Im Portrait: Prof. Dr. Stefan Diederich, Kongresspräsident 2014
von Anne-Katrin Hennig, 29.01.2014
Stefan Diederich ist weit gekommen: Geboren 1961 in Göttingen, aufgewachsen in Lübeck zog es ihn nach Münster, Cambridge und schließlich nach Düsseldorf. Vom Arztsohn wurde er zum Arzt, zum Chefarzt und schließlich zum Kongresspräsidenten des größten deutschsprachigen Fachkongresses der Radiologie.
„Ich würde den Arztberuf immer wieder wählen“, sagt Stefan Diederich
über seine Berufswahl. „Das lag aber nicht daran, dass mir das jemand
vorgeschrieben hätte, sondern an mir selbst: Ich wollte einen Beruf
ergreifen, von dem ich hoffte und dachte, dass er einen Unterschied
macht.“ Und diese Hoffnung erfüllt sich bis heute.
Vielleicht ist ihm dieser Berufswunsch auch bereits in die Wiege gelegt worden: Mit einem Landarzt als Großvater, einem Universitätskardiologen als Vater sowie Onkeln, die Ärzte waren, hat ihm eine ganze Medizinerfamilie als Vorbild gedient. Auch sein Bruder ist Arzt. 1981 beginnt er das Medizinstudium an der Universität Münster.
Wenn Stefan Diederich über seinen Werdegang und seine tägliche Arbeit spricht, wirkt er zufrieden, denn der Arztberuf sei so, wie er ihn sich vorgestellt hat. Er stellt gern Diagnosen und ist froh, wenn er durch pfiffiges Nachdenken dem Patienten helfen kann. Wenn er lediglich mit einer Betäubung und ohne Schnitt ein Problem gelöst, gar einen Tumor zerstört hat, sei er glücklich und zugleich stolz, dass er auf sein Bauchgefühl gehört und sich diesen Beruf ausgesucht hat – und dabei auch noch der Familientradition gefolgt ist. Und gerade in der Radiologie könne er so effektiv und schnell wie sonst nirgends – ohne viel Blutvergießen – Erkrankungen schnell behandeln.
Dass Diederich sich 1987 für die Radiologie entscheidet, hat mit einer prägenden Person zu tun: Sein Doktorvater Prof. Peter E. Peters hat zu dieser Zeit den Lehrstuhl für Radiologie in Münster inne und führt seinen 26jährigen Doktoranden an die Computertomografie heran. Diederich ist beeindruckt von der CT, aber auch von Peters als Mensch und Mentor. Noch heute frage er sich in schwierigen Situationen: Was würde Peters tun? Oder: Wie wäre mein Großvater, der Landarzt, der seine Patienten noch ganzheitlich behandelte, alle von der Geburt bis ans Sterbebett begleitete – wie wäre er mit dem Problem umgegangen? Dass er sich diese Fragen stellt, ist keine Schwäche, sondern verleiht ihm Sicherheit. Familie und Vorbilder geben ihm Rückhalt, Ruhe und Multiperspektivität, die ihn erfolgreich macht. Er promoviert magna cum laude.
1992 wird für ihn ein besonderes Jahr: Mit Frau und zwei kleinen Kindern zieht er ins englische Cambridge und nimmt eine Tätigkeit als Senior Registrar am Department of Radiology am Addenbrooke’s Hospital auf. In dieser sehr prägenden Zeit nimmt ihn Dr. Christopher Flower unter seine Fittiche, der ihn in die Thoraxradiologie einführt, auf die sich Diederich fortan spezialisieren wird. Er lernt Prof. Adrian Dixon kennen, der ihn als Vorbild beeinflusst Die Zeit in England hat auch aufs Private Einfluss: Er und seine Frau verlieben sich in die englische Landschaft, die Weite, die Sprache. Sein beruflicher Mittelpunkt liege noch heute nur in Europa, sagt er, und seine Urlaube verbringe er nach wie vor gerne in Großbritannien. „Denn Ablenkung und Abstand vom Medizinerleben sind wichtig, auch wenn ich meinen Traumberuf verwirklicht habe“.
