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Januar 2016: Streifiges Kontrastmittelenhancement der Nieren
eine Rezension von PD Dr. Diane Renz (Universitätsklinikum Jena)

Titel: Streifiges Nephrogramm als Zufallsbefund nach Kontrastmittelgabe bei Kindern in der MRT

Autoren: S. Strocka, I. Sorge, L. Ritter, F. W. Hirsch
In: RöFo, Januar 2016, Band 188: 69-72

"Diese Studie evaluiert systematisch an einer großen Anzahl von eingeschlossen MRT-Untersuchungen ein seltenes Phänomen."

Kurzbeschreibung:

Die Autorengruppe aus Leipzig wertete 855 kontrastmittelgestützte Magnetresonanztomografie (MRT)-Untersuchungen des Abdomens aus, die bei 362 Patienten in einem Alter von 0 bis 18 Jahren durchgeführt wurden. Bei 11 der MRT-Untersuchungen (1,3%) fand sich ein streifiges Enhancement der Nieren („streifiges Nephrogramm“) in der Spätphase nach intravenöser Kontrastmittel (KM)-Applikation; alle diese Magnetresonanztomografien wurden bei einer Feldstärke von 3 Tesla (T) akquiriert. Die Autoren schlussfolgerten, dass streifige Nephrogramme in der Kontrastmittelspätphase bei einer 3T-MRT-Untersuchung auftreten können, ohne jedoch automatisch eine pathologische Relevanz zu beinhalten.

Hintergrund:

Bereits seit einigen Jahren ist das Phänomen einer möglichen streifigen Anreicherung des Nierenparenchyms nach intravenöser KM-Gabe in der Computertomografie (CT) bekannt und vor allem bei Erwachsenen beschrieben. Als mögliche Ursachen wurden verschiedene Nierenpathologien benannt, darunter Nierenvenenthrombose, Trauma, arterielle Hypertonie, akute Pyelonephritis und eine Verlegung der Nierentubuli durch Proteine, etwa beim Vorliegen eines Multiplen Myeloms. Nach Angaben der Autoren ist das Phänomen in der MRT-Bildgebung – gerade auch im Kindesalter – bisher nicht ausreichend systematisch evaluiert worden, obwohl es in der täglichen Praxis auch in der MRT mehrfach beobachtet werden konnte.

Inhalt:

Insgesamt wurden 855 kontrastmittelgestützte MRT-Untersuchungen des Abdomens, die in einem 8-jährigen Zeitraum bei 362 Kindern und Jugendlichen akquiriert wurden, in diese retrospektive Studie eingeschlossen. Bei mehr als der Hälfte der MRT-Untersuchungen (565 von 855; 66,1%) bestand als klinische Indikation ein Tumorverdacht oder eine Verlaufskontrolle bei bekanntem Tumorleiden. Die 855 MRT-Untersuchungen wurden an einem 3T-Scanner (578, 67,6%) und einem 1,5T-Gerät (277, 32,4%) durchgeführt. Bei 11 der 855 MRT-Untersuchungen (1,3%), welche bei 9 Patienten durchgeführt wurden, zeigte sich ein streifiges Nephrogramm. Alle 9 Patienten (Lebensalter: 1-8 Jahre) wiesen eine normale Nierenfunktion auf. Alle 11 MRT-Untersuchungen wurden bei 3T akquiriert; der zeitliche Abstand zwischen dem Auftreten des Phänomens und der KM-Applikation betrug zwischen 9 und 38 Minuten, im Mittel 17,5 Minuten. Prädisponierend für ein streifiges Nephrogramm in der MRT scheinen maligne Grunderkrankungen zu sein, da 7 der 9 Kinder eine Tumoranamnese (Entitäten: Neuroblastom, Nephroblastom und Hepatoblastom) aufwiesen und eine Chemotherapie abgeschlossen hatten (n=5) bzw. sich zum Zeitpunkt der MRT-Untersuchung in einer laufenden Chemotherapie befanden (n=2). Das Phänomen des streifigen Nierenparenchymenhancements wurde in der Studie nach der intravenösen Applikation von verschiedenen MRT-Kontrastmitteln beobachtet.

Aufgrund der relativ langen Zeitspanne zwischen KM-Gabe und Auftreten des streifigen Nephrogramms postulieren die Autoren, dass das Phänomen möglicherweise auf einer Akkumulation von Kontrastmittel in den Nierentubuli beruht und durch diese KM-Akkumulation eine signalarme Kontrastumkehr in Folge eines verstärkten T2-Verkürzungseffektes induziert wird. Aufgrund des Verlaufs der Tubuli vom Nierenkortex zur Nierenpapille erklärt sich daher nach Angabe der Autoren der streifige Aspekt des Phänomens. Ein möglicher Zusammenhang zur Chemotherapie könnte demnach aufgrund von Schäden oder Ablagerungen in den Nierentubuli, induziert durch die Zytostatika, bestehen. Die Autoren gehen davon aus, dass das Phänomen nicht automatisch eine relevante pathologische Bedeutung beinhaltet, da es ausschließlich bei 3T nachweisbar war und in MRT-Folgeuntersuchungen der Patienten nicht immer replizierbar war.

Konzeption und Benefit:

Ein wesentlicher Benefit der Studie stellt die sehr hohe Anzahl evaluierter MRT-Untersuchungen dar. Die Patienten, bei denen ein streifiges Nephrogramm detektiert wurde, wurden gründlich aufgearbeitet, etwa hinsichtlich Nierenfunktion, Grunderkrankungen und Zeitspanne zwischen Auftreten des Phänomens und KM-Applikation. Limitationen sind vor allem im retrospektiven Studiendesign zu sehen; so ist nicht die gleiche Anzahl von Patienten bei 3T und 1,5T untersucht worden. Zudem differieren die MRT-Untersuchungsprotokolle teilweise, und es kamen verschiedene MRT-Kontrastmittel zum Einsatz, vermutlich nicht in gleicher Anzahl über die Gesamt-MRT-Untersuchungen betrachtet vorliegend. Insgesamt besteht der Benefit der Studie für die Leser vor allem darin, ein seltenes Phänomen detektieren und richtig einordnen zu können und diesem morphologisch prägnanten Befund nicht automatisch eine relevante pathologische Bedeutung beizumessen.

Fazit:

Ein streifiges Nephrogramm in der Spätphase nach intravenöser KM-Applikation trat bei ca. 1% der evaluierten MRT-Untersuchungen des Abdomens bei Kindern und Jugendlichen auf. Dabei trat das Phänomen ausschließlich bei einer Feldstärke von 3T auf, ist bei den Patienten nicht immer reproduzierbar und beinhaltet daher nach Angabe der Autoren vermutlich keine pathologische Relevanz.

 

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