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Wirtschafts-Master-Studium neben der Facharztweiterbildung Was muss man als (angehender) Radiologe von Betriebswirtschaft wirklich wissen?

Martin Maurer ist ein Arzt, wie ihn sich die Kaufmännischen Direktoren einer Klinik nur wünschen können: Als Facharzt für Radiologie beherrscht er nicht nur seine Medizin, sondern kann auch mit Zahlen und Bilanzen umgehen. Denn neben seinem Medizinstudium hat er BWL an der Fernuni Hagen studiert und während der Weiterbildung den Master of Health Business Administration (MHBA) draufgesattelt. Im FAQ-Stil informiert er über diesen „Wirtschafts-Master“.

Worum handelt es sich bei dem MHBA-Studiengang?

Der Studiengang zum Master of Health Business Administation (kurz: MHBA) wird von einigen Instituten angeboten. Ich habe ihn am Lehrstuhl für Gesundheitsmanagement (Prof. Dr. Oliver Schöffski) an der Universität Erlangen-Nürnberg absolviert. Der Studiengang richtet sich vor allem an Ärzte und andere Führungskräfte im Gesundheitswesen. Ziel des MHBA-Studiengangs ist es, wirtschaftswissenschaftliche Kompetenzen für das Gesundheitswesen auf universitärem Niveau zu vermitteln. Voraussetzung für eine Teilnahme am Studiengang ist ein abgeschlossenes Hochschulstudium und eine mindestens zweijährige Berufstätigkeit.

Welche Inhalte vermittelt der Studiengang?

In den ersten drei Semestern sind jeweils zwei Module zu absolvieren. Das 1. Semester umfasst zwei einführende Module in „Allgemeiner BWL“, das 2. Semester dann zwei Module zu den „Grundlagen des Gesundheitswesens“ (aus Sicht der Kostenträger und der Leistungserbringer). Im 3. Semester hat der Studierende die Möglichkeit, zwei Module aus den drei angebotenen Module-Blöcken „Ambulante Versorgung“, „Stationäre Versorgung“ und „Pharmazeutische Industrie“ auszuwählen. Im 4. Semester ist eine Masterarbeit zu absolvieren mit einem Umfang von etwa 50 Seiten. Das Thema kann dabei aus einer umfassenden Themenliste ausgewählt oder aber selbst vorgeschlagen werden.

Wie ist dieser Studiengang organisiert und wie lange dauert er?

Der Studiengang in Erlangen-Nürnberg dauert insgesamt 4 Semester. Der überwiegende Anteil des Studiums findet in Form eines Selbststudiums orientiert an gut aufbereiteten Lehrtexten statt. Der Studiengang ist aus Modulen aufgebaut, wobei jedes Modul aus 10 Lehrtexten zu jeweils etwa 50 Seiten besteht. Die Präsenzzeiten vor Ort jeweils am Campus der Universität in Nürnberg sind – dies ist vor allem für Ärzte und Ärztinnen wichtig – auf ein geringes Maß begrenzt. So werden die ersten drei Semester jeweils mit einer dreitätigen Präsenzphase abgeschlossen, in der das im Laufe des Semesters vermittelte Wissen vertieft wird.

Wie gestalten sich die Prüfungen?

Am Ende der Präsenzwochenenden am Lehrstuhl für Gesundheitsmanagement in Nürnberg findet jeweils eine benotete Prüfung statt. Das Ergebnis der drei Klausuren geht zu jeweils 20% in die Endnote ein, die Bewertung der Masterarbeit zu 40%. Inhaltlich beziehen sich die Prüfungen auf eines der beiden Module des jeweiligen Semesters. Das Modul, in dem man geprüft wird, ist dabei frei wählbar. Über das jeweils andere Modul eines Semesters ist eine kurze Einsendearbeit zu schreiben, zudem sind online einige MC-Fragen zu beantworten.

Wie teuer ist das Studium? Gibt es Unterschiede hinsichtlich Kosten und Inhalten im Vergleich mit anderen MBA-Programmen?

Die Gebühren sind mit derzeit 5.600 Euro für das gesamte zweijährige Studium gemäßigt, es gibt teurere Studiengänge, die mehr Präsenzzeiten vorsehen. Gerade dies ist für zumeist zeitlich sehr eingespannte Ärzte und Ärztinnen jedoch ein Vorteil, da lange Präsenzzeiten oft nicht mit der Tätigkeit in der Klinik vereinbar sind.

Warum soll ich mich als Mediziner überhaupt mit BWL beschäftigen?