Und doch verwebt sich manchmal der Berufsalltag mit dem Privatleben. Ein prägendes Erlebnis ereilt Diederich im Nachtdienst als junger Radiologe: Ein Kind war in einen Teich gefallen, geriet in Panik, schluckte Wasser und wurde ins Krankenhaus gebracht. Der kleine Patient konnte nicht gerettet werden. So etwas, sagte er sich, möchte ich niemals wieder mit ansehen, nie wieder erleben. Seine Kinder schickt er so früh wie möglich in die Schwimmschule. Eine seiner Töchter wird Leistungsschwimmerin und bringt es bis zu den Deutschen Jahrgangsmeisterschaften.
1995 schließt Diederich seine Facharztausbildung in Radiologischer Diagnostik erfolgreich ab, 1998 habilitiert er in Münster, 2002 wird er Chefarzt des Instituts für Diagnostische und Interventionelle Radiologie am Düsseldorfer Marien Hospital. 2004 verleiht ihm die medizinische Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster die außerplanmäßige Professur. Die Aus- und Fortbildung an einer Uniklinik seien von zentraler Bedeutung, sagt er, aber das direktere Arbeiten am Patienten sei an einer kleineren Klinik wie dem Marien Hospital viel eher möglich und ihm sehr wichtig. Außerdem genieße er es als PJ-Beauftragter, der er mittlerweile schon seit zehn Jahren ist, junge Mediziner zu unterstützen und ihnen einen Weg in die Radiologie zu ebnen.
Wie ist er Chef geworden? Er findet: Sich selbst treu bleiben, trotz
Gefechten oder schwierigen Rahmenbedingungen, sich nicht umkrempeln
lassen und sich Rat holen – dann klappt auch der Aufstieg. Die
Entscheidung zur Kongresspräsidentschaft fällt nach Rücksprache mit
Prof. Walter Gross-Fengels von der Hamburger Asklepios Klinik, der
Geschäftsführung des Marien Hospitals – und seiner Frau: Das ist doch
die Krönung deines Werdegangs, sagt sie. Das musst du annehmen! Drei Mal
grünes Licht. Und so wurde er zum Kongresspräsidenten gewählt. Er wird
sich dafür nicht umkrempeln müssen. Wenn er so bleibt wie er ist, wird
es ein besonders erfolgreicher Röntgenkongress werden.
ZUR PERSON:
1981-1987 | Medizinstudium an den Universitäten Münster und Heidelberg |
Juni 1987 | Approbation als Arzt |
Juli 1987 | Promotion am Institut für Klinische Radiologie der Universität Münster bei Prof. Dr. med. P. E. Peters |
1988/1989 | Wissenschaftlicher Assistent am Institut für Pathologie der Ruhr-Universität Bochum |
1990 | Wissenschaftlicher Angestellter am Institut für Klinische Radiologie der Universität Münster |
1992/1993 | Senior Registrar am Department of Radiology, Addenbrooke's Hospital, Cambridge |
1995 | Facharzt für Radiologische Diagnostik |
1997 | Facharzt für Diagnostische Radiologie |
1998 | Habilitation am Institut für Klinische Radiologie der Universität Münster und Verleihung der Lehrbefugnis für das Fach „Diagnostische Radiologie“ |
Seit 2002 | Chefarzt des Instituts für Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Marien Hospital Düsseldorf |
2004 | Verleihung einer außerplanmäßigen Professur durch die medizinische Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster |
2014 | Kongresspräsident des 95. Deutschen Röntgenkongresses / 7. Gemeinsamen Kongresses von DRG und ÖRG |
Auszeichnungen: | |
Hanns-Langendorff Preis der Vereinigung Deutscher Strahlenschutzärzte und der Hanns-Langendorff-Stiftung (2000) | |
Eugenie-und-Felix-Wachsmann-Preis der Deutschen Röntgengesellschaft (2006) |
www.roentgenkongress.de