Das Fibroadenom: Mammadiagnostik eines gutartigen Tumors
von Gaby Niggenaber, Medizinstudentin Charité Universitätsmedizin, 07.08.2017
Das Fibroadenom und die Diagnostik
Das Fibroadenom meldet sich als „Klassiker“ unter den gutartigen Tumoren der Frau vor der Menopause: zumeist sind jüngere Frauen unter 40 Jahren betroffen, mit einem Altersgipfel von ca. 25 Jahren. Der Tumor ist ein gutartiger Mischtumor, der von der Frau meistens ertastet werden kann.
Die klassische Patientin begibt sich aufgrund dieses selbst ertasteten Tumors zu Ihrem Facharzt/-ärztin für Gynäkologie, von wo aus umgehend die Mammadiagnostik eingeleitet wird. Als erstes Kriterium für einen gutartigen Tumor ist die Verschiebbarkeit an der eigenen Brust spürbar. Zudem ist der Tumor nicht druckdolent und es sind keine Hautveränderungen sichtbar. Mit einer Überweisung zur Mammadiagnostik kann man sich einen Termin in einem diagnostischen Brustzentrum bzw. radiologischen Praxis geben lassen. Es empfiehlt sich, eine spezialisierte Praxis mit erfahrenen RadiologenInnen in der Mammadiagnostik auszuwählen.
Ebenfalls empfehlenswert ist die Vorabinformation über Zentren und Praxen im Internet. Die meisten Einrichtungen haben eine gute Webpräsenz. Manchmal hat der überweisende Arzt auch eine Empfehlung und Informationen darüber, welche radiologischen Geräte in der Praxis oder dem Klinikum vorhanden sind, denn hier gibt es meist große Unterschiede.
Mammographie
Um den Tumor von einer bösartigen Veränderung abzugrenzen, erfolgt i.d.R. zuerst die Mammographie. Sie ist das sicherste Verfahren zur Diagnostik eines Mammakarzinoms.
Viele Brustzentren nutzen dazu die moderne digitale Vollfeld-Mammographie. Die Brust wird hierbei zwar etwas unter Druck eingefasst und geröntgt, allerdings hat die Methode auch 20-25 Prozent weniger Röntgenstrahlen. Die Aufnahmen werden digital aufgezeichnet. Empfehlenswert ist es, darauf zu achten, dass die Diagnostik durch zwei Fachärzte stattfindet und zudem noch ein weiteres Brustzentrum eingeschaltet werden könnte, wenn die Untersuchung einen zweifelhaften Befund ergeben sollte.
Aufgrund der digitalen Diagnostik ist nunmehr auch Teleradiologie möglich, so dass der Radiologe die Bilder sofort auswerten kann. Innerhalb von 24 Stunden liegt der Befund dann bereits beim behandelnden Gynäkologen vor.
Der Befund der digitalen Mammographie klingt bei einem gutartigen Fibroadenom wie folgt:
Dichtes Drüsenparenchym entsprechend Dichtetyp ACR III. Vereinzelte, rundliche monomorphe Mikroverkalkungen bds. sind nicht suspekt. Sternfiguren, Rundherde sowie gruppierte, pleomorphe Mikroverkalkungen sind bds. nicht nachweisbar. Kutis, Subkutis und Mamillen sind unauffällig. Damit sind die Kriterien eines gutartigen Tumors in der Mammographie erfüllt.
Sonographie des Fibroadenoms
Anschließend an diesen Befund wird i.d.R. eine Sonographie beider Mammae und Axillen gemacht.
Zur Diagnostik eines Fibroadenoms eignet sich die Sonographie am besten und erlaubt die eindeutige Abgrenzung zu zystischen Veränderung der Brust oder weiteren soliden Herdbefunden.
Im Befundbericht klingt das Fibroadenom bspw. folgendermaßen:
Kompakter, überwiegend echoarmer Drüsenkörper. Links kein Herdnachweis. Rechte Mamma: Ein fibroadenomtypischer, querovaler, echoarmer, solider Herd ohne vermehrte Vaskularisation; weiche Konsistenz in der Elastographie. Indifferentes, dorsales Schallverhalten. Axillär bds. normal großer, morphologisch unauffälliger Lymphknoten.
Rechts US BI-RADS 3, links 1.
Sonographie eines Fibroadenoms: glatt begrenzter Herdbefund
Quelle: radiopaedia.org, abgerufen am 07.08.2017
Case courtesy of Dr M Osama Yonso, <a href="https://radiopaedia.org/">Radiopaedia.org</a>. From the case <a href="https://radiopaedia.org/cases/17278">rID: 17278</a>
Ultraschallgestützte Stanzbiopsie
Eine Möglichkeit der weiteren Untersuchung, um den Befund eines gutartigen Fibroadenoms zu bestätigen, ist die ultraschallgestütze Stanzbiopsie, die unter lokaler Betäubung durchgeführt wird. Dies ist ein weitestgehend schmerzfreier, kleiner Eingriff mit minimalem Hautschnitt, der nur wenige Minuten dauert. Die mit der Stanzkanüle entnommenen Gewebezylinder werden später von einem Pathologen untersucht.
Verlaufskontrolle
I.d.R. nach einem Jahr finden sich Fibroadenom-Patientinnen zur Verlaufskontrolle im Brustzentrum ein und können dies auch in Zukunft in Anspruch nehmen. Dies könnte durchaus sinnvoll sei, denn es gibt einige Studien, die eine etwas erhöhte Rate von Mammakarzinomen bei Fibroadenom-Patientinnen aufzeigen.