März 2014: Diagnostik nicht-traumatischer Notfälle der Aorta
eine Rezension von Dr. Diane Renz, Charité Berlin
Titel 1: Nontraumatic acute aortic emergencies: Part 1, acute
aortic syndrome
Autoren: K. K. Maddu, W. Shuaib, J. Telleria,
J.-O. Johnson, F. Khosa
In: American Journal of Roentgenology, März
2014, Band 202, Seiten 656-665
und
Titel 2: Nontraumatic acute aortic emergencies: Part 2, pre-
and postsurgical complications related to aortic aneurysm in the emergency
clinical setting
Autoren: K. K. Maddu, J. Telleria, W. Shuaib,
J.-O. Johnson, F. Khosa
In: American
Journal of Roentgenology, März 2014, Band 202, Seiten 666-674
„Diese beiden, sich ergänzenden Reviewartikel beschreiben systematisch die Diagnostik wichtiger akut lebensbedrohlicher Gefäßerkrankungen der Aorta.“
Kurzbeschreibung
Diese
Übersicht – gegliedert in zwei Reviewartikel – liefert eine sehr gut
strukturierte Zusammenfassung über die bildgebende Diagnostik nicht-traumatischer
Notfälle der Aorta. Der erste Übersichtsartikel beschäftigt sich mit dem
Krankheitsbild des akuten Aortensyndroms; die zweite Publikation erläutert Komplikationen,
die in Zusammenhang mit einem Aortenaneurysma – auch im Rahmen der Therapie –
auftreten können. Besonders positiv hervorzuheben an den beiden, sich
ergänzenden Reviewartikeln sind neben der sehr übersichtlichen Struktur das
exzellente Bildmaterial.
Hintergrund und Inhalt
Nach dem akuten Koronarsyndrom und der Lungenarterienembolie stellt das akute Aortensyndrom die häufigste lebensbedrohliche akute Gefäßerkrankung dar. Verglichen mit den beiden anderen Gefäßpathologien wird das akute Aortensyndrom in der akuten Notfallsituation jedoch seltener korrekt diagnostiziert. Der Begriff „akutes Aortensyndrom“ wurde erst vor kurzem in die medizinische Terminologie aufgenommen; das Syndrom umfasst verschiedene lebensbedrohliche, nicht-traumatische Erkrankungen der Aorta, darunter die Dissektion, das intramurale Hämatom und das penetrierende Aortenulkus. Diese drei Pathologien beschreibt der erste Übersichtsartikel; neben dem radiologischen Diagnoseverfahren der Wahl und den typischen bildmorphologischen Charakteristika erörtert die Publikation auch die Definition, Ätiologie, Inzidenz, klinische Symptome, Therapiemöglichkeiten und Prognose der Pathologien. Am Ende des Artikels veranschaulicht ein qualitativ hochwertiges Bildmaterial die beschriebenen radiologischen Charakteristika der akuten Aortenerkrankungen.
Die
zweite Übersichtspublikation widmet sich gänzlich dem Aortenaneurysma, der
häufigsten Erkrankung der Aorta, von der ca. 1% der über 50jährigen Bevölkerung
betroffen ist. Das Autorenteam aus Atlanta, U.S.A., behandelt in ihrem zweiten
Reviewartikel mögliche Folgen einer Ruptur oder Infektion des Aneurysmas sowie
potentielle Komplikationen, die im Rahmen einer offenen operativen oder
minimal-interventionellen Versorgung des Aneurysmas auftreten können. Nach der
minimal-invasiven Therapie eines Aortenaneurysmas mittels eines Stentgrafts
(„Endovascular aortic repair“, EVAR) entwickeln sich in ca. 15-25% der Fälle so
genannte „Endoleaks“ (Leckagen), d.h. Blutflüsse außerhalb des Stentgrafts
innerhalb des ehemaligen Aneurysmasacks. Die Unterteilung dieser „Endoleaks“ in
fünf Subtypen sowie deren Entstehung, Diagnostik und Therapie beschreiben die
Autoren in einem eigenen Unterkapitel systematisch. Analog zu dem ersten
Übersichtsartikel befindet sich auch in der zweiten Publikation das gesamte
Bildmaterial am Ende des Artikels.
Konzeption und Benefit
Aufgrund des
großen Umfangs und der Komplexität des akuten Aortensyndroms ist es aus Gründen
der besseren Übersichtlichkeit angebracht, das Themengebiet in zwei, sich
ergänzende und aufeinander folgende Publikationen aufzuteilen. Besonders
positiv an den beiden Übersichtsartikeln hervorzuheben sind die hervorragende
Systematik und Struktur sowie die gute Verständlichkeit des Textes. Das
umfangreiche Bildmaterial ist von hoher Qualität, befindet sich bei beiden
Publikationen zusammengefasst am Ende und veranschaulicht die beschriebenen
Pathologien deutlich. An den beiden Reviewartikeln ist zu bemängeln, dass
detaillierte Angaben zu radiologischen Untersuchungsprotokollen als praktische
Tipps fehlen; auch gehen die Autoren zu wenig auf mögliche diagnostische Fehlerquellen
und Pitfalls ein. Eine höhere Anzahl von Tabellen und Schemazeichnungen hätte zudem
die Verständlichkeit des komplexen Themas für den Leser an der einen oder
anderen Stelle erhöht.
Fazit
Diese beiden Reviewartikel beschreiben anschaulich mit exzellentem Bildmaterial und sehr gut strukturiert die verschiedenen Pathologien, bildmorphologischen Charakteristika, potentielle Komplikationen und Therapiemöglichkeiten des akuten Aortensyndroms. Beide Reviewartikel werden jedoch der Komplexität des Themas nicht in vollem Umfang gerecht; eine höhere Anzahl von Tabellen und Schemazeichnungen, der Hinweis auf mögliche diagnostische Pitfalls sowie detaillierte Tipps für radiologische Untersuchungsprotokolle hätten die Verständlichkeit der beiden Artikel noch erhöht und praktische Anleitungen für den Leser geliefert.