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Ein Tag in der Kinderradiologie
Der Regensburger Medizinstudent Marco Dollinger berichtet von seinen Einblicken in die pädiatrische Radiologie

Im Laufe meines Studiums habe ich schon mehrere Famulaturen in der Radiologie gemacht. Mir fiel dabei auf, dass in der „Allgemein-Radiologie“ so gut wie keine Kinder als Patienten auftauchen. Das mag sicherlich daran liegen, dass Kinder verhältnismäßig weniger häufig eines stationären Krankenhausaufenthaltes bedürfen als ältere Generationen. Doch auch Kin­der können (schwer) krank werden, auch sie benötigen dann oftmals eine bildgebende Dia­gnostik. Wo geschieht das, wenn nicht in der „Erwachsenen“-Radiologie? Die Antwort: in der Kinderradiologie!

Kinderradiologie ist anders!

Um auch die radiologischen Verfahren kennenzulernen, die bei Kindern angewandt werden, beschloss ich, einen Tag in der radiologischen Abteilung der Kinderklinik St. Hedwig in Regensburg zu hospitieren. Das Team dort bestand aus zwei Ärzten und zwei MTRAs, die mich sehr herzlich empfingen. Schon der kurze einführende Rundgang durch die Abteilung zeigte mir einen wesentlichen Unterschied zur „Erwachsenen“-Radiologie: Es fehlte das CT! Konventionelles Röntgen, MRT, Ultraschall-Arbeitsplatz und dergleichen waren vorhanden, doch eine Computer-Tomographie fehlte. Wie soll eine Radiologie ohne ihr „bestes“ Ar­beits­tier, das CT, auskommen? Was macht man den ganzen Tag ohne CT?

Erst einmal frühstücken! Vor Dienstbeginn wurde von den Mitarbeitern ein herzhaftes Frühstück organisiert, bei dem die anstehenden Tagesordnungspunkte ebenso wie der weitere Verlauf des einen oder anderen kleinen Patienten, der einem besonders in Erinnerung blieb, besprochen wurden. Anschließend ging es gut gestärkt ans Werk: Als Durchleuchtungs­verfahren standen u.a. ein Colon-Kontrasteinlauf und eine Miktionszystourethrograpie (MCU) an. Die MCU dient mitunter der Darstellung eines pathologischen Refluxes von Urin über den Harnleiter in das Nierenbecken. Des Weiteren mussten mehrere Kinder – vom Säugling bis zum 16-jährigen Mädchen – sonographiert und eine große Anzahl an konventionellen Aufnahmen und Schnittbildern befundet werden.

Herausforderung Ultraschall

Als erstes begab ich mich in die Sonographie. Eine ja wohl unkomplizierte Angelegenheit, wie ich meinte. Doch weit gefehlt! Der gelungene Ultraschall bei einem wachen Säugling stellt – zwar nicht immer, aber doch des Öfteren – eine kleine Herausforderung dar: Denn der kleine Patient hält – im Gegensatz zum Erwachsenen – nicht still, wenn man ihn darum bittet.

Um das Kind ruhig zu halten, probierten die Ärzte alle nur erdenklichen Maßnahmen: Es kam eine Puppe zum Einsatz, die die Aufmerksamkeit auf sich lenken sollte, klapperndes Spielzeug stand alternativ zur Auswahl. Falls dies nicht funktionieren sollte – was oft nicht unwahrscheinlich ist – kommt der Säugling auf Mamas Schoß oder in ihre Arme wobei diese beruhigend auf ihn einredet. Nach langen Versuchen gelang es schließlich doch noch – mit einem schönen Ultraschallbild und der schöneren Aussage, keine Pathologie erkennen zu können.

Die nächste Patientin war ein 16-jähriges Mädchen. Auch bei ihr verlief das Sono nicht so ein­fach wie erwartet. Zwar arbeitete sie vorbildlich mit, doch aufgrund einer ausgeprägten Adipositas war eine ausreichende Eindringtiefe des Ultraschalls nur schwer erreichbar. Diese Patientin zeigte mir, dass der Unterschied zwischen Erwachsenen- und Kinder-Radiologie oft­mals doch nicht so groß ist: auch im erst jugendlichen Alter nimmt der Anteil der übergewichtigen Personen stetig zu.