Als Mediziner hat man bereits ein langes und umfassendes Studium absolviert. Nichtsdestotrotz wird im Gesundheitswesen unter den Rahmenbedingungen begrenzter Ressourcen ein Verständnis von grundlegenden ökonomischen Zusammenhängen immer wichtiger. Im Laufe des Berufslebens wird man sich davor als Arzt / Ärztin nicht verschließen können, ganz gleich, ob man in einer Klinik oder in einer Praxis tätig ist. Ein zusätzlicher Studiengang wie der MHBA-Master gibt Ärzten und Ärztinnen einen Einblick in die teilweise ganz andere Denkweise der Ökonomie und ermöglicht einen sicheren Umgang mit betriebswirtschaftlichen Themen. Mit dem kaufmännischen Leiter einer Klinik oder einem Bankberater für die Vermittlung eines Kredits zur Finanzierung der eigenen Praxis kann man sich dann jedenfalls auf Augenhöhe unterhalten.

Ist ein solcher Studiengang für Radiologen sinnvoll?

Ich kann jedem Radiologen einen solchen Studiengang uneingeschränkt empfehlen. Die Radiologie ist wohl diejenige Disziplin, in der man als Arzt / Ärztin ein besonders hohes Maß an betriebswirtschaftlichem Wissen benötigt. Dies liegt zum einen daran, dass viele radiologische Leistungen orientiert an den zur Verfügung stehenden Untersuchungsgeräten gut planbar sind, zumindest viel besser als ärztliche Leistungen in anderen Fachdisziplinen. Betriebswirtschaftliche Kenntnisse können dann helfen, die Organisation der eigenen Arbeitsabläufe zu verbessern und effizienter zu gestalten. Vor allem Kollegen, die einmal als niedergelassene Radiologen arbeiten möchten, sollten Basiskenntnisse in Finanzwissenschaft haben, was bei der Finanzierung und Verwendung von teuren Geräten sehr nützlich ist.

Ich hatte bisher keine Berührungspunkte mit der Betriebswirtschaftslehre. Ist das Studium für mich trotzdem machbar?

Ja, ganz bestimmt. Der Studiengang ist explizit auf ärztliches Publikum ausgerichtet und grundsätzlich gut zu schaffen. Etwas ironisch heißt es ja: „BWL ist zu 50% unverständlich, und zu 50% selbstverständlich“. Das heißt, es gibt in der BWL und auch in der Volkswirtschaftslehre (VWL) viele äußerst komplizierte Theorien, die gerade einmal von ausgemachten Spezialisten in den Subdisziplinen nachvollziehbar sind. Daneben gibt es allerdings auch viele Aspekte, die einfach mit einem „gesunden Menschenverstand“ leicht zu verstehen sind. Die Konzepte, die im MHBA-Studiengang vermittelt werden, sind allesamt leicht verständlich. Allerdings muss man sich als Mediziner an das spezifische Vokabular der BWL etwas gewöhnen.

Ist das Studium tatsächlich berufsbegleitend möglich oder muss ich etwa meine Berufstätigkeit pausieren?

Ein Pausieren der Berufstätigkeit ist sicherlich nicht notwendig. Die Idee des Studiengangs ist ja gerade, dass dieser auch neben einer vollen Berufstätigkeit machbar sein soll. Mir selbst kam der geringe zeitliche Umfang der Präsenzphasen sehr entgegegen, da ich in Klinik und Forschung sehr aktiv bin und längere Abwesenheiten kaum möglich gewesen wären.

Wenn ich keinen ganzen Studiengang belegen möchte, welche Literatur wäre zum Einstieg in die Betriebswirtschaft zu empfehlen?

Ich empfehle zwei Bücher:

Frodl, Andreas: BWL für Mediziner – Betriebswirtschaftslehre für Studium und Selbststudium. Berlin 2013(2).

Fleßa, Steffen: Gesundheitsökonomik: Eine Einführung in das wirtschaftliche Denken für Mediziner. Heidelberg 2007(2).

PD Dr. Martin MaurerZur Person:
Priv.-Doz. Dr. Martin Maurer, Jahrgang 1978, hat parallel zur Medizin ein vollständiges Studium der Betriebswirtschaftslehre an der FernUniversität in Hagen als Diplom-Kaufmann abgeschlossen. Während seiner Facharztausbildung an der Charité in Berlin hat er von 2009 bis 2011 berufsbegleitend den Master of Health Business Administration an der Universität Erlangen-Nürnberg absolviert. Seit Februar 2014 ist er als Oberarzt an der Universitätsklinik Bern (Inselspital) in der Schweiz tätig. Neben klinisch-radiologischer Forschung hat er zahlreiche gesundheitsökonomische Studien in der Radiologie durchgeführt und sich mit diesem Schwerpunkt im Jahre 2012 an der Charité in Berlin habilitiert. Kontakt: martin.maurer@insel.ch

 

 

 

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