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Oktober 2013: Kriterien für das Tumoransprechen in der onkologischen Bildgebung
eine Rezension von Dr. Anne Schmitz (Uniklinik Heidelberg)

Titel: Response Criteria in Oncologic Imaging: Review of Traditional and New Criteria

Autoren: Temel Tirkes, MD; Margaret A. Hollar, DO; Mark Tann, MD; Marc D. Kohli, MD; Fatih Akisik, MD; Kumaresan Sandrasegaran, MD

In: RadioGraphics, September 2013; 33, 1323-1341

 „Diese Übersicht bringt Licht ins Dunkel der vielen bestehenden Kriterien zum Tumoransprechen und zeigt auf, wie neue Therapiemethoden die Bewertungskriterien beeinflussen“

Kurzbeschreibung

Kernaufgabe der Onkologischen Bildgebung ist das Staging der Patienten im Verlauf der Behandlung bzw. bei der Erstdiagnose. Hierfür werden in der Regel Schnittbildverfahren eingesetzt wie CT oder MRT. Die ersten Versuche einer einheitlichen Klassifikation des Tumoransprechens wurden ab 1981 von der WHO vorgenommen. Danach wurden die WHO-Kriterien in vielen Teilen durch die RECIST Kriterien abgelöst oder modifiziert, denn durch neuere Therapiemethoden war es immer öfter nötig, andere Kriterien als die bloße Tumorgröße in die Bewertung über das Therapieansprechen einzubeziehen. Die Autoren geben einen hervorragenden Überblick über die verschiedenen Kriterien sowie ihre Vor- und Nachteile.

Hintergrund

Die richtige Bewertung einer Therapie bei Tumorpatienten ist für die Behandlung essentiell: Nur eine optimale Therapie kann dem Patienten wirklich helfen und die Lebensqualität verbessern. In der Beurteilung kommt der Radiologie eine besondere Bedeutung zu. Mithilfe der Schnittbildverfahren ist es möglich, Patienten in regelmäßigen Abständen möglichst standardisiert zu untersuchen und anhand der Bilder den Krankheitsverlauf zu verfolgen. Um die Beurteilung der Bilder ebenfalls zu standardisieren, mussten Kriterien entwickelt werden, die von jedem Radiologen einfach angewendet werden können und die für alle gleich gelten. Es wurden Kriterien erstellt, die das Wachstum der Läsionen bemessen und ihre Vergrößerung oder Verkleinerung im Verhältnis zur so genannten Baseline-Untersuchung (erste Untersuchung) setzten. Anhand dieser Messungen wurde ein Progress, eine Remission (in Teilen oder komplett) oder ein stabiler Befund festgelegt. Ein Vergleich war mit diesen Kriterien jederzeit möglich und konnte von unterschiedlichen Radiologen jederzeit reproduziert werden.

Mit den im Laufe der Zeit entstehenden neuen Therapiemöglichkeiten zeichnete sich jedoch zunehmend ab, dass die Größenkriterien allein nicht hinreichend waren,  um einen Therapieerfolg zu messen. Denn auch andere Kriterien wie ein verminderter Stoffwechsel oder eine Verkleinerung des hyperarteriallisierten Anteils einer Läsion können einen Therapieerfolg anzeigen. Es begann die Ära der neuen Kriterien, welche genau diese Variablen mit einbezogen und teilweise spezifisch für eine Tumorentität entwickelt wurden.

Inhalt

Die Autoren beginnen ihre Aufstellung der verschiedenen Klassifikationskriterien mit einer Beschreibung über die Entstehung der WHO-Kriterien im Jahre 1981, welche einen ersten Versuch unternahmen eine einheitliche Beurteilung zu etablieren. Hierbei wurde in einem ersten Schritt die Summe der Durchmesser der gemessenen Läsionen in der Erstuntersuchung berechnet und als Baseline-Untersuchung zugrunde gelegt. Bei späteren Messungen wurden dann die Durchmesser jeder Untersuchung zu dieser ersten Untersuchung in Relation gesetzt: Eine Reduktion um mehr als 50% wurde als „partial response“ bewertet, eine Zunahme von mehr als 25% als „progressive disease“. Konnte kein Tumor mehr nachgewiesen werden, wurde von „complete response“ gesprochen und bei einem Stadium, welches zu keinem der genannten passte, definierte man ein „stable disease“ der Erkrankung.

