Wikipedia für Radiologen
von Dr. Fatih Seker, 02.03.2015
Wie haben wir das eigentlich früher
gemacht, als es Wikipedia noch nicht gab? Unbestritten praktisch ist das
elektronische Nachschlagewerk mit dem Wiki-Prinzip, das sich mittlerweile in
unzähligen verschiedenen Bereichen verbreitet hat. Auch für die Radiologie gibt
es ein eigenes, wikipedia-ähnliches Online-Nachschlagewerk; es trägt den Namen
Radiopaedia.org. Dr. Fatih Seker, Assistenzarzt in der Neuroradiologie in
Heidelberg, hat sich für Sie durchgeklickt.
Radiopaedia.org ist ein kostenloses, englischsprachiges Radiologie-Portal des UBM Medica, einem britischen Medienkonzern. Wie der Name schon sagt, handelt es sich hierbei um eine Art Wikipedia mit radiologischen Inhalten. Diese werden von Radiologen, die als freiwillige Editoren tätig sind, aktualisiert und erweitert. Prinzipiell kann jeder interessierte Leser sich anmelden und eigene Artikel beitragen.
Das Layout der Webseite ist angenehm und selbsterklärend, wodurch man sich schnell zurechtfindet. Den Kern der Webseite bilden die Enzyklopädie und die Fallbeispiele. Die Enzyklopädie ist an das Vorbild Wikipedia angelehnt. Die Liste der Artikel ist beachtlich und beschränkt sich nicht nur auf radiologische Fachbegriffe. Artikel gibt es beispielsweise zu verschiedensten Erkrankungen, anatomischen Bezeichnungen und radiologisch-physikalischen Begriffen. Die Bandbreite deckt die wichtigsten Subdisziplinen der Radiologie ab, seien es die interventionelle Radiologie, die gastrointestinale oder die Neuroradiologie.
Die Artikel liefern Informationen zur Definition, Epidemiologie, Ätiologie, Pathologie und Klinik vieler Erkrankungen. Die Erläuterungen sind prägnant gehalten. Der spezifische Nutzen von Radiopaedia.org ist nun, dass auch fachlich erklärt wird, wie sich die jeweils dargestellte Pathologie in den verschiedenen bildgebenden Modalitäten präsentiert. Quellen und weiterführende Literatur werden in den meisten Artikeln leider nicht genannt.
Praktischerweise werden rechts neben dem Artikel Röntgen-, CT-
oder MRT-Fallbeispiele angezeigt. Diese sind mal mehr, mal weniger ausführlich
beschrieben, und erleichtern das Verständnis erheblich. Häufig sind die
Fallbeispiele selbsterklärend. Die CT- und MRT-Bilder lassen sich am Computer
mit der Maus gut durchscrollen. Am Tablet ist die Handhabung jedoch noch gewöhnungsbedürftig.
Fazit
Insgesamt ist Radiopaedia ein gelungenes radiologisches E-Learning-Angebot. Es ist für Assistenzärzte sehr gut geeignet, um am Arbeitsplatz schnell eine bestimmte Erkrankung nachzulesen und zu schauen, wie sie sich zum Beispiel im CT oder MRT darstellt. Auch ist es sicherlich für die Prüfungsvorbereitung von Studenten vor dem Staatsexamen nützlich. Da Radiopaedia kostenlos ist, kann man es problemlos von zu Hause aus nutzen. Wer jedoch auf der Suche nach wissenschaftlich fundierten, detaillierten Informationen ist, sollte sich nach anderen Angeboten umsehen.
Bild oben:
Screenshot Ausschnittsweise Übersicht über vorhandene Artikel (Quelle: radiopaedia.org; abgerufen am 20.02.2015)
Bild rechts:
Screenshot Axiales CT-Bild einer
Subarachnoidalblutung (Quelle: radiopaedia.org; abgerufen am 20.02.2015)