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Paper des Monats Januar 2018
kommentiert von Dr. Anne Schmitz, Radiologische Praxis Schwetzingen

Titel: Schnittbilddiagnostik solitärer Läsionen des Neurokraniums


Autor: Schäfer M, Koch A, Streitparth F et al.
In: RöFo 2017; 189: 1135-1144

"Solitäre Läsionen der Schädelkalotte stellen oft eine diagnostische Herausforderung für den Radiologen dar, insbesondere, wenn es sich um Zufallsbefunde handelt."


Kurzbeschreibung:

Solitäre Läsionen der Schädelkalotte sind oft Zufallsbefunde und nicht immer leicht einzuordnen. Zu unterscheiden sind die Läsionen nach Ätiologie, Lokalisation und Dignität. Hilfreich für die Diagnose sind weitere Hinweise wie Alter und Geschlecht des Patienten, sowie mögliche Grunderkrankungen. Insgesamt sind primäre Tumoren des Neurokraniums sehr selten und es handelt sich in den meisten Fällen eher um eine Zweitmanifestation einer bestehenden Krankheit an der Schädelkalotte oder um Veränderungen, die nicht primär von der Kalotte ausgehen, sondern diese infiltrieren.

Hintergrund:

In der Routinediagnostik werden eine Vielzahl an Schädel-CT-Untersuchungen durchgeführt und hierbei so mancher Zufallsbefund entdeckt. In der Regel geht es eigentlich um die Frage nach einer intrakraniellen Blutung oder Zeichen einer frischen Ischämie und zusätzlich ergibt sich ein Nebenbefund mit einer unklaren Veränderung der Schädelkalotte. Liegen Voruntersuchungen vor, können diese als Vergleich für die gefundene Läsion der Schädelkalotte dienen und einen Hinweis darauf geben, ob die Läsion schnell, langsam oder gar nicht wächst. Wichtige Hinweise für die Zuordnung der Läsion sind auch das Alter des Patienten bzw. bestehende Vorerkrankungen. Manche Läsionen kommen jedoch im klinischen Alltag nur selten vor, sodass eine schnelle Zuordnung nicht immer einfach ist. Generell gilt, dass für die Diagnostik von solchen Läsionen MRT oder CT Mittel der Wahl sind, wobei manchmal die jeweils andere Modalität bei unklarem Befund ergänzend zur ersten durchgeführt werden sollte, um die möglichen Differentialdiagnosen einzugrenzen. Bei Veränderungen, welche ursprünglich von den Gefäßen ausgehen, können zudem Angiographien sinnvoll sein.

Inhalt:

Die Autoren des Reviews fassen die wichtigsten Differentialdiagnosen von solitären Läsionen der Schädelkalotte bzw. der Schädelbasis in ihrem Paper zusammen. Insgesamt sind Sekundärmanifestationen von Erkrankungen wie Metastasen am häufigsten. In dem Paper gehen die Autoren auf Veränderungen ein, die zu einem Hauptteil den Knochen betreffen. Hierzu zählen das intraossäre Meningeom, das Osteom, das kavernöse Hämangiom, die Epidermoidzyste, Paccionische Granulationen, fibröse Dysplasie, Osteomyelitis, Langerhans-Zellhistiozytose, Morbus Paget, Knochenmetastasen, Plasmozystom/Multiples Myelom und das Lymphom.  Einzelne Entitäten wie Knochenmetastasen oder Manifestationen eines Plasmozytoms kommen in der Regel nicht solitär vor, sondern weisen meistens mehrere Läsionen auf. Zudem ist häufig bereits eine maligne Grunderkrankung des Patienten bekannt. Kommen diese Läsionen jedoch einzeln vor, wird die korrekte Zuordnung schwierig. Oftmals ist auch eine Abgrenzung zu einer Paccioni-Granulation nicht leicht, doch diese treten angrenzend an den venösen Sinus auf und können aufgrund ihrer Lokalisation diagnostiziert werden. Die genannten Veränderungen weisen eine lytische Knochenläsion auf, wohingegen der Morbus Paget eine Mehrsklerosierung des Knochen zeigt. Auch die fibröse Dysplasie sowie Osteome weisen ebenfalls Mehrsklerosierungen auf, auch wenn der Ursprung der Veränderung jeweils ein anderer ist. Die fibröse Dysplasie weist eine milchglasartige Mehrsklerosierung auf, wohingegen das Osteom meist eine rundliche, sehr stark mehrsklerosierte Läsion ist. Das intraossäre Meningeom ist im Grunde ein Meningeom ist großem intraossärem Anteil und nur kleiner oder fehlender Durakomponente. Beim kavernösen Hämangiom zeigt sich eine typische kräftige Kontrastmittelanreicherung und manchmal lassen sich korkenzieherartige Gefäße abgrenzen. Ebenfalls eine kräftige Kontrastmittelanreicherung zeigt die Osteomyelitis, welche zudem ein kräftiges Ödem aufweist. Das primäre Knochenlymphom kommt selten vor und weist ein permeatives Wachstum auf ohne Randsklerosierungen.   

Konzeption und Benefit:

Der Übersichtsartikel ist in eine kurze Zusammenfassung am Anfang, einen Einleitungsteil, einen großen Teil der unterschiedlichen Entitäten sowie eine kurze Zusammenfassung am Ende eingeteilt. Die kurze Zusammenfassung am Anfang des Papers hilft dem Leser einen schnellen Überblick über das behandelte Thema, sowie die Methoden der Autoren zu erlangen. In den folgenden Teilen werden nun die häufigsten Läsionen beschrieben. Dies geschieht in kurzen und übersichtlichen Sätzen, die es dem Leser leicht machen den Überblick zu behalten. Die Erklärungen werden mit Bildbeispielen abgerundet und münden in einen kurzen Fazit-Teil, der die praktische Bedeutung im Alltag zusammenfasst. Insgesamt ist der Text schlüssig und nicht mit unnötigen Informationen überlastet. Der Leser kann ihn leicht verstehen und später, dank des strukturierten Aufbaus, interessante Stellen schnell wiederfinden. Es wäre jedoch hilfreich gewesen, wenn es eine zusätzliche, übersichtliche Tabelle gäbe, die die verschiedenen Differentialdiagnosen kurz und knapp gegeneinander aufstellt. Jedoch auch ohne diese Übersichtstabelle ist der Artikel lesenswert und hilfreich für die tägliche Routine.

Fazit:

Das Review über die zwöllf häufigsten solitären Pathologien der Schädelkalotte/-basis stellt sehr übersichtlich die Differentialdiagnosen zusammen. Hierbei gehen die Autoren sowohl auf die typische Lokalisation der Veränderungen als auch auf die Erscheinung in der Bildgebung ein. Ein besonders wichtiger Punkt ist der jeweilige Blick auf die Praxis und die Bedeutung der Veränderung im klinischen Alltag. Der strukturierte Aufbau und auch die Bildbeispiele helfen dem Leser einen schnellen Überblick über mögliche Differentialdiagnosen zu erhalten. Der Artikel ist in jedem Fall lesenswert!

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