Rising Stars – aufsteigende Sterne auf dem Europäischen Röntgenkongress
Welcher Student träumt nicht davon, auf einem internationalen Kongress einen Vortrag zu halten? Fatih Seker, Medizinstudent im fünften Studienjahr an der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg, wurde mit seinem Abstract „Molecular imaging – a great chance for radiology“ für das Rising Stars Program des European Congress of Radiology 2012 ausgewählt. Für hellste-koepfe.de berichtet er von seinen Erlebnissen.
Über
die Betreuerin meiner Doktorarbeit bin ich auf eine interessante Ausschreibung
gestoßen: Der European Congress of Radiology (ECR), der größte
Radiologiekongress Europas, gibt mit seinem „Rising Stars Program“ zwanzig
Studenten die Möglichkeit, einen Vortrag zu einem von sechs möglichen
Themenfeldern zu halten. Eines der Themenfelder, bewusst weit gefasst und
zukunftsorientiert, hieß „Radiology in
2051 – a view into the future of radiology“ und hat mich sofort angesprochen. Nach eigenen Fantasieflügen und wissenschaftlichen
Überlegungen, wie ich mir die Radiologie
in 39 Jahren vorstellen kann, entschied ich mich, einen Abstract
zu Bedeutung und Potential der
molekularen Bildgebung einzureichen.
Denn ich glaube, auf diesem Gebiet liegen tatsächlich riesige
Möglichkeiten für die Radiologie.
Ich hatte keine Ahnung, wie hoch die Chancen standen, einen der zwanzig begehrten Plätze des Rising-Star-Programms zu ergattern. Umso glücklicher war ich, als ich per E-Mail die Zusage bekam, nach Wien reisen zu dürfen. Und so nutzte ich in den folgenden Wochen jede freie Minute, um mich meinem Powerpoint-Vortrag zu widmen.
Ankunft
in Wien
Mit
gepacktem Koffer und meinem Vortrag auf dem USB-Stick machte ich mich Anfang
März auf den Weg nach Wien. Von einigen Freunden bekam ich zu hören, wie schön
Wien sei. „Naja“, dachte ich mir, „viel schöner als Heidelberg kann Wien kaum
sein!“ Ganze fünf Tage hatte ich Zeit, mich vom Gegenteil zu überzeugen und die
prachtvolle Stadt zu genießen. Der Wiener Dialekt klang anfangs noch ungewohnt,
war mir als Baden-Württemberger nach kurzer Zeit aber durchaus sympathisch.
Mit
der Metro, die hier in Wien im Fünf-Minuten-Takt fährt, begab ich mich nun zum
Kongress. Hierzulande habe ich einige kleine bis mittelgroße Symposien und Kongresse
besucht. Aber diese Dimension war für mich etwas absolut Neues. Über 20.000
Radiologen aus Europa und der ganzen Welt besuchten den ECR 2012. Das Ausmaß
der Industrieausstellung im Untergeschoss des Kongresses vermittelte dem
Besucher ein Gefühl davon, welche Summen die großen Medizingerätehersteller
allein für Werbung bereit sind auszugeben.
Studenten
stehen hoch im Kurs
Damit
Studenten auf dem Kongress für ihren Kenntnisstand passende Vorträge hören
können, organisierte das ECR-Staff eigens sogenannte „Student Sessions“, in denen
verschiedene Themen, wie z. B. kardiale und muskuloskelettale Bildgebung
und auch Neuroradiologie auf grundlegende Weise
besprochen wurden. Mit einem kurzen Quiz am Ende jeder Session konnte
man sein Fachwissen und den Lernerfolg prüfen. Als Newcomer in der Radiologie
hat es mich sehr gefreut, mit so interessanten und gut aufbereiteten Sessions „gefüttert“
zu werden. Die Student Sessions zeigen - genauso wie das Rising Star Programm –
wie wichtig und ernst die Zielgruppe der Studenten in der Radiologie genommen
wird.
„Hellster
Kopf“ Fatih Seker (2.v.l.) mit den Rising Stars des ECR und ESR-Präsident Prof.
Dr. András Palkó (3.v. r.),
© ESR –
European Society of Radiology / Harry Schiffer
Rising
Stars
Im
Anschluss an die Student Sessions fanden die Präsentationen der „Rising Stars“
statt. Die meisten dieser Studenten kamen interessanterweise aus Italien und
Lettland, ich war der einzige Deutsche unter den studentischen Referenten.
Zu behaupten, ich wäre vollkommen gelassen in meinen Vortrag gegangen, entspräche nicht ganz der Wahrheit. Eine Präsentation in englischer Sprache hält man schließlich nicht jeden Tag und der Rahmen eines internationalen Kongresses vereinfacht die Situation gewiss nicht. Doch ich wusste, dass ich mich gut vorbereitet hatte und so ging ich ruhig und mit der nötigen Portion Selbstbewusstsein in meine Präsentation. Entgegen meiner Befürchtung haben sich die anderen Studenten auch nicht als übereifrige Musterstudenten herausgestellt, sondern waren sehr gesellige junge Leute. Besonders die gemeinsamen Abende und die Ausflüge in die Wiener Innenstadt waren in dieser internationalen Gruppe amüsant und unterhaltsam.
Ultraschall-Workshops
Damit
die studentischen Besucher des Kongresses nicht nur theoretisches Wissen
anhäufen, sondern auch praktisch lernen, organisierten Studenten der Medizinischen
Universität Wien auf dem Kongress zweistündige Ultraschall-Workshops. Diese kosteten
30 Euro, und waren jeden Cent wert! So lernte man beispielsweise, wie man für
den Fall einer Verletzung des Arms den Nervus radialis schallt. Besonders
interessant und unterhaltsam war die Ultraschall-gesteuerte Punktion eines
Wasserballons, der sich unterhalb einer Putenbrust befand. Das entnommene
Wasser wurde sodann erneut Ultraschall-gesteuert in eine Tomate gespritzt, die
ebenfalls von Fleisch bedeckt war. Eine knifflige und hochspannende Sache für
jeden, der Freude an mininmalinvasiven Therapien und interventioneller
Radiologie hat!
Fazit
Der
European Congress of Radiology 2012 war eine wertvolle Erfahrung für mich.
Erstmals hatte ich die Möglichkeit, an einem Kongress dieser Größe nicht nur
als Besucher, sondern auch als Referent teilzunehmen. Hervorzuheben ist, dass
das ECR-Team, insbesondere Robert Grünkranz, ein gelungenes Programm für jeden
Medizinstudenten mit Interesse an der Radiologie auf die Beine gestellt hat.