Im Portrait: Prof. Johannes Lammer, Kongresspräsident 2014
von Anne-Katrin Hennig, 31.01.2014
Johannes Lammer, geboren 1951 in Wien, ist Leiter der Abteilung für Kardiovaskuläre und Interventionelle Radiologie und stellvertretender Klinikdirektor der Wiener Universitätsklinik für Radiologie und Nuklearmedizin und nun auch Kongresspräsident des Deutschen Röntgenkongresses / 7. Gemeinsamen Kongresses der DRG und ÖRG. Ein kleiner Umweg brachte ihn in die Welt der Medizin.
Manchmal muss man eben seine Träume über Bord werfen. Aber das müsse
einem gar nicht leidtun, sagt Johannes Lammer. Er habe es auch nie
bereut, dass er den Traum, an der Wiener Filmakademie zu studieren,
aufgegeben hat: Aufgegeben für ein Versprechen der österreichischen
Bundesregierung.
Als Johannes Lammer im Sommer 1970 sein Abitur in der Tasche hat, erklärt die Regierung, dass jungen Männern die Wehrpflicht erlassen wird, wenn sie ein Medizinstudium beginnen. Das lässt sich Johannes Lammer nicht zwei Mal sagen. Medizin und Film: Die beiden Berufsfelder mögen in den Köpfen von vielen weit auseinander klaffen. Nicht jedoch für Lammer. Kultur oder Medizin waren die möglichen Berufsfelder, die er sich sehr gut für sich vorstellen konnte. Nun wurde ihm die Entscheidung eben leicht gemacht. Warum denn auch nicht?
Ohne zurückzuschauen steigt Lammer tief in die Welt der Medizin ein. Er will den Weg in den Fachbereich Urologie einschlagen und absolviert eine Famulatur bei Professor Hohenfellner in Mainz, der ihm erklärt, dass er bei Urologie unumgänglich Chirurgie im Gegenfach belegen muss. Gut, kein Problem. Lammer sucht sich dafür einen Famulaturplatz an einem kleinen Krankenhaus in Bregenz, an dem es möglich ist, als junger Doktor bei vielen Operationen anwesend zu sein und dabei viel lernen zu können. Der Weg scheint geebnet.
Doch plötzlich steuert der Zufall Johannes Lammer in eine andere Richtung: Er lernt den Chefarzt der Radiologie Primarius Oser kennen. Er wird zum Vorbild und begeistert Lammer für das Fach des Wilhelm Conrad Röntgen. Primarius Oser prägt den jungen Arzt. Gemeinsame Ausflüge in die Berge zum Skifahren oder an den See zum Segeln stärken die Freundschaft zu Primarius Oser sowie Lammers Wunsch, doch eher in die Radiologie zu gehen. Schicksal, Zufall – man mag es nennen wie man will – in Bregenz jedenfalls wurde der Grundstein für Johannes Lammers weiteren Werdegang gelegt.
Er ist also angekommen in der Radiologie. Seinen Schwerpunkt findet er schließlich während seiner Ausbildung in den USA: Es ist 1982 und die Frühzeit der Computertomografie. Zu der Zeit wartet man in Philadelphia dringend auf die Lieferung eines neuen CT-Geräts. Johannes Lammer lernt indessen andere Bereiche der Klinik kennen und lässt sich von der amerikanischen Offenheit und dem Forschergeist an der University of Pennsylvania, Philadelphia inspirieren. Dabei entdeckt er auch die Interventionelle Radiologie. Sie fasziniert ihn von Beginn an – und klärt mit seinem Chef auf unkompliziertem Wege, dass er vom CT ab- und an die Interventionen von nun an näher heranrücken möchte. Er darf und tut’s.
Lammer merkt früh, dass dies genau die richtige Entscheidung war – und die wurde ihm diesmal nicht abgenommen. Er ist stolz, dass er in den USA seinen Weg zu den Interventionen gefunden hat. Der direkte Kontakt zum Patienten und die Erfolgserlebnisse bei der Therapie begeistern ihn immer mehr für das Fach. Und nun gibt es kein Zurück mehr.
Die Filmakademie-Idee liegt lange zurück und ist vergessen.
Inzwischen hält er Gastvorträge in Harvard und Boston, seit 1992 ist er
Leiter der Abteilung für Kardiovaskuläre und Interventionelle Radiologie
an der Universitätsklinik für Radiologie in Wien. Was ihn auf diesen
Posten und generell diesen Platz in seinem Leben gebracht habe, sei
nicht nur sein Interesse an der Wissenschaft, sondern vor allem seine
Beharrlichkeit, sagt Lammer. Die Filmakademie wird diesen klugen Kopf
zwar vermissen, aber der Radiologie gewiss gönnen.
ZUR PERSON
1970-1975 | Medizinstudium an der Universität Wien mit Promotion |
1976 | Ordentlicher Präsenzdienst in Wien und Salzburg |
1976-1978 | Turnusarzt mit Ausbildung in Allgemeiner und Unfallchirurgie, Innerer Medizin am Stadtspital Bregenz und Pathologie am Landeskrankenhaus Feldkirch |
1978-1982 | Facharztausbildung an der Univ.-Klinik für Radiologie der Karl Franzens Universität Graz |
1982 | Visiting Fellowship an der University of Pennsylvania, an der University of Texas System Cancer Center und an der University of California |
1984 | Oberarzt an der Univ.-Klinik für Radiologie, Karl Franzens Universität Graz |
1985 | Lehrbefugnis für Medizinische Radiologie an der Universität Graz (Habilitation) |
1988 | Leiter der Arbeitsgruppe für Interventionelle Radiologie der Universitätsklinik für Radiologie Graz |
1989 | Visiting Professor am Department of Radiology, University of British Columbia, Vancouver, Kanada |
1990 | Fellow of Cardiovascular and Interventional Radiology Society Europa (CIRSE) |
1992 | Vorstand der Abteilung für Angiographie und Interventionelle Radiologie, Universität Wien |
Visiting Professor der University of Ottawa, Kanada | |
Vizepräsident der Österreichischen Röntgengesellschaft | |
Medizinischer Direktor der Akademie für Radiologisch-Technische Assistenten | |
1997 | Präsident der International Society of Hepato-Biliary-Pancreatic Radiology |
1999/2000 | Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Angiologie |
2005-2007 | Präsident von CIRSE |
2014 | Kongresspräsident des 95. Deutschen Röntgenkongresses / 7. Gemeinsamen Kongresses der DRG und ÖRG |