Referententeam und die Deutsche Röntgengesellschaft zwei Wiederholungstermine dieses Online-Kurses am 12. und 14. März an, damit alle, die beim ersten Mal nicht teilnehmen konnten, hierfür noch einmal die Gelegenheit erhalten. Falls sich für Sie die Möglichkeit bietet, den Kurs zu mehreren über nur einen Log-In zu besuchen, würden wir uns freuen, wenn Sie diese Möglichkeit nutzten! Mehr Infos und Anmeldung
Die Studenten-Kurse finden im Rahmen der Reihe „Akademie Online“ statt, ein regelmäßiges Online-Fortbildungsangebot der Deutschen Röntgengesellschaft für Radiologen. Studenten können an allen diesen Kursen kostenfrei teilnehmen. Die Termine, Themen und die Möglichkeit zur Registrierung finden Sie im Akademie-Online-Kalender unter http://www.drgakademie.de/site/akademie-online.