Mai 2013: Dual-Energy-CT beim Aortenaneurysma
Ein Beitrag von Anne Schmitz (Uniklinik Heidelberg)
Titel: Dual-Energy CT zur postoperativen Langzeitkontrolle nach endovaskulär therapierten abdominellem Aortenaneurysma
Autoren: A. Brägelmann, A. Bunck, K. Donas, B. Kasprzak, D.
Maintz, W. Heindel, H. Seifrath
In: RöFo, April 2013,
Band 185 (4): 351-357
„ein interessantes Paper über die Möglichkeit, Strahlendosis zu sparen“
Kurzbeschreibung:
Die Autoren des Papers sehen in der Dual Energy Technik
großes Potential zur Einsparung von Strahlendosis. Sie untersuchen in ihrer Studie die
Möglichkeit, den nativen Scan bei den Kontrolluntersuchungen nach Stentgraft
Implantation bei Aortenaneurysma durch rekonstruierte Bilder zu ersetzen. Da
diese Patienten regelmäßig nachuntersucht werden müssen, würde eine
Strahlenreduktion großen Nutzen bringen. Innerhalb der Studie kommen sie zu
interessanten Ergebnissen.
Inhalt:
Die Autoren beschäftigen sich mit der Kernfrage: Ist es möglich Strahlendosis einzusparen, wenn man sich die die Dual Energy Technik zu Nutze macht? Sie untersuchen hierbei die Detektionsmöglichkeit eines Endolecks nach Stentgraftimplantation beim Aortenaneurysma. Die Arbeitsgruppe versucht mit der Studie herauszufinden, welche Phasen des CT-Scans (nativ, arteriell, venös) zur Diagnose eines Endolecks benötigt werden und auf welche verzichtet werden kann, bzw. ob es möglich ist, die nativen Bilder aufgrund der Dual-Energy Technik zu rekonstruieren und somit die nativen Scans einzusparen.
Hierzu wurden 47 Patienten (1 Frau, 46 Männer) mit
Dual-Energy Technik untersucht und die Bilder nach drei verschiedenen
Protokollen von zwei geblindeten Untersuchern ausgewertet (Protokoll A: nativ,
arteriell, venös; Protokoll B: virtuell nativ, venös, arteriell; Protokoll C: virtuell
nativ, venös). Insgesamt detektieren die Untersucher 17 Endolecks (Typ I-III
nach Pitton) bei den untersuchten Patienten. Die Arbeitsgruppe konnte zeigen,
dass die Endolecks in allen Fällen sowohl in den virtuell nativen Bildern, als
auch in den venösen Bildern nachgewiesen werden konnten. Somit kommen sie zu
dem Schluss, dass die die reellen nativen Bilder durch die rekonstruierten virtuell
nativen Bilder ersetzt werden können. Des Weiteren wird eine Reduktion des
Scanprotokolls um die arterielle Phase
diskutiert. Die Arbeitsgruppe gibt die Dosisreduktion, die aufgrund der
alleinigen Durchführung eines venösen Scans in Dual-Energy Technik (Einsparung
des nativen und arteriellen Scans) eingespart werden kann, mit 62,45% an.
Konzeption und Bennefit:
Die Verwendung der Dual-Energy Technik birgt viele Vorteile und die Verwendbarkeit von virtuell nativen Bildern wurde auch schon bei verschiedenen anderen Arbeitsgruppen diskutiert. Insbesondere der Nutzen der rekonstruierten virtuell nativen Bilder bei Patienten, welche in regelmäßigen Abständen über lange Zeiträume nachkontrolliert werden, scheint groß zu sein. Bislang lagen keine Studien vor über die Möglichkeit, Endolecks anhand von rekonstruierten virtuell nativen Bildern sicher zu detektieren. Hier schafft die vorliegende Studie Abhilfe. Laut der Arbeitsgruppe können Endolecks auch ohne nativen Scan sicher diagnostiziert werden.
Eine Limitation der Studie ist jedoch das kleine
Patientenkollektiv, die ungleiche Verteilung von Frauen zu Männern, sowie die
unausgewogenen Endoleck-Typen. Hierbei sollte die Detektierbarkeit von
Endolecks Typ III-IV anhand von virtuell nativen Bildern Gegenstand zukünftiger
Studien sein, da diese eine besondere Herausforderung im klinischen Alltag
darstellen. Sollte für diese Typen ebenfalls gelten, dass die virtuell nativen
Bilder ausreichen, kann dies durch die Kürzung des Scanprotokolls zu einer
signifikanten Reduktion der Strahlendosis führen.
Fazit:
Das Paper befasst sich mit einem sehr interessanten Thema, welches besonders für Zentren mit endovaskulärer Therapie bei abdominellem Aortenaneurysma relevant ist. Hier können die Patienten von einer Strahlendosisreduktion besonders profitieren. Dennoch bleibt abzuwarten, ob die Ergebnisse auch für die anderen Endoleck Typen zutreffend sind und somit keine Endolecks übersehen werden.