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November 2015: Imaging Pregnant and Lactating Patients
eine Rezension von Dr. Anne Schmitz (Klinikum Ludwigshafen am Rhein)

Titel: Imaging Pregnant and Lactating Patients

Autor: Tirada N et al.
In: RadioGraphics 2015; 35:1751-1765

"Der Artikel hilft Unsicherheiten beim Umgang mit Schwangeren zu klären und bringt somit einen großen Lerneffekt für den Leser."

Nach Nutzen-Risiko-Abwägungen können unter Beachtung des ALARA-Prinzips sowohl MRT als auch CT-Untersuchungen bei Schwangeren zu bestimmten Zeiten der Schwangerschaft durchgeführt werden.

Kurzbeschreibung:

Immer wieder kommt es vor, dass eine schwangere Patientin oder Frau kurz nach Entbindung untersucht werden soll und oft herrscht Unklarheit darüber, ob eine Untersuchung durchgeführt werden darf oder nicht und wie mit der Gabe von Kontrastmittel umzugehen ist.  Dieser Artikel setzt sich mit genau diesen Fragen auseinander. Generell wird  eine Nutzen-Risiko-Abwägung empfohlen und nur wenn der Nutzen für Mutter bzw. Kind die Risiken überwiegt, sollte eine Untersuchung durchgeführt werden. Eine CT –Untersuchung sollte nur im Notfall und mit so wenig Dosis wie möglich durchgeführt werden. Jodhaltiges Kontrastmittel kann gegeben werden und auch bei stillenden Müttern müssen keine gesonderten Maßnahmen ergriffen werden.

Hintergrund:

Schwangere bzw. ungeborene Kinder und die Brust einer stillenden Frau sind empfindlicher gegenüber Röntgenstrahlen als das Gewebe von anderen Patienten. Insbesondere in der Frühschwangerschaft muss mit Schäden beim Kind aufgrund von hohen Strahlungsdosen gerechnet werden. Welche Schäden bei welcher Strahlenbelastung zu erwarten sind behandelt der vorliegende Artikel. Des Weiteren ist zu beachten, dass die Brust einer stillenden Mutter deutlich strahlensensibler ist als bei den übrigen Frauen. Bei der Versorgung von Trauma-Patienten kommt es zeitweise vor, dass eine Patientin angibt schwanger zu sein. In solchen Fällen muss überlegt werden, ob eine CT-Untersuchung gerechtfertigt ist oder auch ein Ultraschall ähnliche diagnostische Ergebnisse liefern kann. Wenn eine CT-Untersuchung unumgänglich scheint, muss geklärt werden, wie hoch die Strahlenbelastung für die Mutter und das Kind ist, bzw. die Dosis das Kind schädigt oder  ob Schäden in Bezug auf das Stadium der Schwangerschaft  zu erwarten sind. . Der vorliegende Artikel bietet eine Übersicht der möglichen diagnostischen Mittel und ihrer Belastung für Mutter und Kind. Außerdem behandelt der Artikel die Frage nach der Schädlichkeit des Kontrastmittels (sowohl über die Plazenta als auch über die Muttermilch aufgenommen) für das Kind.

Inhalt:

Die Notfall-Untersuchung einer schwangeren oder stillenden Patientin kann jeden Radiologen, der in der Akutversorgung von Patienten tätig ist, betreffen. Der Artikel beschreibt ganz ausführlich die unterschiedlichen Untersuchungsmodalitäten und deren potenzielles Risiko. Generell ist eine CT-Untersuchung des Schädels, der HWS und der Extremitäten (abgesehen von den Hüften) unbedenklich für das ungeborene Kind. Problematisch wird erst eine Untersuchung bei der das Kind im direkten Untersuchungsgebiet liegt. Hier ist eine Risiko-Nutzen-Abwägung unumgänglich. Wenn der Nutzen überwiegt, sollte eine CT-Untersuchung nur monophasisch durchgeführt werden. Des Weiteren sollte die Strahlenbelastung so weit herunter geregelt werden, wie eben möglich. Im Paper werden verschiedene Schwellendosen angegeben, bei denen mit unterschiedlichen Schäden beim Kind zu rechnen sind. Unter 50mGy sind die Risiken minimal, abgesehen vom karzinogenem Effekt, der allerdings dem Alles- oder nichts-Prinzip folgt und demnach nicht vorherzusagen ist. Das Risiko nimmt im Laufe der Schwangerschaft ab, dass ein solcher Effekt eintritt. Durch Strahlenreduktion ist es jedoch möglich, dass das Ungeborene nur geringe Strahlenbelastungen erfährt. Für die MRT-Untersuchung gilt, dass auch ein MRT schädlich für das Kind sein kann. Die Erwärmung der Mutter kann Probleme bei der Teilung und Entwicklung der kindlichen Zellen bewirken. Aufgrund dessen werden von MRTUntersuchungen mit hohen Erwärmungen im ersten Trimester abgeraten. Jodhaltiges Kontrastmittel kann im Rahmen der CT-Untersuchung gegeben werden. Ein Abpumpen bei stillenden Patientinnen nach der Kontrastmittelgabe ist nicht nötig, da nur wenig in die Muttermilch gelangt. Auch der Übertritt über die Plazenta ist gering, dennoch sollte nach der Geburt ein Screening auf Hypothyreodismus durchgeführt werden. Für die MRT-Kontrastmittel existieren nur wenige Daten. Die Gabe sollte, wenn möglich, vermieden werden. Generell gilt, dass bei großer Gefahr für die Mutter auch hier eine Gabe von Kontrastmittel  indiziert sein kann. Nicht außer Acht gelassen werden darf, dass auch die stillende Mutter deutlich vulnerabler ist als sonst, denn das Brustgewebe ist zu der Zeit strahlensensibler. Auch hier sollte ein CT nur im Notfall durchgeführt werden.

Konzeption und Benefit:

Der Artikel ist in zwei große Teile unterteilt. Im ersten Abschnitt geht es um die Untersuchungsmodalitäten (aufgeteilt in ionisierende Techniken und nicht ionisierende Techniken). Im Zweiten um die Verwendung von Kontrastmittel. Der erste Teil behandelt die Risiken von CT, Szintigraphie, MRT und Ultraschall. Die Autorin weist auf die Problematik der Strahlenbelastung des ungeborenen Kindes hin, aber auch der besonderen Strahlensensibilität der stillenden Mutter. Der Artikel beschäftigt sich ganz ausführlich mit der Strahlensensibilität des Fetus zu verschiedenen Stadien der Schwangerschaft. Es wird deutlich gemacht, dass die Schwangerschaftswoche eine wichtige Rolle spielt bei der Abwägung, ob eine Untersuchung durchgeführt werden sollte oder nicht. Wichtiger Keypoint des Artikels ist das ALARA Prinzip („as low as reasonably  achievable“), welches besagt dass so wenig Strahlung verwendet werden soll wie eben möglich. Die Effekte von ionisierender Strahlung wird in die Untergruppen karzinogen und teratogen unterteilt und auch hier wird deutlich, dass Strahlung nicht nur auf eine Weise auf das Ungeborene wirken kann. Insgesamt ist das ungeborene Kind in der ersten Hälfte der Schwangerschaft besonders vulnerabel. Zusätzlich veranschaulichen übersichtliche Tabellen die Informationen aus dem Text, so dass der Lerneffekt erhöht wird und ein schnelles Nachlesen der wichtigen Punkte möglich ist.

Fazit:

Der Artikel über den Umgang mit schwangeren bzw. stillenden Frauen bietet einen guten Überblick über die unterschiedlichen diagnostischen Möglichkeiten (MRT, CT, Szintigraphie, Ultraschall) und erläutert jeweils Risiken und Vorteile. Es wird klar, dass der behandelnde Radiologe die CT-Untersuchung nur im Notfall einsetzten sollte und in der Spätschwangerschaft weniger Probleme zu erwarten sind. Auch die Gabe von Kontrastmittel ist  bei diesen Patienten möglich. Insgesamt hilft der Artikel Unsicherheiten beim Umgang mit Schwangeren zu klären und bring somit einen großen Lerneffekt für den Leser.

 


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