Doch die Kriterien bargen einige Schwächen, welche im Artikel herausgearbeitet werden. Im Jahr 2000 bzw. in einer überarbeiteten Version im Jahr 2008 wurden die RECIST Kriterien veröffentlicht. Hier wurde erstmals auch die Anzahl der zu messenden Läsionen festgelegt, die anhand von neu festgelegten Mindestgrößen und Läsions Lokalisationen in Target Lesions und Non Target Lesions unterteilt wurden. Die Prozentzahlen der Ab- bzw. Zunahme der Durchmesser wurde ebenfalls angepasst.

Gerade in den letzten Jahren wurde jedoch zunehmend klar, dass auch diese Kriterien den unterschiedlichen Tumorentitäten nicht gerecht werden. Die Autoren beschreiben weitere Kriterien, die die speziellen Tumoransprachen auf die Therapie besser abbilden. Nicht jeder Tumor schrumpft oder verschwindet ganz. Die Autoren weisen darauf hin, dass etwa ein Fibrosesaum oder auch eine Nekrose ein Therapieansprechen zeigen kann, das eben nicht mit einer Größenreduktion einhergehen muss. Desweiteren zeigt auch eine Abnahme des Stoffwechsels einen Erfolg im Therapieregime an. Hier greifen neue Kriterien wie die PERCIST oder Cheson Kriterien. Sie basieren auf PET-CT Untersuchungen, die eine zusätzliche Information über den Stoffwechsel bieten und somit auch eine Erweiterung der Beurteilung zulassen. Die Autoren stellen verschiedene Kriterien in übersichtlichen Tabellen gegenüber und betonen die Wichtigkeit der differenzierten Bertachtung verschiedener Tumorentitäten und ihres Therapieansprechens.

Konzeption und Benefit

Die Autoren arbeiten in ihrem Review mit vielen sehr übersichtlichen Tabellen, die den Vergleich der unterschiedlichen Kriterien vereinfachen. Der Leser wird nicht mit Seiten voller Text erschlagen, sondern erhält einen geordneten Überblick. Es wird verständlich dargelegt, wie es zu der Konzeption der Kriterien kam und worauf geachtet wurde. Des Weiteren werden die Schwächen eines jeden Versuches einer standardisierten Auswertung erarbeitet und so klar gezeigt, wie es zu der Entwicklung einer neuen Klassifikation kam. Die Klassifikationen und ihre Limitationen werden anhand von Bildbeispielen herausgearbeitet und dem Leser erläutert. Am Anfang steht die WHO-Klassifikation und am Ende die Klassifikationen, welche einer bestimmten Tumorentität zugeordnet wird, und die den Stoffwechsel oder die Immunantwort mit in die Bewertung einbezieht.

Fazit

Es handelt sich bei diesem Artikel um eine gelungene Gegenüberstellung der unterschiedlichen Klassifikationen des Tumoransprechens. Die wichtigsten Punkte werden in übersichtlichen Tabellen gegenübergestellt, so dass sie in handlicher Form den Leser auch in der Praxis begleiten können. . Jeder Radiologe sollte die wichtigsten Klassifikationen kennen und anwenden können, ihm sollte allerdings auch bewusst sein, dass jeder Versuch der Beurteilung seine Limitationen hat. Genau diese Punkte arbeiten die Autoren wunderbar heraus und schaffen so ein hervorragendes Review über die traditionellen und neuen Klassifikationen in der Tumorbildgebung.

 

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