Strahlenschutz ist bei den Kleinen noch wichtiger

Meine nächste Station war die Durchleuchtung. Was mir hier auffiel war, dass noch rigider auf die Strahlenbelastung geachtet wurde als in der Erwachsenen-Durchleuchtung. Ferner waren im Arbeitsbereich nicht nur Arzt und MTRA (und Student) anwesend, sondern auch zumindest ein Elternteil des kindlichen Patienten.

Dies stellt eine anspruchsvolle Situation dar: Zum einen muss der Arzt auf das oftmals ängstliche Kind und die sich während der Untersuchung darstellenden Befunde achten. Zum anderen dürfen jedoch die anwesenden Eltern mit ihren Sorgen um das Kind und ihrem Wunsch nach möglichst detaillierten Informationen über die Untersuchung nicht allein gelassen werden.

In allen bisher durchlaufenen Bereichen bemerkte ich markante Unterschiede zur Erwachsen­en-Radiologie. Dies sollte sich in der konventionellen Radiologie fortsetzen. Bereits die Auf­nahme­technik war unterschiedlich: Die Röntgenröhren waren anders ausgestattet, um die Strahlenbelastung für das Kind möglichst niedrig zu halten. Der richtige Auslösezeitpunkt der Röntgenröhre für ein gutes Bild beim Röntgen-Thorax eines Säuglings konnte auch nicht ein­fach durch einen Befehl wie „Einatmen – Luft anhalten – Weiteratmen“ hergestellt werden.

Den größten Unterschied beim konventionellen Röntgen stellte bei Säuglingen deren Position während der Aufnahme dar: Sie standen nicht mit der Brust am Detektor, sonder wurden – leicht martialisch anmutend – aufgehängt in sog. „Babixhüllen“. Dabei wird der Säugling in eine durchsichtige, strahlendurchlässige Wanne gelegt, seine Arme seitlich am Kopf fixiert und mithilfe der Wanne aufgehängt. Die Andersartigkeit kleiner Kinder bzw. Säuglinge hinsichtlich ihres Krankheitsspektrums bzw. der enormen Selbstheilungsfähigkeit eines solchen kleinen Körpers, v.a. bei Frakturen, soll hier nur erwähnt bleiben.

Letzte Station Magnetresonanztomografie

Die letzte Station des Tages war dann die MRT. Aufgrund der fehlenden Röntgenstrahlung wird diese bei Kindern eher eingesetzt als eine CT mit einer nicht unerheblichen Strahlen­belastung. „Die Röhre“ stößt ja schon bei Erwachsenen aufgrund ihrer räumlichen Enge und der vielen, teils auch lauten Geräusche auf wenig Gegenliebe. Wie soll das dann erst bei Kindern funktionieren, bei denen schon ein Ultraschall oft genug eine Herausforderung für den Untersucher darstellt? Wie kann man Säuglinge dazu bewegen, bis zu teilweise 1,5 Stun­den, die die Untersuchung in Anspruch nehmen kann, ruhig liegen zu bleiben, um das Bild nicht zu verwackeln? Die Antwort ist ebenso simpel wie pragmatisch: durch die Kollegen der Anästhesie! An fest geplanten Tagen der Woche werden die MRT bzw. ja eher die Patienten durch die Anästhesie mitbetreut. Diese können das Kind sedieren oder – falls nötig – eine Kurz­zeit­an­äs­thesie durchführen. Kernspin-Indikationen bei Kindern, die ich des Öfteren sah, stellten besonders Untersuchungen des ZNS dar, z.B. zum Ausschluss einer Raumforderung nach wiederholten Krampfanfällen, oder zum Staging bei bereits diagnostizierter Raumforderung.

Wie man sieht, hat der Kinderradiologe, auch ohne CT, einen ausgefüllte und anspruchsvollen Tagesplan! Wenn ein Kind wieder gesund und lächelnd nach Hause geschickt werden kann, dann strahlt auch der Radiologe, der durch seine Befunde oft den nötigen Hinweis auf die rich­tige Therapie geben kann!

       

 

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